Samba und Salsa auf der Römerbrücke

TRIER. Beim ersten lateinamerikanischen Tanzfest auf der Römerbrücke feierten und tanzten am Samstag bei Volksfeststimmung mehr als 5000 Besucher.

Ein Mann, auf dessen schwarzer Weste die Aussage "Das Frische an Bayern" für eine bajuwarische Biermarke wirbt, tanzt hingebungsvoll mit seiner Partnerin Salsa, den temperamentvollen lateinamerikanischen Tanz. Eine Asiatin besticht mit feschem Hüftschwung. Ein Tänzer hat sich seiner Schuhe entledigt und vier Frauen und Männer um die 50 schlängeln sich als Polonaise durch die dicht an dicht stehenden Menschen auf der Römerbrücke.Bunte Straßenlaternen kommen gut an

Auf einer Brücke zu tanzen, kennt man gemeinhin nur aus einem Volkslied, das diesen Brauch im südfranzösischen Avignon besingt. Doch jetzt ist dies auch auf der für Autos gesperrten Trierer Römerbrücke möglich. Aus Anlass des 2020. Geburtstags der Stadt hat das Presseamt die Römerbrücke, die älteste Brücke nördlich der Alpen, von einer Verkehrsader in eine Tanzfläche verwandelt. Wie viele sich auf der Römerbrücke tummeln, ist schwer zu schätzen. Um 22.30 Uhr sind bereits 4000 Karten verkauft. "Wir rechnen damit, 5000 Karten zu verkaufen", sagt Organisatorin Hiltrud Zock vom Agenturhaus. Die angekündigte "Illumination" der Römerbrücke hat sich aus Kostengründen auf grüne und gelbe Farbschablonen an den Straßenlaternen beschränkt. Das kommt bei den Besuchern allerdings gut an. "Die bunten Straßenlampen finde ich witzig. Aber leider ist es hier eher wie auf einem Volksfest. Die Idee, die Brücke zu sperren, ist dennoch richtig gut. Mehr Live-Musik wäre aber besser", sagt der Trierer Christoph Theisen (33), zieht an seinem Strohhalm und schickt hinterher: "Und in den Cocktails ist leider kaum Alkohol." Auf den drei Bühnen treten Sambrasil, Roy Cabrera, Noke, Supernova und En Talla auf. Zwischendrin legt DJ Paolo auf. Doch die Freude über das Fest teilen nicht alle. Einige anliegenden Gastwirte sind verärgert. "Ich bin stinksauer", sagt die Inhaberin des Hotels Römerbrücke, Sylvia Ponto. Sie ist erbost darüber, dass sie keinen Stand auf der Brücke betreiben darf: "Mir wurde gesagt, dass keine der anliegenden Gaststätten einen Stand bekommt, weil nur Catering Pfeifer das volle Risiko übernähme." Die Unternehmerin legte nach der Absage ihr Fest zum zehnjährigen Jubiläum bewusst auf den Tag des Tanzfestes. Auch Annemarie Oster, Inhaberin des Luxemburger Ecks, findet es "unverschämt", dass sie noch nicht einmal eine Genehmigung bekam, vor ihrem Lokal Bänke aufzustellen. Nur das Restaurant Mekong freut sich über den Zulauf. "Viele Leute kommen heute vor oder während ihres Besuchs zu uns, um etwas zu essen", sagt Inhaber Son Duong.Garnelenspieße und Chili con Carne

Über "eine schöne Atmosphäre" freut sich Johannes Krings (56) aus Nickenich am Laacher See und verdrückt genüsslich einen Garnelenspieß. Er hatte die Wahl zwischen Chili con Carne, Paella, Garnelenspieß mit Knoblauchsoße und mexikanischem Putenspieß. "Die Musik gefällt uns sehr gut", sagt Brigitte Kuhnke (56) aus Neumagen-Dhron, die mit ihrer Tanzgruppe aus Trittenheim gekommen ist. Auch ihr Schwager Eugen Anton (76) ist begeistert, obwohl er lieber auf Parkett als auf Asphalt tanzt. Um kurz nach Mitternacht hat sich die Menschenmasse auf der Brücke aufgelöst. Die freie Fläche wird nun vergnügt betanzt, bis später die Musik abebbt, die bunten Lichter ausgehen und die Römerbrücke sich wieder in einen asphaltgraue Straßenabschnitt verwandelt.

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