Satter Klang auf 60 Instrumenten

Trier · Cellostadt Trier? Jedenfalls ist die Zahl der Menschen in Trier und Umgebung erstaunlich groß, die das Streichinstrument mögen und spielen. Zum Cello-Orchester, bei dem die Karl-Berg-Musikschule und die Philharmoniker kooperieren, haben sich immerhin 60 Interessenten angemeldet. Am 3. Juli wird die Gruppe auf dem Orchesterfest im Trierer Theater auftreten.

Satter Klang auf 60 Instrumenten
Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Trier. Die 60 Anmeldungen zum Cello-Orchester von Musikschule und Philharmonikern waren kein leeres Versprechen. Pünktlich zum Probenbeginn in der ehemaligen Christkönig-Kirche Trier-West sitzen sie vor ihren Notenpulten. 60 Cellistinnen und Cellisten zwischen neun und 65 Jahren hatten sich angemeldet, und fast alle kamen.
Und als das Einstimmen der Instrumente und die üblichen Vorbereitungen vorbei waren, da setzten sie mit einer Sonorität ein, die es nur bei Celloformationen gibt. Die sind so etwas wie der Männerchor eines Orchesters und dabei vielseitig verwendbar.
Auch in der Probe zeigt sich das rasch. In den Höhen singen sie satte Kantilenen aus, im Bass sorgen die Celli für ein ordentliches Fundament, und die Mittelstimmen produzieren die nötige Klangfülle.
Es ist die erste Gesamtprobe mit dieser neuen Formation. Keine Frage: die Cellistinnen und Cellisten müssen sich aufeinander einhören und einspielen. Probenleiterin Ursula Heckmann von den Trierer Philharmonikern zielt vor allem auf eine Fähigkeit, die manchen nebensächlich erscheint: leise, also im echten Pianissimo zu spielen. Da bricht sie mehrfach ab, korrigiert, probiert erneut. Ganz so einfach ist die gespielte Musik ohnehin nicht. Bei der Probenarbeit zum "kleinen grünen Kaktus", der im Konzert mal eben so vorbeirauscht, vergehen 40 Minuten rasch.
Aber es ist faszinierend zu hören, wie sich diese anfangs uneinheitliche Cellogruppe immer besser formiert, wie sich eine zufällige Ansammlung schrittweise zu einem Klangkörper entwickelt.
Das anspruchsvollste Stück im Programm: der "Hymnus" für zwölf Celli von Julius Klengel. Klengel (1859-1933), damals Lehrer einer ganzen Cellistengeneration, hat mit dem "Hymnus" das Paradestück aller Celloformationen geschrieben. Und er wusste genau, was auf dem Cello möglich ist und was nicht.
Einfach für die Interpreten ist das hochromantische Stück nicht. Barbara Konder von der Musikschule ist der "logistische Kopf" des Projekts. Sie übernimmt bei Klengel die Probenarbeit und arbeitet zunächst mit einzelnen Stimmen. Das ist heikel, weil ein Großteil des Orchesters dann beschäftigungslos wird und die Versuchung zum Privatgespräch lockt. Aber das murmelnde Hintergrundgeräusch, das gelegentlich solche Proben begleitet - beim Cello-Orchester bleibt es aus. Es ist eine fantastische Disziplin.
Und so entwickelt sich auch dieses schwierige Werk innerhalb einer Stunde Probenzeit mehr und mehr in Richtung Konzertreife. Klar allerdings auch: In den nächsten Proben ist noch die eine oder andere Unebenheit glattzubügeln.
Die jungen Leute, die eindeutig in der Überzahl sind, nehmen das Musizieren in dieser großen Gruppe sichtlich ernst. Da ist der Abstand zum häuslichen Musizieren doch enorm.
Am Sonntag, 3. Juli, auf dem Orchesterfest ist es soweit. Um 14.30 Uhr hat das Cello-Orchester im Theater seinen ersten großen Auftritt (siehe Extra). Auch der ist mehr als ein Privatvergnügen. Dahinter, so betonen Barbara Konder und Ursula Heckmann einhellig, stehe ein "kulturpolitischer Auftrag".Extra

Eröffnung um 14 Uhr mit dem Blechbläserquintett des Orchesters, 14.30 Uhr Debütkonzert des Trierer Celloorchesters, 15.15 Uhr "Mitmachkonzert": Wer mag, kann bei den Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Victor Puhl mitspielen. Aufgeführt werden von Johannes Brahms die Ungarischen Tänze Nr.1 und Nr.5 sowie von Georges Bizet "Farandole" aus der L'Arlésienne Suite Nr.2, Noten an der Theaterpforte. 18 Uhr im Großen Haus: Trierer Schüler spielen gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester unter Leitung von Generalmusikdirektor Victor Puhl. Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Antonin Dvorak, Jean Sibelius und Cécile Chaminade. Solistin: Michelle Antretter, Flöte. Den ganzen Nachmittag über findet im Foyer ein Kinderprogramm statt. Der Eintritt zum Orchesterfest ist frei; für Essen und Trinken ist gesorgt. mö

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