Sauisches vom Markusberg

TRIER-WEST. Wohnen auf dem Markusberg zwischen Mariensäule und Katholischer Akademie: naturnah, ruhig, idyllisch mit weitem Blick hinunter auf Trier. Es könnte so schön sein, das Leben Auf der Jüngt - wenn nur diese borstigen schwarzen Vierbeiner nicht wären, die alles "zur Sau machen".

Rosenbeete? Ein grüner Rasen? Radieschen oder Erdbeeren? Die Jüngt-Anlieger können über solche gärtnerischen Vorstellungen nur noch zynisch lachen. Rings um ihre Häuser sieht es aus, als hätte dort ein Panzerbataillon gerade sein Manöver beendet. Tiefe Furchen, Hügel, Krater: Kaum noch erahnen lässt sich, was einmal Rasen, einmal Beet war. Fast jede Nacht kommen die hungrigen Schwarzkittel in Rudeln auf die Grundstücke, um den Boden nach solchen Leckerbissen wie Engerlingen und Regenwürmern zu durchpflügen. Die Spur der Verwüstung zieht sich fast über den gesamten Markusberg bis hinunter ins Busental, wo die Wutzen besonders heftig gehaust haben. Auch schon teilweise demoliert sind die Grünanlagen der Katholischen Akademie. Auch Folge des extremen Sommers

Jüngt-Anlieger wie Lisa Ministeri, Dittmar Frosch und Jürgen Neus sind sauer und ratlos. Sicher seien auch früher die Wildschweine gekommen, sagen sie, aber was nun jede Nacht los sei, übersteige alles bisher Dagewesene. Richtig schlimm geworden sei es seit Mitte Juli - seit jener Zeit also, als die große Trockenheit begann. Die Betroffenen fühlen sich im Stich gelassen. Der Jagdpächter tue nichts, der Revierförster erkläre sich für nicht zuständig und das Ordnungsamt der Stadt Trier unternehme auch nichts. Dazu Revierförster Jürgen Kramer auf Anfrage: "Was mich betrifft ist das richtig. Für Jagdangelegenheiten in diesem Revier bin ich nach dem Gesetz nicht zuständig." Anlieger Jürgen Neus sinnt unterdessen auf Selbsthilfe. Er hat nun einen Bewegungsmelder auf dem Grundstück installiert. Sobald die Wutzen seinen Boden betreten, geht nun das Licht an. Das soll abschreckend wirken - hofft Neus. Kaum überzeugt ist ein Nachbar: "Dann haben die Wutzen sogar noch Licht beim Wühlen." Die schweinischen Umtriebe von Trier-West und Pallien haben auch schon politische Wellen geschlagen. Albrecht Classen ist als Busentalbewohner selbst Wutzen-Geschädigter und Mitglied des Ortsbeirates Trier-West. Schon zweimal habe das Thema "Wildschweine" auf der Tagesordnung einer Beiratssitzung gestanden und jedes Mal sei die Stadt per Beschluss aufgefordert worden, etwas gegen die Plage zu unternehmen. Geschehen sei aber bisher nichts. Nicht wenige der betroffenen hegen den Verdacht, dass der Jagdpächter den Schwarzwildbestand bewusst hochgepäppelt haben könnte. Diese These wird von Kurt Stamm, Berufsjäger in Diensten des Pächters, zurückgewiesen. Auch Stamm spricht von einer "dramatischen Entwicklung" und nennt mehrere Ursachen. So sei die Bejagung des Schwarzwildes zurzeit schwierig, da sich in den Rudeln noch zahlreiche Bachen mit Frischlingen befänden, die nicht geschossen werden dürften. Das Hauptproblem sei jedoch der extrem trockene Sommer. Stamm: "Die Tiere konnten durch die Trockenheit nicht ihren Bedarf an tierischem Eiweiß decken. Und Schweine sind nun mal Allesfresser. Erst jetzt finden sie im Boden wieder Engerlinge und Regenwürmer." Hinzu komme, dass die Jagd im bewohnten (befriedeten) Gebiet nicht erlaubt sei. Unter den findigen Wildschweinen habe sich dadurch innerhalb von Generationen "herumgesprochen", dass es sich in der Nähe von Häusern besonders sicher wuhlen lasse. "Das führt dann zu dieser Dreistigkeit", sagt Stamm und empfiehlt, die Grundstücke mit stabilen Zäunen einzufrieden. Außerdem kündigt der Berufsjäger eine baldige Besserung der Situation an. Es seien unter Jägern schon Überlegungen im Gang, wie man die Sache in den Griff bekommen könne. Auch eine große Treibjagd im Revier um den Markusberg sei für diesen Herbst geplant. Laut Manfred Rosenkränzer von der unteren Jagdbehörde liegen die aus dem Revier am Markusberg gemeldeten Abschusszahlen im Trend mit anderen Revieren im Trierer Stadtgebiet. Einen Abschussplan mit vorgegeben Stückzahlen gebe es für das Schwarzwild nicht, sagt Rosenkränzer. Als kostengünstigste Gegenmaßnahme empfiehlt er die Installation eines Elektrozauns. Am Montag beleuchten wir in unserer Serie "Trier - ganz nah" die Arbeit der Vereine in Pallien und Trier-West.

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