Schalk in Kalk

TRIER. (woc) Eine beträchtliche Geldsumme vermachte der Trierer Kaufmann Fanz Weissebach der Stadt bei seinem Tod im Jahr 1925. Die Auflage: der Bau eines Krematoriums oder - wenn dies der Stadtrat nicht zuließe - eines Gartens für das Volk.

Eine Kalkstein-Gedenktafel erinnert an der Stadtmauer im Palastgarten an den Stifter der grünen Oase in der Innenstadt. Eigentlich war das Vermächtnis Weissebachs für den Bau eines Krematoriums bestimmt. Erst wenn der Stadtrat diesem in fünf Sitzungen innerhalb von fünf Jahren nicht zustimmte - was der pfiffige Kaufmann richtig vorausahnte - , durfte das Erbe für den Bau eines Parks verwendet werden. 1936 begann der Umbau des Exerzierplatzes in den heutigen Palastgarten. 1937 ehrte die Stadt den edlen Spender mit einer Gedenktafel aus Muschelkalk des Trierer Bildhauers Paul Siegert. Der Schalk soll dem Junggesellen und Frührentner Weisseberg im Nacken gesessen haben. Besonders, wenn er ein paar Porz des geliebten Viez getrunken hatte. Dabei hatten seine Eltern ein Weingut in Kanzem. Drei Fuder "Kanzemer" von 1921 spendete Weissebach neben der Geldsumme der Stadt Trier. Eine Flasche des Jahrhundertweins soll heute noch hinter der Gedenktafel ruhen, behauptet eine Legende. Begraben ist Weissebach, der 65-jährig starb, auf dem Hauptfriedhof. Bis in die 90er war die Gedenktafel Witterung und Vandalismus ausgesetzt. Unbekannte brachen die charakteristische Nase ab und kratzten die Zahl "37" heraus. Zum 60. Geburtstag des Palastgartens renovierte die Trier-Gesellschaft 1996 die Tafel: Bildhauer Thomas Föhr restaurierte die Nase, zwei Tafeln mit den Lebensdaten Weissebachs wurden zusätzlich angebracht. Seit 15 Jahren vergibt die Prinzenzunft der Stadt Trier den Franz-Weissebach-Preis für Schalk und soziales Engagement.

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