Schicke, arrogante Behörde

Zum Artikel "Wer fahren will, muss erstmal warten" (TV vom 15. Juni):

Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch hat Recht. Es gibt in der Tat "ganz, ganz große Probleme" bei der KFZ-Zulassungsstelle in Trier. Diese Erfahrung machte ich auch vor vier Wochen, als ich dort nach zwei Stunden "Beine-in-den-Bauch-Stehen" die ersehnten Papiere in der Hand hatte. Zwei Stunden, während derer ich reichlich Zeit hatte, die "schicke" Behörde zu bestaunen. Zwei Stunden, während derer ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beobachten konnte, wie sie mit einer Arroganz, eine sogar unflätig Kaugummi kauend, die Kunden bedienen, als würde es allein von ihrem gnädigen Segen abhängen, ob man sich wieder in sein Auto setzen kann und damit weiterfahren darf. Ich war an demselben Tag früh morgens in der KFZ-Zulassungsstelle in Saarburg. Die ist überhaupt nicht "schick", im Gegenteil: Die Wände dort könnten mit Sicherheit mal einen neuen Anstrich vertragen. Aber: Dort besteht ein Nummern-Zieh-System, ein ganz einfaches, wie es mittlerweile fast jeder Bäcker und Metzger hat, und: Es gibt ein paar Stühle - auch nicht mehr die neuesten - aber sitzen kann man drauf. Oder man entscheidet sich nach einem kurzen Blick auf die gezogene Nummer und die auf der Anzeige, gemütlich irgendwo draußen noch einen Kaffee zu trinken. Wenn man dann zurückkommt und endlich an der Reihe ist, wird man von zwei netten Damen bedient, die das Lächeln noch nicht verlernt haben und einem ganz freundlich erklären, welche Papiere etwa bei einem KFZ-Import, wie das bei mir der Fall war, notwendig sind. Ein einfaches Nummernsystem und ein paar Stühle kosten mit Sicherheit keine 250 000 Euro. Statt soviel Geld in andere überflüssige Renovierungsarbeiten zu stecken (die Trierer Behörde ist ja bereits schick genug), sollte man das Geld in Mitarbeiter-Schulungen und Seminare investieren, in denen man ihnen beibringt, wie man mit zahlenden Kunden umzugehen hat. Oliva Decker, Palzem-Wehr

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