Schimmel-Schuppen statt Öko-Bau

Ein halbes Jahr könnte die Schimmel-Sanierung der Kindertagesstätte (Kita) Trimmelter Hof dauern. Zur Schadensursache will sich die Stadt noch nicht äußern.

Trier. Normalerweise besuchen die drei Kinder der Familie Dargatz verschiedene Gruppen der Kita Trimmelter Hof. Und normalerweise ist es zur Kita morgens nur ein kurzer Spaziergang. Aber gestern war alles anders: Zusammen mit anderen Kindern fahren die dreijährigen Zwillinge und ihre fünfjährige Schwester in einem großen Bus zum Petrisberg. Nicht, weil ihnen der Montessori-Kindergarten dort besser gefällt, sondern weil die Trimmelter Kita seit Freitag geschlossen ist. Hinter einer abmontierten Holzverkleidung ist flächiger, schwarzer Schimmel entdeckt worden. Weil der Wandaufbau überall gleich ist, besteht die Vermutung, dass die gesamte hintere Fassade fault. Die Stadtverwaltung war deshalb der Empfehlung des Gesundheitsamts gefolgt und hatte die Einrichtung dichtgemacht. "Wir sind froh, dass die Stadt konsequent und mit Blick auf unsere Kinder und Mitarbeiter gehandelt hat", sagt Kita-Leiterin Ulrike Schmitt. Für Anke Dargatz bedeutet der Wechsel, dass der Morgen umorganisiert werden und man sich an einen Busfahrplan halten muss. "Aber am wichtigsten ist, dass die Kinder gut betreut sind und dass hier saniert wird", sagt sie. Doch die Stimmung ist nicht bei allen gelassen. "Einige Eltern haben Angst, dass ihre Kinder den Wechsel nicht gut verkraften oder dass die Kinder gesundheitliche Schäden davongetragen haben", erklärt eine andere Mutter. Bis Aschermittwoch sollen für alle sechs Gruppen der Kita mit insgesamt 127 Kindern neue Plätze gefunden sein. Voraussichtlich können zwei Gruppen mit ihren Betreuerinnen in die französische Schule auf dem Petrisberg umziehen, zwei weitere Kindergartengruppen könnten in der Herz-Jesu-Kita in der Südstadt und in der Kita Augustinus in Tarforst unterkommen. Die Krippen-Gruppe mit den Kindern bis drei Jahren ist bereits im Tarforster Kindergarten untergebracht. Die am Nachmittag betreuten Hort-Grundschulkinder werden zusammen mit den Kindern der Keune-Grundschule beaufsichtigt. Zur Ursache des Schadens will Sozialdezernent Georg Bernarding sich nicht äußern. Das Hochbauamt habe mit externen Fachleuten entsprechende Untersuchungen eingeleitet. "Erst danach können wir sagen, wo der Schimmel herkommt."Anschließend soll die Sanierung geplant und umgesetzt werden. Wie lange die Kita dazu geschlossen bleiben muss, könne nicht vorausgesagt werden. "Ich schätze, dass es schon ein halbes Jahr sein wird", sagt Bernarding.Am Montag haben Kita-Mitarbeiter mit der Räumung des Gebäudes begonnen. Alles, was aus schimmelgefährdetem Material wie Holz, Papier und Wolle ist, muss raus. Die Helferinnen tragen dabei Handschuhe und Mundschutz. An den Kleiderhaken im Flur hängen noch die Kleider der Kinder. Meinung Ordentlich gepfuscht Offenbar ist ordentlich gepfuscht worden beim Bau der Kindertagesstätte Trimmelter Hof: Schon fünf Jahre nach der Eröffnung mussten die ersten Bauschäden saniert werden. Noch mal fünf Jahre später schließt die Stadtverwaltung das Gebäude wegen gesundheitsschädlichen Schimmels. Für Erzieherinnen, Eltern und die aushelfenden Nachbar-Kitas bedeutet das aufwendige Umorganisation. Die Kinder müssen sich ans frühe Busfahren, andere Spielkameraden und eine neue Umgebung gewöhnen - ganz abgesehen von den möglichen gesundheitlichen Gefahren, denen sie wohl seit längerem ausgesetzt waren. Zwei Dinge bleiben zu hoffen: Erstens, dass nicht der Steuerzahler die Sanierung des Bauschadens bezahlen muss. Zweitens, dass bei der Behebung des Schadens nicht noch mal gepfuscht wird: Mit bloßem Abwischen des Schimmels und einer Grundreinigung ist es nämlich nicht getan. Der Baumangel muss diesmal grundlegend behoben werden - sonst steht man in wenigen Jahren wieder vor dem gleichen Problem. Doch die Planung und Umsetzung einer gründlichen Sanierung dauert lange. Die Trimmelter Bürger sollten sich darauf einstellen, dass die Betreuungs-Zwischenlösungen zum Dauerzustand werden könnten. c.wolff@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort