Schlechte Karten für Domäne Avelsbach

TRIER. Der Wein mit dem preußischen Staatsadler auf dem Etikett kommt von keinem Weingut im üblichen Sinne: Die Domäne Avelsbach hat als Staatsweingut die Aufgabe, neue Methoden im Weinbau zu testen. Ob die Versuchskellerei von Trier nach Bernkastel-Kues verlagert wird, wird derzeit heiß diskutiert.

Die staatliche Weinbaudomäne Trier wurde 1896 als Musterbetrieb vom preußischen Staat gegründet. Im Aveler Tal bei Kürenz begann man, die Staatswälder in Rebflächen umzuwandeln und Forschungsaufgaben wahrzunehmen: Wie kann die Reblaus bekämpft werden? Wie betreibt man Weinbau und Kellerwirtschaft fortschrittlich und rationell? Wie vermarktet man seine Weine? Dies zeigte das Staatsweingut den Winzern an der Mosel beispielhaft. Ohne die Domäne hätte der Moselwein auch nicht seinen heutigen Stellenwert, denn erst durch deren Versuche wurde ein Weg gefunden, wie die übermäßige Säure im Moselwein abgebaut werden kann. Heute hat die Staatsdomäne Trier an ihren Standorten in Avelsbach und am Amphitheater nur noch eine Rebfläche von 24 Hektar. Um von den Winzern als Vorbild akzeptiert zu werden, ist die Produktion von erstklassigen Weinen für die Domäne entscheidend. Dennoch ist der Wein nur ein angenehmes "Nebenprodukt". In der modern ausgerüsteten Versuchskellerei in dem erst jüngst aufwändig sanierten, historischen Gebäude-Komplex in der Domäne Avelsbach wird unter anderem getestet, wie sich die Schwarzfäule auf den Geschmack des Weines auswirkt, welche Hefen Allergien auslösen können und wie die Weinsteinbildung verhindert werden kann. Doch nun ist die Domäne Avelsbach als Standort für die Versuchskellerei in der Diskussion. Die rheinland-pfälzische Agrarverwaltungsreform hat 2003 dem aus den Kulturämtern und den Lehr- und Versuchsanstalten für Weinbau neu entstandenen Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel eine neue Aufgabe zugewiesen. Das DLR Mosel mit Sitz in Bernkastel-Kues konzentriert sich seit der Reform auf die Weinbautechnik in Steillagen. Da man in Trier nur geringe Steillagen habe, könne diese neue Aufgabe nur in Bernkastel auch wirklich erfüllt werden, erläutert Hubert Friedrich, Leiter des DLR Mosel. Von Investitionen in Rebflächen und Kellerei an anderem Ort spricht daher Helmut Caspary, Referent für Dienstleistungszentren Ländlicher Raum im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium. "Das Versuchswesen in Bernkastel wird kommen. Den Zeithorizont wissen wir noch nicht", so Caspary. Klugerweise werde man zunächst in Bernkastel-Kues etwas aufbauen und dann erst die Flächenbewirtschaftung in Trier "herunterfahren", überlegt Friedrich. Damit sind auch die Zukunft der Verkaufsstelle der Domäne in der Deworastraße und des Labors in der Egbertstraße ungewiss. Jedoch würden nicht die Rebflächen der Domäne im Aveler Tal, sondern die Rebflächen am Amphitheater voraussichtlich aufgegeben, weiß der Betriebsleiter der Staatsdomäne Trier, Gerd Permesang.

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