Schlechte Noten für Handwerkerpark

Die Diskussion begann im Juni 2006, der Ratsbeschluss folgte im April 2007 - am Donnerstag wird OB Klaus Jensen dem Stadtrat die Wirtschaftspotenzial-Analyse für die Stadt Trier vorlegen. Darin schneidet der geplante Handwerkerpark Feyen sehr schlecht ab.

 Nur noch Schrottwert? Die Aussagen von 407 Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben bilden die Basis der Wirtschaftspotenzial-Analyse, die dem Stadtrat vorgelegt wird. Der Handwerkerpark, der in der ehemaligen Kaserne Feyen (Foto) entstehen soll, kommt dabei nicht gut weg.TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Nur noch Schrottwert? Die Aussagen von 407 Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben bilden die Basis der Wirtschaftspotenzial-Analyse, die dem Stadtrat vorgelegt wird. Der Handwerkerpark, der in der ehemaligen Kaserne Feyen (Foto) entstehen soll, kommt dabei nicht gut weg.TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Es war kein problemloser Start. Eine Adressdatei hatte das Rathaus 2007 in Auftrag gegeben: Alle handwerks-, dienstleistungs- und industrie-orientierten Betriebe in Trier und im Bereich des Zweckverbandes Wirtschaftsförderung im Trierer Tal an den Standorten Konz, Saarburg und Trierweiler sollten befragt werden. Einzelhandel, Gastronomie, Tourismus und Gesundheit wurden von Anfang an ausgeschlossen. Der Auftrag, eine Adress- und Datendatei der infrage kommenden Betriebe zu erstellen, ging an die Cima GmbH in Lübeck. Von einem geschätzten Grundbestand von 3000 Betrieben blieben 1600 tatsächlich verwertbare Adressen übrig. 407 schickten die Fragebögen beantwortet zurück, mit 94 wurden ausführliche Interviews geführt.Mit den Ergebnissen wird der Stadtrat am Donnerstag konfrontiert. "Es gibt eine grundsätzliche Zufriedenheit mit dem Wirtschaftsstandort Trier", bilanziert die Informations-Vorlage der Verwaltung. "Kritische Anmerkungen zu einzelnen Problembereichen schmälern nicht die grundsätzliche Aussage, dass der Standort Trier eine gute Basis für erfolgreiche Geschäfte bietet."Die Diskussion über neue Gewerbeflächen gehört zu den zentralen Bestandteilen der Analyse. "Ein nennenswerter Teil der Betriebe trägt sich mit Gedanken zur Standortergänzung, Verlagerung und Erweiterung", stellt das Papier fest. Der Handwerkerpark Feyen, der 2009 realisiert werden soll (der TV berichtete), schneidet in dieser Umfrage sehr schlecht ab. Nur drei der Firmen, die sich an der Analyse beteiligt haben, argumentierten für das Projekt. Ihre Begründung: In der alten französischen Kaserne könnten sie ausreichende Flächen zum Preis von 30 Euro pro Quadratmeter voll erschlossen erwerben. Doch 36 Unternehmen lehnen Feyen ab. Zu den in der mittlerweile fast zehn Jahre alten Diskussion über den Handwerkerpark schon oft genannten Gegenargumenten - suboptimale Lage im Stadtgebiet, erhebliche Verkehrsprobleme - kommt auch die Vermutung, "dass es nicht genug Interessenten gibt, wenn es ernst wird". Die Handwerkskammer Trier verweist auf schriftliche Interessenbekundungen von 40 Firmen.Ohne den lukrativen Luxemburger Markt würden die meisten der befragten Unternehmen gar nicht mehr oder in sehr viel kleinerer Besetzung am Standort Trier existieren. "Im deutschen Markt werden die mangelnde Kaufkraft der privaten Kundschaft, die Zahlungsmoral und der enorme Preisdruck bei öffentlichen Ausschreibungen sehr beklagt", fasst das Papier zusammen. Auch wenn die Analyse eine "hohe Standortzufriedenheit" feststellt, sei der Trie rer Raum weder Absatz- noch Beschaffungsmarkt. "Es werden europäische und internationale Märkte bedient." Daraus resultiert die zentrale Forderung, "Trier überregional zu positionieren und attraktiv zu machen". Meinung Es ist Zeit für klare Fakten Die Analyse des wirtschaftlichen Potenzials des Trierer Raums, mit der sich der Stadtrat am Donnerstag beschäftigen wird, ist weder das Maß aller Dinge, noch tauchen darin völlig neue Argumente und Erkenntnisse auf. Doch wieder einmal gerät die argumentative Basis des Handwerkerparks, die von der Handwerkskammer seit Jahren immer wieder massiv gestützt wird, ins Wanken. Und dieses Mal reicht der Verweis auf die geheime Liste mit den 40 Firmen nicht aus. Offenbar zweifeln viele Unternehmer daran, dass es genug Interessenten gibt. Diese Zweifel kann die Kammer nur mit Fakten kontern. Wer will nach Feyen? Warum? Und wann? Es ist an der Zeit, die Karten endlich auf den Tisch zu legen. j.pistorius@volksfreund.de

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