Schlechtes Fahrradklima an der Mosel

TRIER. Beim bundesweiten "Fahrradklimatest" des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) hat Trier einen der letzten Ränge belegt. Die ADFC-Kreisgruppe sieht sich in ihrer Kritik bestätigt. Baudezernent Peter Dietze kündigt an, neue Anstrengungen in punkto Radverkehr zu unternehmen.

Wie fahrradfreundlich sind Deutschlands Städte? Diese Frage stellte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) im Herbst vergangenen Jahres bundesweit seinen Mitgliedern. Im Detail wurden Tausende Pedaltreter im "Fahrradklimatest" befragt; die Attraktivität von Abstellanlagen kam dabei ebenso auf den Prüfstand wie die Zügigkeit, mit der Zweiradfahrer an ihr Ziel gelangen.Lob nur für offene Einbahnstraßen

Die jetzt vorliegenden Ergebnisse sehen Trier auf einem der letzten Ränge: Auf Platz 25 von insgesamt 29 "Mittelstädten bis 200 000 Einwohner" landete die Moselstadt. Nur Fürth, Siegen, Würzburg und Zwickau schnitten noch schlechter ab. In nahezu sämtlichen Kategorien kommen die Wertungen einem Fiasko für die hiesige Radverkehrsinfrastruktur gleich. Ein dickes Lob gab es lediglich für die in Trier weit verbreitete Praxis, Einbahnstraßen für Radfahrer zu öffnen; hier landete die Moselstadt auf Platz 7 in der Gesamtwertung. Zu Recht, sagen Stadt und ADFC unisono. Schließlich konnten durch die geöffneten Einbahnstraßen viele Lücken für Radler überbrückt werden. "Hier liegen wir ganz gut", freut sich Baudezernent Peter Dietze, der zudem auf die noch relativ befriedigenden Wertungen hinsichtlich Abstellanlagen und Fahrradmitnahme in Bahnen und Bussen verweist. Doch Dietze räumt auch "bekannte Schattenseiten" ein und kündigt zudem weitere Anstrengungen an. Denn in der Tat scheint Trier von einem fahrradfreundlichen Klima noch weit entfernt. So gab es in 18 von 21 erfragten Kategorien schlechte weil unterdurchschnittliche Beurteilungen. Verheerend etwa die Wertung in punkto "zügig Radfahren in der Stadt": Hier bildet Trier das bundesweite Schlusslicht. "Die seltenen Möglichkeiten für die Radfahrer, ihre Ziele auf direktem Weg zu erreichen und die oft wenig bedarfsgerechte Organisation des Radverkehrs in der Stadt führten zu einem eindeutigen mangelhaft", berichtet Bert Hallerbach vom Trierer ADFC. Auch die Wegweisung für Radfahrer lasse insgesamt zu wünschen übrig, so die Ergebnisse der Umfrage. Dietze sieht indes bei der Wegweisung erste Verbesserungen. Auch habe man einiges zum Thema "Falschparker" unternommen, doch "möglicherweise" seien diese Anstrengungen noch nicht "positiv angekommen". Der Baudezernent will auch wieder verstärkt das Gespräch mit der ADFC-Kreisgruppe suchen und in einen "kontinuierlichen Dialog" eintreten.ADFC sieht sich bestätigt

Triers ADFC-Sprecher fühlen sich unterdessen voll und ganz in ihrer Einschätzung bestätigt. Man werde die Ergebnisse zum Anlass nehmen, bei der Stadt auf weitere Verbesserungen zu drängen, kündigen Matthias Bellmann und Bert Hallerbach an. Dabei gehe es dem ADFC nicht nur um die eigene Klientel, sondern auch um Autofahrer und Fußgänger. Schließlich würden diese auch von einem sicheren Radwegenetz profitieren, ist Bellmann überzeugt und verweist auf die Beispiele Münster und Freiburg. Dass sich das Fahrradklima an der Mosel absehbar mit dem westfälischen oder badischen messen ließe, glaubt indes niemand. "Das Ziel sollte sein, beim nächsten Test deutlich unter die ersten 20 Städte zu kommen", sagt Dietze. Ein ambitioniertes Unterfangen, für das im Doppelhaushalt 2004/2005 immerhin 250 000 Euro vorgesehen sind.

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