Schluss mit dem Klein-Klein!

Waren Sie schon mal in Hessen? Falls ja: Haben Sie dort bemerkt, wie heimatlos alle Menschen durch die Gegend irren? Nein! Stimmt, dort gibt es genauso viele engagierte Menschen, die sich um ihren Heimatort kümmern wie hier.

Was es nicht gibt, sind Hunderte von Haushaltsplänen und die Debatten um Umlagen, mit denen Verbandsgemeinden ihre Aufgaben erfüllen können. Zudem ist insgesamt nicht nur der Verwaltungsaufwand geringer, sondern es gelingt tendenziell häufiger und schneller, gemeinsame Infrastruktur-Projekte umzusetzen.Der Unterschied besteht darin, dass es im Nachbarland keine eigenständigen Ortsgemeinden gibt, die, weil sie viele Aufgaben gar nicht selbst erledigen können, eine - finanziell abhängige - Verbandsgemeinde über sich haben. Man muss aber gar nicht weit in die Ferne schauen, um zu sehen, dass die kommunale Selbstverwaltung ohne eigenständige Ortsgemeinden funktioniert und auch in Rheinland-Pfalz umsetzbar ist. Denn in der Einheitsgemeinde Morbach gibt es in den 19 Ortsbezirken keine Ortsbürgermeister und Gemeinderäte, sondern Ortsvorsteher und Ortsbeiräte, die dem Gemeinderat beratend zur Seite stehen. Daraus ergibt sich nicht nur das Fehlen einer Umlagen-Debatte und die Notwendigkeit mehrfacher Haushaltsführung, sondern auch ein natürlicher Finanzausgleich zwischen den Dörfern und eine größere Finanzkraft und damit eine erhöhte Handlungsfähigkeit der Einheitsgemeinde. Wenn man also reformiert, sollte man das Klein-Klein der Ortsgemeinden beenden und im Zuge dessen auch gleich richtig große Gemeinden mit einem Rat und einem Bürgermeister schaffen: Im Kreis Trier-Saarburg blieben die Gemeinde Konz-Saarburg mit dem Gebiet der VGs Konz und Saarburg und 50 000 Einwohnern, die Gemeinde Trierer Land mit dem Gebiet der VGs Trier-Land, Schweich und Ruwer und 60 000 Bürgern sowie die dann nicht mehr kreisfreie Stadt Trier mit knapp 100 000 Einwohnern übrig. Über die Kreisgrenze hinweg könnte auf dem Gebiet der Verbandsgemeinden Kell, Hermeskeil, Thalfang und der Einheitsgemeinde Morbach die Gemeinde Hunsrück entstehen (41 000 Einwohner). Im Kreis Bernkastel-Wittlich wäre ein Zusammenschluss der Stadt Wittlich, der Verbandsgemeinden Wittlich-Land und Manderscheid und der Eifelorte der VG Kröv-Bausendorf zur Großgemeinde Wittlich denkbar (50 000 Einwohner). Aus dem Rest der VG Kröv-Bausendorf und den VGs Neumagen-Dhron, Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach würde die Gemeinde Mittelmosel (41 000 Bürger). Aus Bitburg und den VGs Kyllburg, Speicher und Bitburg-Land würde die Großgemeinde Bitburg (53 000 Einwohner). Im Westen des Kreises Bitburg-Prüm könnten die Verbandsgemeinden Irrel, Neuerburg und Arzfeld zur Gemeinde Westeifel mit 27 000 Einwohnern zusammengefasst werden. Etwa genauso viele Menschen würden in der Gemeinde Prüm leben, die aus der VG Prüm und der VG Obere Kyll bestünde. Die Gebiete der VG Hillesheim und der VG Gerolstein würden zur Gemeinde Gerolstein vereinigt (23 000 Einwohner). 30 000 Menschen würden dann in der Gemeinde Daun leben, die sich über das Gebiet der VGs Daun und Kelberg erstrecken könnte. Ergebnis: Weniger Bürgermeisterposten, effektivere Entscheidungs- und Verwaltungswege, ein natürlicher Finanzausgleich und ganz sicher keine heimatlos umherirrenden Menschen. Lars Ross

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