Schmackhafte Landeskunde

TRIER. Auf den ersten Blick hat die Mosel mit der Schweiz nicht viel gemeinsam. Doch der "Schweizer Abend - feat. Mosel", eine Premiere beim vom TV präsentierten Wein & Gourmet Festival International, hat gezeigt, dass die Eidgenossen und die Moselaner sowohl in kulinarischer als auch in geselliger Hinsicht sehr gut harmonieren.

Lässig steht er vor dem Palais Walderdorff und betrachtet das Treiben auf dem Domfreihof. Ganz in schwarz gekleidet, mit knallroter Krawatte und trendigen Turnschuhen. Stefan Iseli sieht aus, als würde er gleich im Club Platten auflegen. Doch weit gefehlt. Der gut aussehende junge Mann ist einer der Hauptakteure des Abends: Iseli ist der Sommelier aus der Schweiz und möchte den Moselanern im Rahmen des Wein und Gourmet Festivals Spezialitäten und Weine aus seiner Heimat schmackhaft machen. Dass auch Moselweine zu Schweizer Gerichten passen, beweisen die Kreszensen, die Linda Zander von der Vinothek vorstellt.Einfaches kombiniert mit Außergewöhnlichem

Die Menü-Folge des Abends liest sich wie eine Mischung aus Altbekanntem wie Zürcher Geschnetzeltem, Ungewöhnlichem wie Sauerkrautsuppe und einer unbekannten Speise, die einem leichter über die Zunge als über die Lippen geht: "Stanser Chuäfladä". Der Schweizer Koch Jann Hoffmann, der gemeinsam mit Sommelier Iseli das alternative Restaurant Zentraleck in Zürich führt, hat Einfaches mit Außergewöhnlichem kombiniert. Bester Beweis dafür, dass sich Schweizer an der Mosel wohl fühlen, ist Daniel Vollenweider. Den Schweizer Winzer hat es an die Mittelmosel nach Wolf verschlagen, wo er hervorragenden Wein anbaut. Welcher Wein würde sich also besser eignen, um den "Schweizer Abend feat. Mosel" zu eröffnen? Mit jedem Wein, egal ob aus Minheim an der Mosel oder von den Ufern des Zürichsees, steigt die Stimmung des Schweizer Abends. Die ersten Männer lockern ihre Krawatten oder stecken sie ganz verstohlen in die Handtasche der Ehefrau. Die Blumentöpfe, die auf jedem Tisch stehen und als Sammelbehälter für nicht getrunkenen Wein dienen sollen, füllen sich nicht. Dass sowohl das Essen als auch die sehr gut ausgewählten Rebensäfte schmecken, ist ganz offensichtlich. Zu jedem Schweizer Wein weiß Iseli etwas zu erzählen. Mal über den Winzer, mal über die Anbauweise - unterhaltsam, sympathisch und so, dass es auch Nicht-Weinkenner verstehen. Und auch die Landeskunde kommt nicht zu kurz. Jeder Wein wird auf einer Schweizer Landkarte gezeigt. So erfährt man beispielsweise, dass der neutrale Staat aus 26 Kantonen besteht und Heidi aus Fläsch im Kanton Graubünden stammt. Zum Schluss lüftet sich das Geheimnis um den Stanser Chuäfladä. Dass die Schweizer ihren Freunden von der Mosel keinen Kuhfladen servieren, war zwar klar - wie auf einen Bauernhof versetzt fühlt man sich dennoch, als Iseli einen Fladä am Stück herumreicht. Jeder nimmt sich eine Nasevoll von dem strengen Käse, der in der Schweiz schwer angesagt ist. "Riecht wie daheim", ist die Reaktion einiger Gäste.

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