Schnapszahl fürs Image

TRIER. Vor 20 Jahren startete die Stadt Trier in ein spektakuläres Jahrtausend-Jubiläum. Im Jahr 2004 will man unter dem Motto "Trier - 2020 und mehr" an die goldenen Zeiten der 2000-Jahr-Feier von 1984 anknüpfen.

So ganz rund ist das Jubiläum nicht, das räumt auch Oberbürgermeister Helmut Schröer ein. Aber die Schnapszahl "2020" klingt gut, und auch ein halbrundes Geburtstagsfest bietet die Chance, im Rummel der Landesgartenschau 2004 etwas für das Image als "älteste Stadt Deutschlands" zu tun. Noch heute schwärmen alle von der großen Ausstrahlung nach innen und außen, die das Stadtjubiläum anno 1984 entfaltete. Trier war buchstäblich in aller Munde, der Touristenboom wurde mächtig entfacht. So hat der OB Touristiker, Kaufleute, Marketing-Experten und Historiker an einen Tisch gebracht, um über ein Projekt nachdenken zu lassen, das das "Alleinstellungsmerkmal Alter der Stadt" hinreichend "in den Mittelpunkt stellt". In zwei Diskussionsrunden wurde aus dem Arbeitstitel "Trier 2020" schnell ein viel versprechendes "Trier 2020 und mehr". Den passenden Anlass lieferte Archäologe Hartwig Löhr vom Landesmuseum. Bei Ausgrabungen auf dem Gelände der Landesgartenschau habe man Spuren entdeckt, die auf ein Römerlager bereits um 30 vor Christus hinwiesen. Dieser "großartige Fund", wurde im Protokoll festgehalten, könne "2004 natürlich entsprechend präsentiert werden". Die Lager-Funde waren zwar bereits vor einem Jahr bekannt geworden (der TV berichtete), hatten aber für wenig Aufsehen gesorgt. Nun soll offenbar der Rahmen der Jubiläums-Veranstaltungen genutzt werden, um das Alter der ältesten Stadt Deutschlands mit angemessener Öffentlichkeitswirkung neu zu definieren - "2020 und mehr" eben.Wer ist der größte Trierer in der Geschichte?

Aber das "Mehr" bezieht sich nicht nur auf die Funde. Die illustre Runde war sich darüber einig, dass auch über das Alter hinaus alles dargestellt werden solle, "was für unsere Stadt spricht". Da trifft es sich gut, dass die landeseigenen "Burgen, Schlösser, Altertümer" gerade die Kaiser- und Barbarathermen aufpolieren wollen. Das könne man "gut in das Projekt integrieren", ließ BSA-Chef Thomas Metz verlauten. Auch die renommierte "Trier-Kommission" könnte nach Jahren eher ruhigen Tuns wieder einmal ihr Scherflein zur Publicity beitragen. Hans-Albert Becker, Leiter der Tourist-Information Trier (TIT), verkündete flugs, "2020 und mehr" sei geeignet, das Image der Stadt zu steigern und das Profil zu verbessern. Den beteiligten Kaufleuten schien die Beschränkung auf die Historie freilich allein nicht erfolgversprechend genug. Veranstaltungs-Highlights und Aktionen sollen hinzu kommen. So ist daran gedacht, in einer Art Wettbewerb den "größten Trierer" in der Geschichte küren zu lassen. Pünktlich zum errechneten Gründungstag 23. September soll am letzten September-Wochenende gefeiert werden. Eine Konkurrenz zu bestehenden Veranstaltungen will man vermeiden. Stattdessen ist geplant, Elemente von "Trier 2020 und mehr" verstärkt in die Gartenschau, "Brot und Spiele" und die Antikenfestspiele zu integrieren. Im März könnte der Startschuss fallen, vorausgesetzt, der Stadtrat spielt mit. Die ersten Pflöcke will Schröer schon vorher einsetzen: In seiner Ansprache beim Neujahrsempfang am kommenden Sonntag soll die Aktion "2020 plus" eine tragende Rolle spielen.

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