Schöne Grüße von der Queen

TRIER. Heute vor genau zehn Jahren war Johannes Schneider zum ersten Mal als Bobby unterwegs und verteilte Info-Material über Triers Partnerstadt Gloucester. Das Engagement des 39-Jährigen hat Beschuldigungen vom Missbrauch der Bobby-Uniform bis zum Mord überstanden. Dafür bedankte sich jetzt sogar das englische Königshaus.

 Der Trierer Bobby verfolgt keine Straftäter, sondern wirbt für die Partnerschaft mit Gloucester.Foto: Jörg Pistorius

Der Trierer Bobby verfolgt keine Straftäter, sondern wirbt für die Partnerschaft mit Gloucester.Foto: Jörg Pistorius

Johannes Schneider opfert "aus Spaß an der Freud" seit dem 20. Mai 1994 jede Menge Zeit und Energie, um in der Uniform der als Bobbys weltweit bekannten Ordnungshüter für die Partnerschaft zwischen einer deutschen und einer englischen Stadt zu werben. Bis zum 50. Jahrestag dieser Partnerschaft 2007 will der einzige ehrenamtliche Bobby Deutschlands noch durchhalten. "Der Bobby ist eines der Aushängeschilder Großbritanniens", erzählt der hauptberufliche Pförtner. "Ich fühle mich dieser Tradition der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft verpflichtet." Einmal pro Woche geht Schneider in Uniform durch Trier, verteilt Gloucester-Prospekte und informiert Trierer und Touristen über die Partnerstadt und gemeinsame Aktivitäten. Alle 14 Tage macht der Bobby Rundgänge mit einer alten Laterne - was besonders in den kleinen Gassen hinter dem Dom den Eindruck erweckt, man befinde sich im London des 19. Jahrhunderts. Dreimal war Schneider schon in Gloucester, und auch in London kennt man ihn offenbar. Zum zehnten Jahrestag erhielt der Trierer Bobby Post aus dem Buckingham Palace. "Ihre Majestät ist sehr interessiert an Ihren Bemühungen um die Städtepartnerschaft zwischen Trier und Gloucester", schreibt Sonia Bonici, "Senior Correspondence Officer" der Königsfamilie. Aus dem Clarence House kommen die Glückwünsche des Prince of Wales. Das Wappen der "City of London Police" erhielt Schneider von seinen hauptamtlichen Kollegen aus der englischen Hauptstadt. Und was macht Trier? Glückwünsche zum Zehnjährigen? Termin mit der Rathausspitze? Auszeichnung für besonderes ehrenamtliches Engagement? Nichts dergleichen. "Meine Aktivitäten werden im Rathaus nicht gerne gesehen", sagt Johannes Schneider. Das besagte Rathaus meint dazu nur lapidar: "Kein Kommentar." Eben noch voller Energie, wirkt Johannes Schneider plötzlich erschöpft. "Ich kann das alles bis heute nicht verstehen." Er spricht über eine Zeit, an die er sich nicht gerne erinnert: In seinen ersten beiden Bobby-Jahren 1994 und 1995 hatte er Ärger mit der echten Trierer Polizei. Missbrauch von Amtsbezeichnungen und Uniformen warf man ihm vor. Seine Sammlung englischer Polizeiuniformen wurde wegen des Verdachts auf Diebstahl und Hehlerei beschlagnahmt, und schließlich gab es noch den Verdacht, er habe im Trierer Eroscenter eine portugiesische Prostituierte ermordet. Nichts, wirklich gar nichts war an den Beschuldigungen dran. Nur das Verhältnis zur Stadt Trier scheint irreparabel zerstört. Schneider macht trotzdem weiter - in einer historischen Bobby-Uniform aus dem viktorianischen England. "Hätte ich eine aktuelle Uniform an, käme möglicherweise wieder jemand auf die Idee, mich wegen Uniformmissbrauchs anzuzeigen." Und so wird der freundliche Bobby auch weiterhin in der Innenstadt Streife gehen und Passanten fragen: "Kennen Sie Gloucester?"

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