Schottische Lebensart im Maarviertel

TRIER. Ihr melodischer Akzent zusammen mit ihren schönen Röcken und Tüchern verraten, dass sie nicht von hier stammt. Doch längst ist die freundliche Schottin Jacquelyn Becker bekannt und beliebt im Maarviertel. Besonders gern engagiert sich die studierte Grundschullehrerin für Kinder.

Irgendwie gelingt es ihr immer, ob Sonne oder Regen, gute Laune auszustrahlen. Es mag daran liegen, dass sie trübes Wetter von ihrer Heimat her gewohnt ist. "Ich bin in einem Vorort von Glasgow aufgewachsen", erzählt Jacquelyn Becker. "In Schottland ist es oft regnerisch und neblig, aber an schönen Tagen ist es dort absolut wunderschön."Einsatz für Schülerlotsen

Ihre geräumige Dachgeschosswohnung, in der sie mit ihrem Mann Christoph und den beiden Söhnen Alexander und David wohnt, hängt voller großformatiger Landschaftsgemälde: "Die habe ich selber gemalt", verrät sie stolz. "Ich liebe die schottische Landschaft, aber auch den Wald und die Berge." Über der Tür hängen Gemälde von Schottland: Grüne Hügel unter einem wolkenverhangenen Himmel, lilafarbene Flecken künden von Heidekraut. "Leider habe ich momentan wenig Zeit zum Malen", bedauert sie. In Schottland arbeitete sie ab ihrem 21. Lebensjahr als Grundschullehrerin, und auch in Deutschland engagiert sie sich mit Begeisterung für Kinder. So half sie tatkräftig mit, in der Martin-Grundschule eine Bibliothek einzurichten. Ein Schreiben an die Nikolaus-Koch-Stiftung erbrachte eine großzügige Spende für neue Bücher, den Künstler Harry Kittler aus dem Maarviertel gewann sie für die Gestaltung des neuen Bibliotheksraumes. "Eine Stunde in der Woche bin ich Bibliothekarin", sagt Jacquelyn Becker lächelnd. Darüber hinaus ist sie seit Jahren die Vorsitzende des Schulelternbeirates, sie unterrichtet Englisch in der Grundschule, hat eine Gruppe von Kommunionkindern und macht bereits im dritten Jahr eine Theater-AG mit Dritt- und Viertklässlern. "Wir wollen nun ein römisches Stück machen", verrät sie. Beim Sommerfest soll es aufgeführt werden. Sie lacht: "Fast eine Art ‚Brot und Spiele'." Gerne bringt sie ihre schulischen Erfahrungen aus Schottland mit ein: "Bei uns kommen die Kinder mit etwa fünf Jahren in die Schule, und wir haben sieben Jahre Grundschule. Danach geht es für alle mit einer Schule weiter: Zwei Jahre Orientierungsstufe, und dann verschiedene Zweige." Frontalunterricht kennt sie aus der schottischen Grundschule nicht. "Ich wundere mich, dass hier alle das gleiche rechnen. Es wäre doch sinnvoll, für jedes Kind ein individuelles Programm zu machen!" Im Schulelternbeirat engagiert sie sich momentan für Schülerlotsen, um die Verkehrssituation vor der Grundschule zu entspannen. Gerne erzählt Jacquelyn Becker die Geschichte, wie sie und ihr Mann sich kennen gelernt haben. "Das ist fast wie bei Rosamunde Pilcher", sagt sie lachend. "Es war 1991, ich war mit meiner Freundin zelten gegangen. Da auch sie gerne malt und zeichnet, saßen wir beide da und malten den höchsten Berg Schottlands, den Ben Nevis. Neben uns kamen zwei junge Männer an, die hatten wirklich alles dabei. ‚Das können nur Deutsche sein', dachten wir bei uns." Man kam ins Gespräch, unterhielt sich die ganze Nacht. Bald mussten Christoph Becker und sein Freund wieder abreisen, doch er konnte die sympathische junge Miss Blockley nicht vergessen. Er besuchte sie daheim, und bald war auch sie zum ersten Mal in Deutschland. "Das war in Flensburg, es war sehr kalt, und die Leute waren so verschlossen", erinnert sie sich. In Trier, wo ihr Mann herstammt, fühlt sie sich seit Jahren sehr wohl. "Die Menschen sind sehr freundlich und warmherzig hier im Maarviertel", strahlt sie. "Ich habe bisher viel Glück im Leben gehabt, und davon möchte ich auch gerne etwas zurückgeben."

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