"Schreiben ist mein Lebensinhalt"

TRIER-WEST. "Bis zum 100. Geburtstag geht mir die Arbeit nicht aus", sagt Gisela Brach und lächelt. "Ja, ich werde 100 Jahre alt." Um dieses Ziel zu erreichen, unternimmt die 79-Jährige vieles. Jeden Tag ist sie aktiv, hält sich mit Schwimmen körperlich fit, mit dem täglichen Gebet und der Arbeit an neuen Büchern ihre Seele jung und ihren Geist rege.

"Ich lebe sehr zurückgezogen, wie eine Nonne. Meine Wohnung ist mein Klösterchen", erzählt Gisela Brach. Oberflächliche Kontakte und sinnloses Gerede würden sie nur ablenken und langweilen. "Da gehe ich lieber mit dem Rosenkranz durch die Welt", sagt sie und lässt den Blick verklärt aus dem Fenster schweifen. "Aber ich bin ein fröhlicher Einzelgänger. Das wichtige ist, dass man das Sprechen nicht verliert." Und viel mitzuteilen, das hat die zierliche, vitale Dame in ihren unzähligen Veröffentlichungen. Die Welt der Gisela Brach sind ihre Bücher, die sich zu Hunderten in Regalen und Schränken in ihrer Wohnung stapeln. Aber auch ihre eigenen Erlebnisse füllen Reihen von Ordnern und Tagebüchern. Ganze Wände voller Erinnerungen - nach Jahren sortiert. Und neue kommen täglich hinzu. Auch auf ihren Reisen sammelt sie die "Früchte", die Eindrücke, die - noch einmal reflektiert - "in der richtigen Stimmung, bei einem Gläschen Wein meine Gedanken beflügeln". Das ist der reiche Fundus für die 79-Jährige, aus dem sie schöpft. Auch ihr tiefer Glaube ist ein fortwährender Quell der Inspiration für Gisela Brach. Dass sie nie geheiratet hat und keine eigene Familie gründete, dafür entschädigt sie der gute Draht nach oben. Jeden Tag geht sie mittags in die Messe in St. Gangolf, hält aber auch im Gebet bei allen Unternehmungen leise Zwiegespräche mit Gott. "Meine Bücher sind wie meine Kinder und waren mir lieber als eine Ehe, mein Glaube war mir so wichtig, und ich wollte Jesus mit meinen Gebeten berühren", sagt die Ursulinen-Schülerin. Gisela Brach studierte Erdkunde, Französisch und Deutsch, trat 1954 in den Schuldienst ein. "Aber ich war keine gute Lehrerin", geht sie hart mit sich ins Gericht. Ihren Weg zu einer erfüllenden Berufstätigkeit fand sie nach dem Examen zur Diplom-Bibliothekarin, das sie in Köln ablegte, seit 1959 mit der Arbeit in der Trierer Stadtbibliothek. "Schon mit elf Jahren habe ich angefangen, Sachen zu formulieren. Ich habe mir keine Illusionen gemacht, dass ich einen Bestseller veröffentlichen würde. Aber schreiben ist mein Lebensinhalt." 1976 kam ihr erster, kleiner Gedichtband heraus. Der Titel: "Mitteilungen". Viele Veröffentlichungen sollten folgen, die jährlich erscheinenden Poesiekalender, Fabeln, Märchen, Kurzgeschichten und Gedichte, in kleinen Stückzahlen aufgelegt. "Immerwährender Poesiekalender" heißt der neueste Band, erschienen im Verlag Frieling, der laut Untertitel "Gedichte für jeden Monat", sowohl Klassiker wie auch neuere Werke aus Gisela Brachs Feder enthält. Darin findet sich auch ein Poem über ihre Mutter, Martha Brach, die sich als Kommunalpolitikerin und im sozialen Bereich für ihre Mitmenschen einsetzte und den Beinamen "Engel von Trier-West" erhielt. Mit der starken und dominanten Mutter verband Gisela Brach bis zu deren Tod im Jahr 1990 ein enges, wenngleich nicht unkompliziertes Verhältnis. "Es war nicht immer leicht, mit ihr zu leben. Aber ich bin bei ihr geblieben bis zu ihrem Tod." Ein Foto der Mutter hat Gisela Brach immer im Blick, ob auf dem Tisch im Wohnzimmer oder an der Wand in ihrem Schlaf- und Arbeitszimmer. Die Erinnerung an die Mutter will Gisela Brach in Worte fassen, habe sie doch die Gabe zu schreiben von ihr bekommen. "Ich sehe es als meine Verpflichtung, zu erzählen, was meine Mutter geleistet hat. Ich werde noch heute viel nach ihr gefragt." Ihr neues Buch wird ein Lebensbericht ihrer Mutter, 164 Seiten hat sie bereits verfasst, Briefe und Tagebücher einfließen lassen. Nun sucht sie noch Fotos, die als Illustrationen beigefügt werden sollen - und einen Verlag.

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