Schüler erinnern an Nazi-Opfer

Trier-Ehrang · Die Klasse 10a der Realschule plus Ehrang macht sich stark gegen rechte Gewalt. In einem Projekt haben die Jugendlichen 556 Euro für die Aktion Stolpersteine gesammelt. Diese erinnern an Opfer des Nationalsozialismus. Den Schülern begegnete in der Trierer Fußgängerzone große Spendenbereitschaft genauso wie offenkundiger Judenhass.

 Für Stolpersteine gegen das Vergessen: Zehntklässler der Ehranger Realschule plus engagieren sich. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Für Stolpersteine gegen das Vergessen: Zehntklässler der Ehranger Realschule plus engagieren sich. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Trier-Ehrang. "Es gab ziemlich heftige Reaktionen", erinnert sich Lukas an den Tag, als er mit seinen Mitschülern in der Trierer Fußgängerzone Geld für Mahnmale gegen NS-Verbrechen sammelte. Auf selbst gestalteten Flyern und Plakaten warben die Schüler um Spenden für die Aktion Stolpersteine des Arbeitskreises Trier im Nationalsozialismus der AG-Frieden und des Kürenzer Kulturzentrums. Die Schüler der Unesco-Projekt-Schule hatten im Unterricht die Reichspogromnacht am 9. November 1938 behandelt und mit ihrer Klassenlehrerin Beate Waldhausen-Schmitt beschlossen, sich intensiver mit der Judenverfolgung auseinanderzusetzen. So kam der Gedanke auf, sich am Projekt Stolpersteine zu beteiligen. "Wir fanden das eine prima Idee", sagen die Schüler. Auf rechtsextreme Reaktionen, wie sie ihnen begegneten, waren sie nicht gefasst. "Ein Mann brüllte seine Frau an, du spendest nichts für die Juden", erzählt Max. Dorian hat damit gerechnet, ignoriert zu werden, aber auf Worte wie "scheiß Juden" oder "für diese Juden doch nicht", war er nicht vorbereitet. Auch Jan wundert sich: "Ich hätte nicht gedacht, dass Leute es so offen äußern, dass sie Juden verabscheuen." Am meisten schockiert habe es sie, dass die Anfeindungen von alten Menschen kamen, die den Krieg noch selbst miterlebt hatten.
Für Ryan stehen die Menschen im Vordergrund, die das Projekt unterstützt haben. "Ich habe mich über die vielen positiven Reaktionen gefreut", betont er. Denn unterm Strich spendete die weitaus große Mehrheit gerne. Und so waren die Schüler am Ende des Tages überrascht, wie viel Geld sie in den Sammelbüchsen hatten. Mit Hilfe der Gruppe, die in der Schule Kuchen für den guten Zweck verkaufte und dabei durch Bilder und Plakate über die Verfolgung durch das NS-Regime informierte, nahm die Klasse insgesamt 556 Euro ein.
Die Schüler selbst haben auch von ihrem Engagement profitiert. Denn beim Rundgang zu den Mahnmalen ist Geschichte für sie greifbar geworden. "Man konnte sich das vorher nicht vorstellen", sagt Max.
Schulleiterin Marita Wenz ist stolz auf die Einsatzbereitschaft der Schüler. Durch sie können fünf neue Stolpersteine finanziert werden. An wen sie erinnern werden, steht noch nicht fest. Die Schüler haben der AG Frieden einen symbolischen Scheck überreicht. Sind die Biografien weiterer Opfer recherchiert und die historischen Fakten gesichert, wird der Kölner Künstler Gunter Demnig die Messingplatten mit den Daten der Geburt, der Adresse, des Datums der Deportation und der Ermordung herstellen, erläuterte Thomas Kupczik von der AG Frieden. Bis die Gedenktafeln an ihrem Bestimmungsort ins Straßenpflaster eingelassen werden, ist die zehnte Klasse der Realschule schon nicht mehr im Klassenverband. Doch für die Jugendlichen steht fest, dass sie zur Verlegung wieder zusammenkommen werden. sys

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