Schüler zeigen Flagge

TRIER. Rund 500 Trierer Schülerinnen und Schüler haben gestern gegen den offenbar unvermeidbaren neuen Irak-Krieg protestiert. Tenor der jungen Leute: Wir können das Gemetzel zwar nicht verhindern - aber unsere Meinung dazu kundtun.

 Jugendprotest für den Frieden: Trierer Schüler demonstrieren in der Innenstadt.Foto: Hans Krämer

Jugendprotest für den Frieden: Trierer Schüler demonstrieren in der Innenstadt.Foto: Hans Krämer

Aufgerufenzu dem "Peace Happening" vor der Porta Nigra und auf demViehmarkt hatte die Gruppe "Jugend gegen den Krieg". Angesichtsder drohenden Kriegsgefahr war die Gruppe kurzfristig aufInitiative von Schülerinnen und Schülern gebildet worden. Auchdas schulübergreifende "Peace Happening" hatten die Jugendlichenin Eigenregie und ohne Mitwirkung von Erwachsenen organisiert -die Federführung lag in den Händen der AMG-Schülerin ChristinaKronenberg (18), die auch den Demonstrationszug leitete. Sammelpunkt war gestern nach 13 Uhr der Platz vor der Porta Nigra. Zunächst schien es, als sei der Demo-Aufruf auf wenig fruchtbaren Boden gefallen. Eine erwachsene Passantin, die den Konvent auf schwarzem Naturstein beobachtete: "Ich stimme zwar mit den Teilnehmern überein - aber es sind wenige, wenn man Zahl und Größe der Trierer Schulen kennt." Fast unmerklich jedoch wuchs die Schar der Demonstranten an. Und als Christina Kronenberg gegen 13.30 Uhr ans Mikrofon trat, hatten sich schon schätzungsweise 350 Schülerinnen und Schüler vor ihr versammelt.

Massenmord an unschuldigen Zivilisten

"Wir wollen keinen Krieg im Irak, keinen Massenmord an unschuldigen Zivilisten", rief Kronenberg. Darum stehe man nun hier. Deshalb könne man nicht zu Hause auf der Couch oder vor dem Computer sitzen. Kronenberg: "Heute haben wir den Anfang gemacht und unseren Protest deutlich gezeigt. Nun sind wir Sandkörner in der Maschine der Kriegs-Propaganda."

Anschließend machte die AMG-Schülerin im Gespräch mit dem TV klar, dass sich die Trierer Schülerschaft keinen schönen Illusionen hingebe. "Wir können den Krieg damit nicht aufhalten. Das wissen wir auch", so Kronenberg. Trotzdem wollten die Jugendlichen ihre Meinung artikulieren und zeigen, dass man diese Politik nicht stumm hinnehmen könne.

Als weiterer Redner trat Christian Z. Schmitz, Landesvorsitzender der Jusos, ans Mikrofon. "Es werden Erinnerungen an die Demonstrationen vor zwölf Jahren wach", rief Schmitz. "Und es ist traurig, dass man hier wieder stehen muss, weil sich nichts geändert hat." Aber diese Demonstration habe auch einen positiven Aspekt. Sie widerlege nämlich die Behauptung, die Jugend sei heute unpolitisch.

Ähnlich äußerten sich vom TV befragte Jugendliche. Berufsschülerin Nadine Hoppstetter: "Sollen wir schweigend zuschauen, wenn Unschuldige wegen des Öls abgeschlachtet werden?"

Doreen Glausch und Anne Ziewers vom Gymnasium für Gesundheit und Soziales: "Ändern lässt sich wohl nicht mehr viel. Es geht darum, hier den eigenen Standpunkt zu vertreten. Nicht alle Jugendlichen sind unpolitisch."

Auch Lehrer demonstrieren

Auch Lehrer nahmen an der Demo teil, etwa AMG-Schulleiter Wolfgang Müller und sein Kollege Jakob Kalsch. "Wie stehen hinter unseren Schülerinnen", so Kalsch, "zumal die Hauptinitiative vom AMG ausging. Da müssen wir Flagge zeigen." Nach der Auftakt-Kundgebung marschierte der auf rund 500 Teilnehmer angewachsene Demonstrationszug durch die Stadt zur Zwischenkundgebung mit Kerzen auf den Viehmarktplatz. Von dort ging es zurück zur Schlussversammlung vor der Porta Nigra.

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