Schule mit vielen Extras
Mit rund 320 Schülern ist die Hauptschule Ehrang die größte unter den öffentlichen Hauptschulen in Trier. Das Schulzentrum Mäusheckerweg teilt man sich mit Spee-Gymnasium und Comenius-Realschule.
Trier. Karin Sattler ist die mit Abstand dienstjüngste Schulleiterin in Trier. Nach den Osterferien hat die ehemalige Konrektorin der Regionalen Schule in Thalfang den Chef-Sessel an der Hauptschule Ehrang übernommen. "Die höflichen Schüler" seien das Erste gewesen, was ihr positiv aufgefallen sei.Das Kompliment kommt zurück: Das Lehrer-Schüler-Verhältnis an der Schule sei "total gut", sagen die Schülervertreter Dominique Rösinger und Thomas Hoffmann.
Die beiden besuchen das zehnte Schuljahr, das Hauptschüler zur mittleren Reife führt. Längst nicht alle Hauptschulen haben dieses attraktive Angebot, und so kommen zur zehnten Klasse Schüler aus der ganzen Stadt, aber auch der VG Trier-Land nach Ehrang.
Generell umfasst das Einzugsgebiet der Schule neben den benachbarten Stadtteilen Biewer, Pfalzel und Quint auch Gemeinden wie Newel, Butz weiler und Kordel. Seit die HSE eine Ganztagsschule ist, gesellen sich auch immer öfter Hauptschüler aus anderen "Ecken" dazu, weiß Konrektor Michael Elbert. Weil Ehrang auch eine Schwerpunktschule für Integration ist, erweitert sich das Spektrum noch einmal.
Die vielen "Extra-Funktionen" bescheren der Schule ein auch zahlenmäßig gutes Schüler-Lehrer-Verhältnis, ergänzt durch zwei Förderlehrer und einen Schul-Sozialarbeiter. Das schafft Raum für gezielte Förderung, aber auch für Arbeit am Sozialverhalten. "Integration und Inklusion" lautet das pädagogische Leitbild, "Erziehung zur Toleranz" fügt die neue Schulleiterin hinzu. Täglich üben kann man das beim Miteinander der verschiedenen Schulformen auf dem Pausenhof. Es gebe keine großen Rivalitäten oder Cliquenbildungen, versichert Dominique Rösinger, "oft kennt man sich sowieso ganz gut". So ähnlich sieht es auch Hausmeister Matthias Grewer: "Jeder kann überall hingehen, und wenn mal was passiert, dann schaut keiner weg".
Eindeutiger inhaltlicher Schwerpunkt in Ehrang ist die Berufsvorbereitung. Vom Bewerber-Camp mit Experten bis zur Beratung vor Ort im Berufsinformationszentrum der Arbeits-Agentur werden alle Standards angeboten. Besonders im Blick: die Mitwirkung der Eltern. 80 Prozent, so heißt es, hätten ihre Kinder ins BIZ begleitet. Keine schlechte Quote.
Lange Jahre gehörte der frühere HSE-Schulleiter Hans-Richard Günther zu den Rufern in der Wüste, die bessere Start-Bedingungen ins Berufsleben für die Hauptschüler anmahnten. Seine Nachfolgerin konstatiert nun vorsichtig eine "Tendenz zur Besserung", obwohl sie noch nicht genau sagen kann, wie die Vermittlungsquote in Lehrstellen aussieht.
Eine Tendenz zur Besserung könnte die Schule auch in Sachen Räumlichkeiten und Ausstattung gebrauchen. Des Hausmeisters Aussage, das Gebäude sei "im Großen und Ganzen okay", hinterlässt bei den Schülern zweifelnde Gesichter - zumindest wenn es um die Toiletten geht. Eine "AG Schulverschönerung" schwingt des Öfteren den Maler-Pinsel, unterstützt von einem rührigen Eltern-Förderverein.
Aber es gibt auch eine sehr veraltete Küche und eine Lehrsammlung, deren Status das 21. Jahrhundert noch nicht erreicht hat. Und einen riesigen Mangel an Sport-Kapazitäten. "Die Anträge laufen", sagt Michael Elbert und zuckt mit den Schultern. Ohne genehmigten städtischen Haushalt und beschlossenes Schulentwicklungskonzept kann das zur Hängepartie werden.
Dabei ist die Zukunft der Hauptschule Ehrang durchaus absehbar. Bei der ADD und wohl auch der Stadt hat man den Mäusheckerweg als Standort für eine "Realschule plus" so gut wie gesetzt. Auch wenn Rektorin Karin Sattler vor "voreiligen Schnellschüssen" warnt: HSE und Comenius-Realschule könnten ein Muster-Exemplar der neuen, gemeinsamen Schulform werden.
Morgen in unserer Serie: Die Grundschule Olewig.
