Schutzbedürftiges Römer-Relikt

Seit ihrer Entdeckung vor über 40 Jahren liegt sie im Dornröschenschlaf. Ihr Zustand ist von Witterungseinflüssen stark bedroht. Um die Grabkammer am Reichertsberg zu retten, initiiert und finanziert die Trier-Gesellschaft Untersuchungen für eine spätere Sicherung des Fundes.

Trier-West/Pallien. (cofi) Obwohl die Grabkammer, auf die man 1976 beim Neubau der Grundschule am Reichertsberg stieß, für Trier und den Nordwesten des römischen Reiches als einzigartig gilt, war sie in den vergangenen 40 Jahren zu stark dem Vergessen anheim gegeben. Römische Funde sind in Trier zwar bei fast jedem Spatenstich zu entdecken. Aber neben Pracht- und Großbauten ist von einer römischen Stadt kaum etwas erhalten, was die Wohn- oder Bestattungskultur so greifbar und erlebbar dokumentiert wie das römische Relikt am Reichertsberg.Entstanden in der zweiten Hälfte des dritten, Anfang des vierten Jahrhunderts bot der quadratische, rund 13 Quadratmeter große Raum Platz für zunächst sieben Grablegen. Bestattet wurden die Menschen in Bleisarkophagen, von denen noch Reste innerhalb der Trennmauern der einzelnen Beisetzungsorte verblieben sind. Angeordnet sind sie wie die Betten eines römischen Speisezimmers. Zwei weitere Menschen wurden später in zwei Steinsarkophagen beigesetzt, die wohl mit enormem Kraftaufwand auf die Mauern gestellt worden sind. Die Skelette wurden an der Mainzer Universität anthropologisch untersucht.Vor allem die Wandbemalung lässt Archäologen und Kunsthistoriker staunen. "Die Putzschicht ist noch weitestgehend geschlossen", sagt Eckart Köhne vom Rheinischen Landesmuseum. Noch. Denn der Putz droht vor allem am Gewölbe herabzufallen und die Malerei ist kaum noch zu erkennen. Abgenommen werden können die Fresken wegen der dünnen Putzschicht nicht.Das wechselhafte Raumklima ist die Wurzel allen Übels

Um den Fund dauerhaft zu sichern, sind zunächst Voruntersuchungen nötig. Das sind Messungen der Klimaschwankungen. Die Schäden an den Fresken und der ursprüngliche Zustand der Isolierung müssen untersucht werden. Da kommt die Trier-Gesellschaft ins Spiel, die rund 13500 Euro springen lässt. "Erst dann können wir uns Gedanken über mögliche Maßnahmen machen", sagt Sabine Faust vom Landesmuseum. Wie die aussehen könnten und wer die weitere Finanzierung übernehmen könnte, das ist noch nicht klar. Denn obwohl die Grabkammer ein einzigartiges Relikt ist, sie liegt abseits touristischer Pfade und lag deshalb bisher nicht weiter im Interesse der Stadt und der Behörden. "Aber jetzt ist ein erster Schritt gemacht", freut sich Gert Burscheid von der Trier-Gesellschaft.

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