Schwarze Jugendträume

TRIER. Frühlingsgefühle bei der Jungen Union (JU): Sie liebäugelt mit den Grünen. Nach Vorbild der schwarz-grünen Koalitionen in Köln und Saarbrücken soll die Kooperation auch ein Modell für Trier werden. Das Werben stößt jedoch bei den Grünen auf wenig Gegenliebe.

 Im Trierer Traditionslokal "Zum Domstein" traf sich die Junge Union Trier mit Martin Karren, der in Saarbrücken die schwarz-grüne Koalition leitet, um Anregungen für die Trierer Kommunalpolitik zu bekommen.Foto: Jutta Edinger

Im Trierer Traditionslokal "Zum Domstein" traf sich die Junge Union Trier mit Martin Karren, der in Saarbrücken die schwarz-grüne Koalition leitet, um Anregungen für die Trierer Kommunalpolitik zu bekommen.Foto: Jutta Edinger

Vorbei die Zeiten, als sich Unionspolitikern beim Auftritt der Gründungs-Grünen Jutta Ditfurth die Haare sträubten. Mit den Grünen ins Bett zu steigen, ist zumindest für den Jugendverband der Union keine Todsünde mehr. Die Gaststätte "Zum Domstein" wurde als Ort für das Rendezvous erklärt, doch vergebliche Liebesmüh: Die eingeladenen Trierer Grünen glänzten durch Abwesenheit und sagten "Schwarz-grün, nein, danke!" Auf TV -Anfrage sagte die grüne Vorstandssprecherin des Kreisverbandes Trier-Saarburg, Corinna Rüffer: "Wir sind bewusst nicht erschienen, weil wir nur als Gäste, nicht als Gesprächspartner eingeladen waren. Ganz abgeneigt sind wir nicht. Aber wenn, dann möchten wir auf gleicher Augenhöhe diskutieren."Koalition in Saarbrücken

Seitdem eine neue Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung die Berührungspunkte zwischen den beiden Parteien - etwa die Skepsis gegenüber staatlicher Intervention - betont und auch Stadtratsfraktions-Chef Christoph Böhr seine grüne Liebe gesteht, schlagen die politischen Träume der Jungen Union Purzelbäume. Wie man mit den Grünen anbandelt, sollte CDU-Mann Martin Karren aus Saarbrücken erläutern. Karren, Mitglied des saarländischen Landtages und Vorsitzender des Stadtrats, erläuterte vor elf Mitgliedern der Jungen Union und acht Gästen und CDU-Stadtratsmitgliedern, wie die schwarz-grüne Koalition in Saarbrücken zustande kam. Nachdem die rot-grüne Kooperation in Saarbrücken gescheitert war, arbeiteten CDU und die von der SPD enttäuschten Grünen zusammen. Nach 24 SPD-regierten Jahren im Rathaus konnte die neue Koalition einige Finanz-Skandale aufdecken. Die SPD-Skandale sorgten in der Trierer Runde für einige Häme; die eigenen schwarzen Koffer von Unionsmitgliedern schienen bereits vergessen. Wäre das Aufdecken von Skandalen jedoch der einzige Zusammenhaltspunkt, dann würde das Modell in Trier nicht ziehen, lautet die Erkenntnis eines JU-Mitglieds. Denn dann müsste man die Skandale der eigenen Partei aufdecken. In Bezug auf den verkehrspolitischen Sprecher der Trierer CDU, Gilbert Felten, und den Bündnisgrünen Clement Atzberger äußerte Stadtratsmitglied Bernd Michels Bedenken: "Das ist alles eine Frage des Personals. Wenn ich jemand als einen Kotzbrocken empfinde, dann ist das für mich ewig ein Kotzbrocken." Allerdings sieht er bei Fragen der Bausanierung und dem Bau neuer Windkraftanlagen Übereinstimmungen. Bemerkenswert ist, dass die gnädig spät geborenen Mitglieder der Jungen Union keine Berührungsängste mehr mit den Grünen haben und offen für neue Bündnisse sind. Der Schmusekurs des CDU-Nachwuchses wird jedoch fragwürdig, wenn der Vorsitzende Etteldorf vom Geldbeutel auf die Gesinnung schließt. Hoffähig sind für ihn die Grünen, denn ihre Wähler seien "keine Linken oder Sozialhilfeempfänger, sondern Millionäre. Der gesunde Mittelstand in Trier wählt grün". Ähnlich problematisch ist der schwärmerische Verweis auf die bei der Gründung der Grünen beteiligten wertkonservativen Gruppen, denn diese Gruppe hat sich schnell von der Partei verabschiedet. "Wir wollen Honig aus der Sache saugen", beschließt Etteldorf mit Blick auf die Saarbrücker schwarz-grüne Koalition. Im nächsten Wahlprogramm sei die Option schwarz-grün vorgesehen. "Keine Experimente" scheint für Adenauers Enkel nicht mehr zu gelten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort