"Schwarzer Geselle" am Schlagzeug

FILSCH. Wie wird man zu einer Filscher Institution, "bekannt wie ein Pudelhund"? Indem man sich zur Mitgründung eines Vereins "überreden" lässt. 25 Jahre später ist Karl-Heinz Mitscher aus Filsch nicht mehr wegzudenken.

Kinder haben ganz bestimmte Berufswünsche: Pilot, Rennfahrer und Lokführer. Genau letzteres ist Karl-Heinz Mitscher gewesen. Auf einer echten Dampflok hat er noch seine Ausbildung gemacht - mit einem Heizer an seiner Seite. "Schwarze Gesellen nannte man uns: eine dreckige, aber gemütliche Arbeit", sagt der pensionierte Bahnfan. Über die Schienen der Region fuhr Mitscher Schnellzüge nach Saarbrücken und Güterzüge nach Köln. Auch wenn der Beruf anstrengend gewesen sei - "rund um die Uhr unterwegs, die Arbeitszeiten variierten": Die Bahn ist Mitschers heimlicher Favorit. "The Tramps", die Wanderer oder Vagabunden, nannte sich folgerichtig auch die Band, bei der er bis September 2001 Schlagzeug spielte. "Wir haben von Schlagern der 40er und 50er Jahre bis zu Tophits der Gegenwart alles gespielt, was man als Tanzmusik versteht", sagt der Musiker, der immer mit einer Musikerkarriere geliebäugelt hatte, es aber doch lieber sein ließ. Aber der Glanz der Augen verrät, dass er mit den Sticks an der Trommel schöne Erinnerungen verbindet. Eigentlich, sagt der heute 68-jährige Mitscher, wollte er 1959 nach dem Wehrdienst bei der Bundeswehr Karriere machen. Die Familie riet davon ab, entscheidend war seine spätere Frau Marlies - "Für sie habe ich auf die Bundeswehr verzichtet", sagt Mitscher schmunzelnd. 1969 zog er nach Filsch. Mitscher kam ins Gespräch mit Filschern. Gemeinsamkeiten finden sich, viele sind Reservisten der Bundeswehr. "Die freiwillige Feuerwehr war nach der Eingemeindung von Filsch nach Trier aufgelöst worden, meine Freunde klagten, es gebe keinen Verein mehr, da müsse man was unternehmen", erklärt Mitscher seine Hilfe bei der Gründung der Reservistenkameradschaft, lange Zeit der einzige Filscher Verein. Nach und nach organisierte die Kameradschaft neben ihrem anfänglichen Schwerpunkt Militärsport auch Dorffeste, Martinsumzüge und Hilfsaktionen. Man habe praktisch die Feuerwehr beerbt, sagt Mitscher mit einem gewissen Stolz, insbesondere, wenn er die Ordner mit den zahlreichen Urkunden und Fotos aus über 30 Jahren Vereinsleben betrachtet. Mitscher ist aus Filsch nicht mehr wegzudenken. Nicht nur, dass er seit Jahrzehnten der Kameradschaft vorsteht: Bis 1998 war Mitscher Mitglied der SPD, auch stellvertretender Ortsvorsteher. Hinzu kam noch die Funktion als ehrenamtlicher Richter am Landgericht Trier. Den Takt gibt er immer noch vor: 1966 gehörte Mitscher zu den Mitbegründern des Reservisten-Musikchors in Trier und ist als einziger seiner Generation dort noch aktiv. 40 Proben habe man jährlich. Mitschers Platz: natürlich am Schlagzeug.

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