Schwarzer Humor

Einen Geniestreich, bei dem sich das Publikum durchgängig vor Lachen wand, landete die Potsdamer Kabarettistin Barbara Kuster mit ihrem Sologastspiel im Rahmen der "Spaß.Gesellschafts.Abende" in der Tufa Trier. Die forsche Preußin verknüpfte ironische Alltagsbeobachtungen mit musikalischen Parodien von Carmen bis Rammstein.

 Pose für die Kamera: Barbara Kuster. TV-Foto: Anke Emmerling

Pose für die Kamera: Barbara Kuster. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Barbara Kuster ist nicht nur originell. Sie ist ein Original, ein durch und durch stimmiger Typ, der mit sprödem Charme und Selbstironie von der ersten Bühnensekunde an überzeugt. Wenn sie sich mit Krawatte, tiefer Stimme und forschem Schritt als bekennende Preußin vorstellt, schlägt man unwillkürlich die Hacken zusammen. Kein Wunder, dass man ihr abnimmt, wer in ihrer Ehe mit dem gestandenen SPD-Genossen "Dschäi Ar" (J.R.) oder in der Beziehung zu den zwei Töchtern den DDR-Kampfsportbadeanzug anhat. Familiäres mit Wiedererkennungseffekt ("wenn es ums Elementare geht, Essen, Trinken, Bezahlen, sind alle Familienmitglieder wieder da...") liefert den wohltuend alltagsnahen roten Faden für ein ansonsten irrwitziges Programm aus schwarzhumorigen Gesellschaftsbetrachtungen. Da entwirft Angela Merkel gegenüber Osama Bin Laden, der Berlin "plattmachen will" erst mal eine Absichtserklärung. Oder Barbara Kuster lotst ihren J.R. per Handy durchs Kaufhaus des Westens, weil er sich wegen all der Anglizismen (Ground Floor, Escalator) nicht zurechtfindet. Ob Kuster als wertekonservative Prinzipienreiterin den Blick eines "Wesens vom anderen Stern" auf Jugendkultur, Bildung, Steuerflucht oder Politik vermittelt, immer leitet sie mit ungewöhnlichen Verknüpfungen zu musikalischen Parodien über. Mit frechen Texten, einer tollen, vielseitigen Stimme und mimischem Talent macht sie Carmen-Arie, Udo-Lindenberg-Hits, Marlene-Dietrich-Chansons oder den Titanic-Song zum Erlebnis. Über ein Eichendorff-Lied, eingeleitet von J.R.s Wald-Therapie nach Irrfahrt durchs KDW, kommt sie zu einem Exkurs über Bildung, schwenkt zur Gruftie-Tochter über und damit dem absoluten Höhepunkt des Abends, einer Rammstein-Persiflage. Zu martialischem Düsterrock und in Nebelschwaden gehüllt, brüllt Kuster einen Text über Parkplatzsuche in Berlin: "Ich will ein Rammstein sein, die Lücke ist zu klein, ihr werdet heulen, ob eurer Beulen..."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort