Schwarzer Peter auf der Grünen Woche

TRIER-OLEWIG. Olewig ohne Peter Terges? Unvorstellbar. "Das ist meine Heimat, auf die lasse ich nichts kommen. Und von hier bringt mich auch nichts weg", sagt der 53-jährige Lokalmatador. Dennoch kehrt er alle Jahre wieder seinem Heimatstadtteil für knapp zwei Wochen den Rücken: Heute bricht Peter Terges zur Internationalen Grünen Woche nach Berlin auf, bei der er seit 1984 regelmäßig mit von der Aussteller-Partie ist.

Sich in Olewig aufzuhalten und nicht Peter Terges über den Weg zu laufen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Im Weinberg, auf dem Sportplatz, im Ortsbeirat und auf der Straße sowieso - Terges ist omnipräsent. "Olewig ist gewissermaßen mein Lieblingshobby", erklärt der 53-Jährige mit schelmischem Grinsen; "Mich interessiert einfach alles, was in meinem Stadtteil vor sich geht. Und es gibt kaum etwas, das ich nicht weiß."Selbstbewusster Selbstständiger

Dabei sorgt Terges oftmals selbst für den Gesprächsstoff. Schließlich hat er fast überall die Hände im Spiel: als Vorsitzender des Sportvereins, als Chef der örtlichen Winzervereinigung, als Vize-Ortsvorsteher und Strippenzieher in der Stadtteil-Politik und so weiter und so fort. Selbst diejenigen, die nicht zu den politischen Freunden des CDU-Mannes zählen, bescheinigen im ein hohes Maß an Effektivität und sind "froh, dass es diesen umtriebigen Typen gibt, der sich so für Olewig einsetzt", wie es jemand formuliert, der nicht namentlich in Erscheinung treten will: "Sonst kriege ich noch Krach mit meinen Leuten." Terges hingegen hat, obwohl von politischer Grundeinstellung "bekennender Schwarzer", keinerlei Berührungsängste: "Ich gehe keinem Gespräch aus dem Weg und nehme kein Blatt vor den Mund - im Gegenteil. Ich bin ziemlich hartnäckig und gehe notfalls auch CDU-Leuten auf die Nerven, wenn es gut für Olewig ist." Terges sieht sich in der taktisch angenehmen Situation, "als selbstbewusster Selbstständiger auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen. Ich genieße so etwas wie Narrenfreiheit und darf auch mal unbequem werden. Um mich positiv zu profilieren, brauche ich keine öffentliche Bühne. Das kann ich in und mit meinem Betrieb tun". Der Erfolg gibt ihm Recht. Peter Terges, der fünfeinhalb Hektar Rebflächen in den Petrisberg-Lagen Burgberg, Deutschherrenberg und Jesuitenwingert bewirtschaftet, zählt zu den höchst dekorierten Winzern weit und breit. Für seine Rebensäfte heimste er unter anderem den Bundesehrenpreis und zehn Staatsehrenpreise ein. Verwunderlich: Der Spezialist für trockene und edelsüße Tropfen sowie Eiswein trinkt selbst kaum Alkohol - "außer natürlich bei meinen Weinproben" - vor allem aber kein Bier. Da kann der quirlige Ur-Olewiger schon längst wieder auf Achse sein, wenn andere nach durchzechten Nächten erst mal in die Gänge kommen müssen. Terges hingegen kommt "mit ganz wenig Schlaf" aus. Das wiederum komme seinem Heimatstadtteil zugute, für den er nur das Beste wolle. Deshalb hat er 1999 den Vorsitz des "damals maroden Sportvereins" übernommen. Und mit 46 Lenzen selbst noch einmal die Fußballschuhe geschnürt und in der Bezirksliga gekickt, weil viele Spieler von der Fahne gegangen waren. "Die wollten nur Geld sehen. Diese Einstellung widert mich an." Heute setzt der SVO auf den eigenen Nachwuchs und steht "dank eines guten Vorstandsgespanns, guter Trainer und sehr engagierter Eltern wieder gesund und solide da". Deshalb hat es Terges, sonst die Ruhe selbst, "ziemlich gefuchst", nicht zum jüngsten OB-Neujahrsempfang eingeladen gewesen zu sein: "Ich bin seit 30 Jahren ehrenamtlich aktiv und repräsentiere einen Verein mit 600 Mitgliedern." Mit Tochter Susanne nach Berlin

In den kommenden Tagen repräsentiert er sich selbst: Am heutigen Mittwoch macht sich Terges mit voll geladenem Kleinbus auf den Weg zur Internationalen Grünen Woche nach Berlin. Bereits zum 24. Mal in Folge ist er als Aussteller bei der weltweit größten Landwirtschaftsmesse mit von der Partie (Halle 22 b, Stand 245). Susanne (26), ältester von drei Terges-Sprösslingen und 2004 Triers Weinkönigin, begleitet ihn. Für Winzer Terges erweisen sich die jährlichen Berlin-Touren stets als voller Erfolg: "Dort mache ich 30 Prozent meines Jahresumsatzes." Und was machen die anderen 3300 OIewiger, wenn der Lokalmatador ausnahmsweise nicht da ist? "Übernächste Woche komme ich ja wieder zurück. So lange läuft es in Olewig notfalls auch ohne mich."

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