Schwimmen in den 30ern

TRIER. Oktober 1931. Eine junge Triererin schwingt sich aufs Fahrrad, um das neueröffnete Stadtbad zu besuchen. Sie sollte dort bald eine regelmäßige Besucherin werden: Die heute fast 90-jährige Gertrud Trierweiler-Schwickerath.

Mutig sprang sie vom Drei-Meter-Brett, landete leider allzu oft auf dem Bauch. "Das hat mich nicht davon abgehalten", berichtet Gertrud Trierweiler-Schwickerath lachend. Die rüstige Seniorin ist sehr agil, den Kopf voller Erinnerungen an das Trier der vergangenen Jahrzehnte. Zum Stadtbad musste sie oft allein radeln: "Meine Freundinnen waren eher unsportlich, vor allem meine beste Freundin Anneliese", erinnert sie sich. Gertrud Schwickerath ließ sich davon nicht abhalten. Sehr gern übte sie sich im Rückenschwimmen. "Das war meine Spezialität! Kraulen hab' ich auch versucht, das ging nicht so gut", sagt sie lächelnd. Von Anfang an sei das neue Bad gut besucht gewesen; Kinder wie Erwachsene seien gern gekommen. Dass man Bademützen aufhatte, war damals selbstverständlich . "Das Wasser war angenehm warm", erinnert sich die lebhafte Seniorin. "Im Nichtschwimmer-Bereich war immer viel los. Man konnte dann noch die Treppe runtergehen, da hatte man die Möglichkeit zu Dampfbädern. Auch die medizinische Abteilung gab es schon." Für den Sommer hatte sich das Stadtbad schon damals etwas einfallen lassen, weiß Gertrud Trierweiler-Schwickerath noch: "Dann war an einer Seite geöffnet, und man konnte die Liegewiese nutzen." Im Stadtbad lernte das junge Mädchen schnell andere schwimmbegeisterte Jugendliche kennen. "Wir waren eine ganze Gruppe, die gemeinsam den Rettungsschwimmer machte. 18 Jahre war ich alt. Ich weiß noch, wie ich jemanden pro forma aus dem Wasser geholt habe", sagt sie lachend. "Der Schwimmmeister stand oben und sagte, was man machen sollte." Nur wenig später sollte sie ihre neuerworbenen Fertigkeiten am Ernstfall erproben, als sie ein Kind aus der Mosel rettete. "Ich hab' es hochgehalten und rausgezogen. Glücklicherweise hatte ich Grund bekommen, ich war ja selbst noch ein junges Ding", erinnert sich die 89-Jährige. An den Architekten des Stadtbades, Martin Mertes, kann sich Gertrud Trierweiler-Schwickerath gut erinnern. "Mit seiner Tochter Else war ich befreundet. Ich habe ihn bewundert, er hatte viel Humor", weiß sie noch. Auch von seinen Enkeltöchtern, die heute als bekannte Künstlerinnen in Köln und den USA lebten, sei er sehr verehrt worden. "Mertes wurde 1883 in Trier geboren und war sehr vielseitig begabt. Sein Büro war am Domfreihof neben der Domkurie." Als junger Mann habe er Luftschiffsbau studiert, ein Buch darüber geschrieben und ein Patent angemeldet. Unter anderem habe er später das berühmte Treverisglas entworfen, das über Rheinland-Pfalz hinaus bekannte Markenzeichen des Mosel-Saar-Ruwer-Rieslings. Und wie hält es die bald 90-jährige mit dem Schwimmen gehen? "Im Stadtbad war ich länger nicht, ich muss mal wieder hin!" sagt Gertrud Trierweiler-Schwickerath lachend. Das Stadtbad feiert in diesem Jahr Jubiläum. Dazu gibt es ein abwechslungsreiches Programm am Wochenende.Samstag, 21. Oktober: ab 6 Uhr Badebetrieb; ab 11 Uhr Festprogramm; 11 bis 18.30 Uhr Gesundheitscheck der Deutschen BKK mit Kletterwand, 12 Uhr Weltrekordversuch 200-Meter-Staffel; ab 12.15 Uhr Benefizschwimmen für die "Villa Kunterbunt"; 14 Uhr Kunstspringen im Springerbecken; 14.45 Uhr Tauchvorführung; ab 15 Uhr Spiel und Bewegung im Wasser; 16.15 Uhr Kunstspringen im Springerbecken; 17 Uhr Tauchvorführung; 18 Uhr Wasserrettung im Mehrzweckbecken.Sonntag, 22. Oktober: ab 9 Uhr Badebetrieb; 10.30 Uhr Präsentation Kursangebote Stadtbad; 11 bis 14.30 Uhr Spielaktionen und Schnupperkurs im Mehrzweckbecken; 11 bis 16 Uhr Gesundheitscheck der Deutschen BKK mit Kletterwand; ab 12.25 Uhr Kunstspringen im Springerbecken; 12.30 Uhr Geburtstagsfeiern im Lernschwimmbecken mit Clown und Aktionen; 13 Uhr Schnupperkurs Wasserball; 13.45 Uhr Tauchvorführung im Springerbecken; 14.30 Uhr Geburtstagsfeiern im Lernschwimmbecken mit Clown und Aktionen; 14.30 Uhr Vorführung Wasserrettung.

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