Seifenoper im Rathaus

Bei unserem Viez-Stammtisch kriegen der Schröer und der Stadtrat öfter eins auf die Mütze. Manchmal haben sie es wirklich verdient, aber so schlimm wie die Stadtpolitik nach der vierten Porz Viez dargestellt wird, ist sie in Wirklichkeit meistens doch nicht.

"Lasst uns doch mal so eine Sitzung angucken", habe ich meinen Stammtischbrüdern letzte Woche vorgeschlagen, "am Donnerstag ist Doppelhaushalt, ganz wichtig, da werden Weichen gestellt." Aber keiner hatte Interesse und auch meine Frau, die Bärbel, wollte nicht auf ihre Vorabendserien verzichten. Ich guck' die ja nicht, höchstens mal so am Rande, wenn ich Bärbel Gesellschaft leiste. Ich bin dann alleine ins Rathaus gegangen. Drei Stunden haben die Damen und Herren Stadträte getagt, und am Kopfende thronte unser OB mit seinen Adjutanten von der Verwaltung. Ich muss euch sagen, so viel anders als im Fernsehen bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" geht es da auch nicht zu. Nehmen wir die Handlung: Die Stadt hat chronische Geldnot, sie steckt in der Schuldenfalle, nur ein Wunder kann helfen - das sind Stoffe, aus denen Seifenopern gestrickt sind. Die Darsteller: Bertrand Adams, zuverlässiger Freund des Hausverwalters Helmut Schröer; Friedel Jaeger, dessen Großfamilie das Kommando im Hause Schröer übernehmen möchte; Manfred Maximini, früher selbst Oberhaupt der Jaegerschen Großfamilie, dann aber im Streit auseinander gegangen. Meine Bärbel war übrigens ganz begeistert, als ich ihr vom Stadtrat erzählte. Nächstes Mal will sie mitgehen. Bis dann, Euer

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