Sein Haus ist sein Hobby

OLEWIG. Ein Traum aus Stein: Karl-Heinz Schramm und seine Familie leben im ältesten Haus von Olewig. Seit fast drei Jahrzehnten werkelt der gebürtige Stendhaler nun schon in und an seinem Eigenheim und sorgt so für einen Blickfang im Ortskern.

Wilder Wein wächst an den Wänden, im Vorgarten blühen Margeriten und Geranien. Ein großer Baum wirft Schatten, derweil von nah das Plätschern des Olewiger Bachs dringt. Wer die Schramms besucht, findet sich in einem grünen Idyll wieder. Gleich an der Gauersbrücke gelegen, präsentiert sich das Anwesen als Kleinod mit Kulissencharakter: "Es gab schon Hochzeitspaare, die wollten sich unbedingt vor unserem Haus fotografieren lassen", berichtet Klaudia Schramm nicht ohne Stolz. Doch im beschaulichen Idyll stecken auch mehr als drei Jahrzehnte Handarbeit: Anfang der 70er Jahre erwarb Karl-Heinz "Kalle" Schramm das so genannte Balteshaus. Im 15. Jahrhundert erbaut, gilt es als das älteste bewohnte Gebäude im Stadtteil. Unweit einer in der Versenkung verschwundenen Hungerburg gelegen, diente das Domizil lange Zeit als Stall und Gesindehaus. Wo einst Schweine und Kaninchen hausten, ist längst stilvolle Wohnkultur eingezogen: An den Wänden hängen Ölbilder und Aquarelle von Tochter Christina, Wohnzimmer und Hausflur haben die Schramms mit edlen Holzmöbeln ausstaffiert. "Die hab' ich allesamt selbst restauriert", berichtet Karl-Heinz Schramm und zeigt auf ein ebenso altes wie schönes Stück: Eine Kommode aus Mooreiche, Handarbeit aus dem 18. Jahrhundert. "Das ist auch so ein Hobby von mir", meint er lakonisch, und der Betrachter staunt ob so viel handwerklichem Geschick. Und fragt sich außerdem, wo der Mann mit den vielen Jobs die Zeit her nimmt; schließlich ist der jung gebliebene 57-Jährige als Spielautomatenaufsteller und Kurier zweier Unternehmen ständig auf Achse. Die Erklärung: Sein Haus ist sein Hobby. Ein Neubau wäre für Schramm nie in Frage gekommen, denn "in einem alten Haus ist jedes Zimmer anders und strahlt ein einzigartiges Flair aus". Wohl wahr: 80 Zentimeter dicke Mauern aus Bruchstein, ein fünf Meter hoher Dachgiebel samt jahrhundertealter Querbalken und Treppen, bei denen sich leichtsinnige Besucher das Genick brechen könnten - all das sorgt für ein heimeliges Ambiente, das sich so heute nicht mehr zimmern ließe. Das Wohnglück komplett macht die Nachbarschaft: "Wir verstehen uns hier alle sehr gut", schwärmt Klaudia Schramm von den anderen Bewohnern in der kleinen Straße "Im Geisberg". Dass auch die angrenzende Gauersbrücke erblüht, sei jedoch nicht so sehr ihr Verdienst, gibt sich die zweifache Mutter und Blumenfreundin bescheiden. Das habe der Stadtteil vielmehr der Gärtnerei Schmidgen aus dem Tiergartental zu verdanken, die traditionell die Pflanzen spende.

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