Seine Grenzen erfahren

TRIER. Einer, der keine Ruhe kennt: Hans-Joachim Wunsch ist immer in Bewegung und liebt die Grenzerfahrungen, die er beim Bergsteigen und vor allem beim Laufen erfährt. Über Ostern führte den Zahnarzt die Laufleidenschaft nach Südafrika, wo er am "Two Oceans " teilnahm.

 Kein Tag ohne Laufen: Hans-Joachim Wunsch läuft seit 21 Jahren und nimmt an Marathons und Ultraläufen teil. Foto: Julia Kalck

Kein Tag ohne Laufen: Hans-Joachim Wunsch läuft seit 21 Jahren und nimmt an Marathons und Ultraläufen teil. Foto: Julia Kalck

Ruhe und Gelassenheit strahlt er aus, wie er dasitzt und zu erzählen beginnt. Doch das, was er erzählt, klingt weniger nach Entspannung und Gelassenheit, sondern nach Action rund um die Uhr. Schon seit langem ist Hans-Joachim Wunsch passionierter Sportler. Angefangen hat er mit Klettern. In die Alpen zog es ihn dann auch direkt nach dem Abitur am Trierer Hindenburg-Gymnasium. Bei den Gebirgsjägern konnte er seiner Leidenschaft nachgehen, sein Hobby ausbauen. Das Laufen, so erzählt der Zahnarzt, das sei erst viel später dazu gekommen: "Als Leistungssport betreibe ich das jetzt seit 21 Jahren. Das Bergsteigen habe ich dann ein bisschen sein gelassen, es war mir zu unbefriedigend, das nur ein-, zweimal im Jahr zu machen." Nicht gerade die kurzen Distanzen sind es, die den 58-Jährigen faszinieren: 48 Marathons und Ultraläufe hat Hans-Joachim Wunsch schon absolviert, darunter auch den 100 Kilometer langen Ultralauf in Biel. Seinem "Hang zu den Bergen", wie er es lächelnd ausdrückt, kommt der Vater zweier erwachsener Töchter, die beruflich beide in seine Fußstapfen getreten sind, auch beim Laufen nach: "Am liebsten laufe ich alpine Marathons." Ums Gewinnen geht's ihm weniger, auch wenn er schon einige Altersklassenläufe gewinnen konnte. "Ich bin ein durchschnittlicher Läufer, der sich durch Fleiß seine Ziele erarbeiten muss", erklärt er. Aber ein Läufer, den der Sport fasziniert. "Und wie das so ist mit Läufern, die werden dann irgendwann süchtig". Eine positive Sucht sei es, fügt er hinzu. Eine, die ständig gestillt werden muss: "Ich laufe jeden Tag, wenn ich nicht krank bin." Und auch wenn der Gesundheitsaspekt beim Laufen eine Rolle spielt: Grenzerfahrungen zu sammeln, das ist es, was ihm an seinem Sport gefällt. "Vor dem 100-Kilometer-Lauf hatte ich schon Herzklopfen, bin aber dann einfach losgelaufen", bekennt Wunsch. In Biel seien diese Grenzerfahrungen besonders gewesen: "Man läuft im Dunkeln, startet abends um zehn. Diese Sensibilität, mit der man die Eindrücke trotz der Anstrengung wahrnimmt, ist unglaublich." Natürlich gehörten auch physiologische Grenzen dazu - mehr noch als die mentalen Grenzen. Eine ganz neue Möglichkeit der Grenzerfahrung hatte er nun an Ostern. Weit weg führte ihn seine Lust am Laufen: Nach Kapstadt, wo er am Two-Oceans-Marathon teilnahm. Allein die Reise dorthin war für den Trierer ein Erlebnis, denn so viele Reisekilometer hat er selten zurückgelegt: "Ich bin reisemäßig eher ein Stubenhocker, der am liebsten in die Alpen fährt", grinst er. Lauffreunde aus Berlin gaben den Tipp, mal am Lauf in Südafrika teilzunehmen. "Und da habe ich mich entschlossen, über Ostern da mal hinzufahren." Der Two-Oceans-Marathon ging über 56 Kilometer entlang der Halbinsel südlich von Kapstadt, zum Indischen Ozean auf der einen und zum Atlantik auf der anderen Seite. Und während er die Strecke in Gedanken und Worten noch einmal abläuft, da merkt man ihm die Freude über dieses Erlebnis wirklich an. Wenn er von der Bucht mit weißem Sandstrand spricht, auf die er zulief, von den jubelnden Menschen, die die Läufer bedingungslos anfeuerten. "Und dann sitzt noch jemand und spielt Geige am Wegrand", schwärmt er. Ein wunderbares Erlebnis sei es gewesen, eines, was sich vielleicht sogar wiederholen wird, obwohl er mittlerweile auch wieder öfter zum Bergsteigen fährt. Denn nicht nur der Lauf, sondern auch das Land hat Hans-Joachim Wunsch begeistert. Und vielleicht wird ja dann aus dem "reisemäßigen Stubenhocker" noch ein echter Weltenbummler.

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