Seit 50 Jahren auf Tour durch Trier

TRIER. Der Bücherbus ist eine Trierer Institution. Doch was steckt eigentlich genau dahinter? Der TV hat sich auf die Suche nach Hintergründen, Geschichten und Personen rund um die komfortable Einrichtung gemacht.

 Anlaufstelle für Leseratten: Im Trierer Bücherbus gibt's genug Futter für alle. TV-Foto: Peter-Matthias Bieg

Anlaufstelle für Leseratten: Im Trierer Bücherbus gibt's genug Futter für alle. TV-Foto: Peter-Matthias Bieg

Wohl jeder Trierer hat ihn schon einmal gesehen: den Bücherbus. In Rot und Beige steht er an diesem Tag im Sonnenlicht an der Caspar-Olevian-Straße. Seit mehr als 28 Jahren ist das Fahrzeug von Mercedes-Benz bereits im Dienst und versorgt Leseratten an 24 verschiedenen Haltestellen in Trier und Umgebung mit Futter. Das erste Gefährt dieser Art war in Trier bereits am 18. Dezember 1957 als einer der 20 ersten Bücherbusse in Deutschland auf der Straße. Zukunft gesichert

Tim Schuhmacher besucht den Bus jede Woche; am liebsten leiht er sich "Die Drei Fragezeichen-Kids" aus und ist fasziniert, "weil es hier so viele Bücher gibt". Der achtjährige Olewiger ist mit seiner Mutter zum Bus gekommen, auch sie bedient sich ab und an aus den voll gepackten Regalen des zwölf Meter langen und 2,50 Meter breiten Fahrzeugs.Beide lassen sich von Bettina Lorig, der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienst, beraten. Montags und dienstags ist sie die Ansprechpartnerin in der mobilen "Außenstelle" der Stadtbibliothek und gemeinsam mit Fahrer Arnold Fusenig unterwegs. An den restlichen Wochentagen übernehmen andere Angestellte der Bücherei diesen Job. 10 000 Bücher für den Bus werden in einem speziellen Magazin aufbewahrt, mit auf die Reise gehen immer "nur" rund 5000. Kinder- und Bilderbücher stehen in den Regalen, Romane, Krimis, Thriller und Novellen, aber auch Comics und eine breite Auswahl an Sachbüchern. Die Themenpalette reicht von den Grundtechniken des Tai-Chi-Chuan über die Abenteuer von Prinz Eisenherz und Räuber Hotzenplotz bis zu den intimen Erlebnissen von Stefan Effenberg. Trotz des makellosen Frühlingswetters an diesem Tag ist der Bus gut besucht, und viele Kinder kommen mit ihren Eltern, um sich mit neuer Lektüre einzudecken, Gelesenes zurückzubringen oder die Rückgabefrist für Entliehenes zu verlängern. Die Atmosphäre ist locker und freundlich: Man kennt sich, grüßt sich und tauscht sich aus - nicht nur über Bücher. Lorig berichtet von "sehr vielen Stammkunden" die immer wieder zum Bus kommen, der die Haltestellen mindestens 14-tägig, viele sogar wöchentlich, anfährt. Manche nutzten den Service der Stadtbibliothek auch zu "einer Art Familienausflug" und kämen gleich mit mehreren Generationen, erzählt sie. Nach einer Stunde Aufenthalt im sonnigen Olewig werden die Eingangstüren geschlossen, und der Diesel setzt seine Fahrt in das benachbarte Kernscheid fort. Fahrer Arnold Fusenig ist zufrieden mit der Zuverlässigkeit "seines" Fahrzeuges - trotz des Alters. 125 000 Kilometer hat es schon als Bücherbus zurückgelegt. Erst neulich erhielt es eine neue Tüv-Plakette. In der Stadtbibliothek hofft man, den jetzigen Bus noch ein paar Jahre fahren zu können. Doch Gertrud Stelter, die Leiterin der Abteilung der Stadtbibliothek im Palais Walderdorff, versichert, das Alter des Bücherbusses bei den finanziellen Planungen "im Hinterkopf" zu haben. Sie verspricht: Niemand muss sich Sorgen um die Zukunft der Institution machen.

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