Seit fast 40 Jahren gut aufgehoben

MARIAHOF. Für die Mariahofer Kinder ist gut gesorgt. Sie finden im Kindergarten und in der Grundschule ein Umfeld, in dem sie behütet aufwachsen. Neben der pädagogischen Arbeit engagieren sich beide Einrichtungen für das Gemeinwesen und die Integration von Familien aus anderen Ländern.

DenKindergarten St. Michael besuchen derzeit 90 Kinder. Zwölf vonihnen stammen aus dem Ausland, die Hälfte davon aus derehemaligen Sowjetunion. Die Grundschule besuchen in diesemSchuljahr 108 Kinder; auch von ihnen kommen zehn ausausländischen Familien. Damit liegen die beiden Einrichtungenzwar nicht über dem Durchschnitt, aber die Grundsätze aus denAnfangsjahren der Gartenstadt - die Integration aller Bewohner,gleich welcher sozialen oder kulturellen Herkunft - zu fördern,bestehen weiterhin. Dabei arbeiten Norbert Feichtner (seit 1988 Rektor) und Karin Scholzen (Kindergarten-Leiterin seit 1986) Hand in Hand, auch um den ABC-Schützen den Einstieg in die Schullaufbahn zu erleichtern. Die Lehrer gehen regelmäßig nebenan in den Kindergarten, um Kontakt aufzubauen und Hemmschwellen zu verringern. Jedes Jahr im Mai besuchen dann die Mädchen und Jungen vor der Einschulung für einen Tag eine Klasse in der Grundschule. Außerdem nutzt der Kindergarten einmal wöchentlich die Schulsporthalle. "Ich schließe den Kindern immer die Tür auf, so kennen mich die meisten von ihnen schon lange vor ihrem Schuleintritt", sagt Norbert Feichtner.

Mit der Integration von ausländischen Kindern haben Scholzen und Feichtner gute Erfahrungen gemacht. "Die Kinder gehen offen, tolerant und unkompliziert miteinander um. Im gemeinsamen Spiel wachsen sie zu einer Gemeinschaft zusammen", sagt die Kindergarten-Leiterin. Das kommt wiederum der Arbeit an der Grundschule zugute. "Die Kinder sind relativ angepasst und in die Klassen eingebunden", bestätigt Norbert Feichtner. Um den Kleinen die Sprachbarriere zu nehmen, bietet die Schule im Rahmen von Fördermaßnahmen zwei Wochenstunden Deutschunterricht für ausländische Schüler an.

Doch nicht nur die aktuell betreuten Kinder liegen Feichtner, Scholzen und ihren Kollegen am Herzen. So hat die Grundschule dem Mariahofer Jugendtreff zum Beispiel im vergangenen Jahr Räume zur Verfügung gestellt. "Ich gebe meine Verantwortung für die Kinder nicht ab, wenn sie die Schule verlassen", erklärt Norbert Feichtner. Im Sport feiert die Schule ebenfalls Erfolge - stellte sie doch in den vergangenen sieben Jahren den Stadtmeister im Handball.

Karin Scholzen nennt den Kindergarten auch "Umschlagplatz für alles". So gelingt es dort, über die Kinder auch Familien und bedürftige Menschen zu unterstützen. Arbeitsstellen vermitteln, gut erhaltene Kleidung und Lebensmittel, mit denen der Kindergarten von den Trierer Tafeln beliefert wird, weitergeben - das sind nur einige Punkte der geleisteten Gemeinwesenarbeit. Beide Institutionen arbeiten mit der Pfarrgemeinde zusammen, besuchen Gottesdienste und gestalten regelmäßig das Pfarrfest mit.

Kindergarten und Grundschule sind nicht mehr wegzudenkende Einrichtungen im Stadtteil. In ihren Anfangsjahren 1964/65 lief der Betrieb in provisorischen Unterkünften. Nachdem in den 70-er Jahren die Grundschule mit 535 Schülern und der Kindergarten mit 180 Kindern aus allen Nähten geplatzt waren, pendelte sich die Zahl in den darauf folgenden Jahren etwa auf den heutigen Stand ein. Abseits aller Daten und Fakten ist beiden Einrichtungen aber eines gemeinsam: vieles auffangen, was zu Hause nicht geleistet werden kann. Karin Scholzen: "Wir wollen Kindern, von denen die meisten viel Zuwendung brauchen, als Grundlage Gemüts- und Herzensbildung beibringen." Auch Norbert Feichtner und sein Team versuchen, ein Vertrauensverhältnis zu den Kindern aufzubauen: "Sie brauchen einen großen emotionalen Bezug zu uns Lehrern. Oft sind wir sogar eine Art Elternersatz."

Morgen in unserer Serie: Vom Reißbrett auf die grüne Wiese - Hans Petzholdt erinnert sich an Mariahofs Anfänge.

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