Selbst im hohen Alter junggeblieben

TRIER. (mc) Wenn Maria Schmelzer aus ihrer Jugendzeit erzählt, klingt es, als wäre es erst gestern gewesen. Dabei blickt die junggebliebene Triererin auf ein langes Leben zurück: Maria Schmelzer feiert ihren 100. Geburtstag.

 100 Jahre und kein bisschen alt – Maria Schmelzer aus Trier hat in ihrem Leben viel Glück, aber auch Leid erlebt. Foto: Miguel Castro

100 Jahre und kein bisschen alt – Maria Schmelzer aus Trier hat in ihrem Leben viel Glück, aber auch Leid erlebt. Foto: Miguel Castro

"Gehen Sie immer geradeaus, dort wo der große Bahnhof ist", heißt es am Eingang des Stifts St.Irminen. Selbst im Altenheim in Trier ist ein hundertjähriger Geburtstag eine Besonderheit. Bürgermeister Georg Bernarding überbringt die Glückwünsche der Stadt, anwesend ist auch Ortsvorsteherin Ricarda Kuhner. Aus dem fernen Florida ist Sohn Hans Georg samt Ehegattin angereist. Und alle sitzen im Zimmer von Maria Schmelzer und hören der Jubilarin zu, wie sie aus ihrem Leben erzählt. "Mietz" habe ihr Vater sie genannt, Spitznamen hatte er für jede seiner sechs Töchter. "Eine schöne Zeit", sagt Maria Schmelzer über ihre Kindheit. Sehr oft sei sie im Trierer Bürgerverein tanzen gegangen - aber nicht auf "Pfennigabsätzen". Ein Laster habe sie nicht, sagt die alte Dame nach einigem Nachdenken. Höchstens, dass sie niemals nein sagen konnte, wann auch immer um ihre Hilfe gebeten wurde. "Ich habe einen gutmütigen Charakter". Kinder und Kranke habe sie zeitlebens gepflegt, erst als gelernte Säuglingspflegerin in Hessen, dann als Rot-Kreuz-Schwester im Krieg. Ihrer eigenen Mutter wegen kehrte Maria Schmelzer sogar nach Trier zurück. Von Babys konnte sie schon als 11-jährige nicht genug kriegen: "Wann immer eines in der Nachbarschaft geschrien hat, bin ich hingerannt." 1932 heiratet sie ihren mittlerweile verstorbenen Mann Felix. Heute kann sie auf sieben Urenkel blicken. "Nicht jammern, sondern immer wieder aufstehen"

Der Sohn, früher Chemiker bei Bayer und wohnhaft in den USA, erzählt aus der Familiengeschichte. Seine Großmutter war Belgierin, der Großvater gebürtiger Holländer, aber in Trier aufgewachsen. Die Jubilarin habe ihren Sohn immer aufgefordert, aus Trier wegzuziehen, "aber dass er gleich nach Amerika geht, das hätte ich nicht gedacht". Von der Kindheit zehre sie noch immer, sagt Maria Schmelzer. Die Erinnerungen sprudeln nur so aus ihr heraus. Seit 20 Jahren lebt sie bereits im Stift, unwohl fühlt sie sich jedoch nicht. Die Augen sind wegen eines Sehleidens hinter einer Brille verborgen, erzählt Maria Schmelzer. Gerne wäre sie in die USA gereist, um ihren dort lebenden Sohn zu besuchen - nur sei das nicht möglich gewesen. Sie habe Vieles im Leben erlebt, sagt das Geburtstagskind: Weltkriege, Besetzungen durch die Franzosen, Hunger. "Das gute alte Herz macht zwar Scherereien. Aber für mich ist es wichtig, nicht zu jammern. Sondern immer wieder aufzustehen."

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