Selbst ist der Feuerwehrmann

RUWER. Nach zwei Jahren steht der Neu- und Umbau des Feuerwehr-Gerätehauses vor dem Abschluss. Einen großen Teil der Arbeiten leisten die Wehrleute selbst. Da jedoch einer von ihnen durch Krankheit ausfällt, harrt das Projekt derzeit noch seiner Vollendung.

Notlösungen haben bei der 1870 gegründeten Feuerwehr Ruwer Tradition. Auch der Umzug in die Hermeskeiler Straße 1966 verbesserte die Unterbringung nicht. Als Gerätehaus wurde eine kleine Scheune bezogen, die zuvor als Obdachlosenasyl, Gefängnis und Totenwagen-Garage diente. "Dieser Standort entsprach nicht den Erfordernissen", weiß Löschzugführer Wolfgang Müller. Da alles sehr eng war, verletzten sich nicht selten Wehrleute, wenn bei Alarm Hektik ausbrach. "Könnt ihr überhaupt noch da reinfahren, ohne dass alles zusammenbricht?" bekam die Feuerwehr immer öfter zu hören. Zudem musste jeder Wehrmann seine Ausrüstung mit nach Hause nehmen, denn sonst drohte Schimmelbefall in dem heizungslosen Gebäude.Projekt stärkt das Gemeinschaftsgefühl

Mit der Eingemeindung Ruwers 1969 wurde die schlechte Situation ein städtisches Thema. Konkret wurden die Gespräche jedoch erst 1997. Bis zum Spatenstich für das erste in Ruwer neu gebaute Gerätehaus sollten noch fünf Jahre vergehen. Seit Herbst 2002 wird gebaut. Noch heute würden die Ruwerer auf ein neues Gerätehaus warten, wenn sich ihre Feuerwehr nicht zu einer hohen Selbstbeteiligung bereit erklärt hätte. Bei einer Bausumme von rund 332 000 Euro erbringt sie rund 92 000 Euro als Eigenleistung. Die Hälfte der Bausumme trägt das Land Rheinland-Pfalz; der städtische Finanzierungsanteil beläuft sich auf 85 351 Euro. Ein großer Batzen dieser Eigenleistung entfällt auf Vize-Löschzugführer Alfons Körbes. Der Projektleiter machte zunächst zwei Baupläne für den Papierkorb, denn die Standorte Grundschule und Schulsportplatz wurden jeweils verworfen. Dann fiel die Entscheidung, das alte Gerätehaus zu erweitern. Zwölf Meter des angrenzenden alten Friedhofs wurden hierfür "entwidmet" und zur Bebauung freigegeben. Durch gestalterische Elemente wie ein Gaubenvorbau passte Körbes das Projekt stilistisch ans Ortsbild an. Körbes übernahm die Bauplanung, berechnete die Statik und leitet die Bauarbeiten. Nach Feierabend und an Samstagen legten die 26 aktiven Feuerwehrleute (manchmal mit Familienunterstützung), die Altersabteilung und die Jugendwehr los. Sie setzten Fenster ein, verlegten Dachpappe, strichen Gesimse, verlegten Kabel und montierten Heizkörper. Ruwerer Firmen liehen ihnen Werkzeuge und Maschinen, Bürger legten mit Hand an, der Metzger spendierte Fleischwurst und der Bäcker Brötchen. "Die Gemeinschaft in Ruwer wurde gestärkt", freut sich Joachim Müller aus der Altersabteilung. Außen ist das neue Gerätehaus bereits fertig. Nur die Fliesen und ein Teil vom Innenausbau fehlen noch. Jedoch geht es zurzeit auf der Baustelle nicht voran: Der Feuerwehrmann, der die Fliesen legen kann, ist krank. Dennoch gibt sich der Löschzug-Chef optimistisch: "Wir wollen vor dem Winter fertig sein." Mit dem großen Anteil an Eigenleistung ist Ruwers Feuerwehr-Gerätehaus ein Vorzeigeprojekt. Ein Bild von dem, was ein Löschzug selbst stemmen kann, machten sich kürzlich Bürgermeister Bernarding und der Dezernatsausschuss. Denn in Ehrang steht der Gerätehaus-Neubau noch bevor. Die Tische und Stühle für den neuen Schulungsraum, der auch eine separate Leitstelle erhält, finanziert der Ortsbeirat mit 10 000 Euro. Doch der Drang zur Eigenleistung der Feuerwehr macht vor der Küchen-Einrichtung nicht Halt. Aus Eichenfässern schreinert Peter Könen die Front der Einbauküche. So macht die Not zwar erfinderisch, führt aber nicht zu einer Notlösung, sondern, so versichert Löschzugführer Müller, zu einem "Generationen-Bau". Morgen in unserer Ruwer-Serie: Fast vergessenes Kleinod - das ehemalige Trierer Wasserwerk bei Kenn.

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