Selters statt Sekt

Die Villa Conte, im Februar als Nobel-Tanzclub am Trierer Stockplatz eröffnet, legt eine konzeptionelle Kehrtwende hin: Statt Champagner wird mit Flaschenbier zu günstigen Preisen geworben, und Dress-Code sowie Türsteher gibt es auch nicht mehr. Proletarisch statt elitär soll es künftig zugehen.

 Vom Luxus-Laden zum Low-Bugdet-Schuppen: Nach nur vier Monaten ändert der am Trierer Stockplatz gelegene Tanzclub Villa Conte sein Konzept. TV-Foto: Christiane Wolff

Vom Luxus-Laden zum Low-Bugdet-Schuppen: Nach nur vier Monaten ändert der am Trierer Stockplatz gelegene Tanzclub Villa Conte sein Konzept. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. "So einen wunderschönen Club wie die Villa Conte muss man einfach für alle öffnen. Und nicht nur für die oberen 500, die es in Trier gar nicht gibt", erklärt Sven Herzog. Herzog ist Betreiber des lokalen Fernseh- und Radiosenders "Antenne West" sowie Geschäftsführer und Pressesprecher der Luxemburger Marketing-Agentur "Regie 1". Die Agentur hat sich eine konzeptionelle Wende für die Villa Conte ausgedacht. Vom elitären Nobel-Club zum proletarischen Niedrig-Preis-Laden quasi. Statt Champagner gibt's künftig Flaschenbier für zwei Euro. Selbst beim Zurlaubener Moselfest war das Bier teilweise teurer. Kampfpreise seien das trotzdem nicht, sagt Herzog. "Die Getränkepreise in anderen Trierer Läden sind eher zu hoch." Vergessen scheint da, dass sich die Villa Conte bei ihrer Eröffnung Mitte Februar mit exklusiven Ausschankrechten für 15-Liter-Dom-Perignon-Champagnerflaschen zum Stückpreis von 15 000 Euro brüstete.

Zum ursprünglichen Konzept der Villa Conte gehörten auch strenge Türsteher. Chic oder schrill, lautete der Dresscode. Wer Turnschuhe oder Jeans trug, kam nicht rein. "Das war ein Fehler, für den wir uns entschuldigen", backt Herzog kleine Brötchen. Türsteher hätten in Trier einfach "keine Tradition", erklärt der Werbeagent und Fernsehmacher in Personalunion. "Sowas funktioniert bei Clubs in Rom, die Touristen in Trier und die Trierer selbst haben das nicht angenommen."

Ob man nicht vorher hätte wissen können, dass ein solches Mailand-Paris-Rom-Konzept an der Mosel nicht funktioniert? "Der Projektentwickler hatte einfach von Tuten und Blasen keine Ahnung", antwortet Herzog, "der normale Trierer möchte eben keine Disco, in die man nur mit lackierten Schuhen reinkommt. Wer sich hier auskennt, weiß das."

Zwar sei in den ersten drei, vier Wochen der Laden voll gewesen, dann aber die Gäste ausgeblieben. "Viele haben sich nicht getraut, reinzukommen, weil sie dachten, es sei bei uns zu schön für sie", erklärt Herzog. Touristen hätten sogar schüchtern gefragt, ob sie "nur mal gucken" dürften.

Insgesamt haben luxemburgische Geldgeber, darunter Hauptinvestor Angelo Presti, in den Umbau des denkmalgeschützten Hauses zum Nobel-Club mit Marmortheken und Kristall-Kronleuchter weit mehr als eine Million Euro gesteckt.

Als Projektentwickler zeichnete Raimund Müller verantwortlich, der anfangs für die Villa kräftig die Werbetrommel rührte. Dazu, dass seine Vision vom "exklusiven Dancing-Club" für Trier gescheitert ist, will der Trierer Immobilienmakler sich heute allerdings nicht mehr äußern. Auch Investor Presti und der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft ARP Gastronic GmbH&CoKG, Henrik Jamros, sind zu einem Gespräch mit dem TV nicht bereit. Ihr neues Konzept hat die Villa Conte schon umgesetzt. Der Eintritt ist frei, die Vip-Lounge zum Raucherraum geworden.

Geöffnet ist ab dem frühen Abend, nicht mehr erst zu später Stunde. Live-Musik wird es auch künftig geben, allerdings keinen Jazz mehr. "Jazz geht in Trier gar nicht", winkt Herzog ab. "Wir wollen Cover-Feten-Bands und Themenabende."

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