Seniorenbeirat geht an den Start

Trier · Ein Seniorenbeirat wird künftig gezielt die Interessen von Trierern ab 60 Jahren wahren. Der Stadtrat hat mehrheitlich beschlossen, ein solches Gremium mit beratender Funktion einzurichten. Dieser Entscheidung gingen jahrelange Vorbereitungen und eine kontroverse Schlussdebatte voraus.

Trier. Die SPD-Fraktion im Trie rer Stadtrat stellte schon im Januar 2012 erstmals den Antrag, einen Seniorenbeirat zu schaffen. Seitdem hakten die Genossen mehrfach nach, und der Dezernatsausschuss II diskutierte über das beste Verfahren.
Ergebnis laut Satzung: Die Mitglieder des Seniorenbeirates werden vom Oberbürgermeister in Abstimmung mit den Ratsfraktionen bestellt und vom Stadtrat bestätigt. Einwohner, Ortsbeiräte und Verbände können Kandidaten vorschlagen. Der ehrenamtliche Beirat besteht aus 19 Mitgliedern, hinzu kommen Vertreter der Stadtratsfraktionen und weiterer Gremien. Er "vertritt die Anliegen der über 60-jährigen Einwohnerinnen und Einwohner und soll den Stadtrat und seine Gremien beraten und unterstützen". Als jährliche Kosten sind 22 800 Euro veranschlagt, unter anderem für Aufwandsentschädigungen, Dolmetscher, Fahrdienst, Organisation und Dokumentation.
In der jüngsten Ratssitzung konstatierte SPD-Fraktionschef Sven Teuber ein "gutes Ergebnis nach langer Zeit". Teubers Appell an die Senioren: "Wir erhoffen und erwarten eine aktive politische Einmischung."Zwei Räte, ein Büro


Horst Freischmidt (CDU) dankte dem Verein Seniorenrat der Stadt Trier (siehe Extra), der "weiterhin erfolgreiche Arbeit leisten möge". Auch Margret Pfeiffer-Erdel (FWG) und Michael Frisch (AfD) verwiesen auf das bestehende Seniorenbüro, dessen Räume am Domfreihof der künftige Seniorenbeirat mitnutzen soll.
Paul Hilger (Die Linke) stellte vergeblich den Änderungsantrag, Trierer ab 60 Jahren den Beirat wählen zu lassen: "Die Bestellung durch den Stadtrat ist nicht demokratisch." Christiane Wendler (Grüne) hält einen Seniorenbeirat für unnötig: "Beim Migrationsbeirat und Behindertenbeirat geht es um strukturelle Missstände, beim Jugendparlament wollen wir junge Menschen an die Politik heranführen. Menschen ab 60 Jahren sind etwa in Parteien und Ortsbeiräten ausgezeichnet vertreten. Das Geld kann sinnvoller verwendet werden." Katharina Haßler (FDP) schloss sich Wendlers Argumentation an.
Die große Mehrheit der Ratsmitglieder votierte für die Schaffung eines Seniorenbeirats. Sechs Grüne, Christiane Probst (FWG) und Katharina Haßler stimmen dagegen. Paul Hilger und Fraktionskollege Wolfgang Schmitt enthielten sich der Stimme.Meinung

Senioren sollen sich einmischem
Einen Seniorenbeirat für die Galerie, der den Politikern ein gutes Gewissen verschafft, indem er Entscheidungen abnickt, den braucht wirklich kein Mensch. Aber einen Beirat, der seinen Wissens- und Erfahrungsschatz auf vielen Gebieten einbringt und auch mal - wenn nötig - den politisch Verantwortlichen in die Parade fährt, schon. Ob es das Verhältnis zwischen Alt und Jung betrifft, die Integration von Flüchtlingen oder den Einsatz für sozial Schwache - ein Seniorenbeirat kann und sollte sich auch jenseits der Interessen der 60-Plus-Generation einmischen. a. follmann@volksfreund.de 60- oder 70-Jährige stehen heute nicht mehr am Rand der Gesellschaft, sondern mittendrin. Das ist gut so. Über Parteien, politische Gremien und einflussreiche Verbände leisten sie erfolgreich entsprechende Lobbyarbeit. Ein zusätzliches Gremium zu schaffen, ist daher überflüssige Zeit- und Geldverschwendung. Zumal der Beirat weder demokratisch gewählt noch mit echten Entscheidungsbefugnissen ausgestattet ist. Speziell in Trier gibt es mit dem Verein Seniorenrat und seinem Büro schon eine Einrichtung, die sich in der Praxis bestens bewährt hat. m.hormes@volksfreund.deExtra

Der Seniorenrat wurde in den 70er Jahren auf Anregung des Trierer Stadtrats, der evangelischen Kirchengemeinde, der katholischen Dekanate, der Wohlfahrtsverbände und Altenheime gegründet. 1985 wurde er in einen gemeinnützigen Verein umgewandelt. Das Seniorenbüro des Vereins ist eine Kontakt- und Informationsstelle mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen. Das Büro bietet Vorträge, Sprachkurse und Fahrten an. Für einen Jahresbeitrag von 15 Euro gibt es die Seniorenkarte, deren Inhaber bei verschiedenen Partnern Ermäßigungen bekommen. cus

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