Seuchen, Pest und Frömmigkeit

FEYEN-WEISMARK. Einst standen sie auf freier Flur, inzwischen hat die Wohnbebauung sie längst eingeholt. Feyen-Weismarks Wegekreuze und Bildstöcke sind geschichtsträchtige Symbole.

"Omen est nomen": D e r Bildstock genießt überregionale Bekanntheit, denn er gibt einer bevölkerungsreichen Straße ihren Namen. Die Bezeichnung "Am Bildstock" bot sich an, als anno 1934 die Straßen in der frisch errichteten Feyener Siedlung ihre Namen erhielten: Im Reutersfeld, Am Irscher Hof - und eben Am Bildstock. Besagter Bildstock steht ganz am Ende der Straße Auf der Weismark. Im Volksmund heißt die Stelle seit eh und je "Bildstock". Ein gewisser Johannes von Eyß hat die gut zwei Meter hohe Bildwerk-Pieta als Ausdruck seiner Frömmigkeit "zu Ehren der Marter Christi und Maria" (Inschriften-Text) 1673 aufrichten lassen, allerdings wenige Meter entfernt auf der anderen Straßenseite. Wann das Denkmal seinen heutigen Standort erhielt, lässt sich nicht nachvollziehen. Aus Wegekreuz wurde Kriegerdenkmal

Fast hundert Jahre jünger als der Bildstock ist der Ursprung des Kriegerdenkmals in der Feyener Ortsmitte "Am Knie". Vom Original aus dem Jahr 1766 zeugt heute nur noch das Barockkreuz. Das Wegekreuz soll errichtet worden sein zur Erinnerung an eine Pockenepidemie. In der Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg banden die Franzosen ihre Pferde ans Kreuz und beeinträchtigten seine Standfestigkeit. Um es zu erhalten und zu stabilisieren, erhielt das Wegekreuz Ende der 20er Jahre links und rechts als "Anbau" breite Gedenktafeln mit den Namen gefallener deutscher Soldaten aus Feyen. 1952 wurden auf der Rückseite des Kriegerdenkmals eine Aufhängevorrichtung für ein Totenlämpchen angebracht. Am Volkstrauertag gedenken die Feyener dort ihrer Toten und stellen eine Kerze in das Lämpchen. An der Pellinger Straße steht das so genannte Feyener Seuchen- oder Pestkreuz, das wegen seiner Grabstein-Form auffällt. Die Inschrift ("Der Herr bewahre uns vor Pest, Hunger und Krieg") ist gut lesbar, nicht aber die Jahreszahl. Es dürfte um 1872 errichtet worden sein, denn nach Dorfüberlieferung Feyens (das erst 1912 in die Stadt Trier eingemeindet wurde) grassierte 1870 eine Viehseuche. In Feyen gingen etwa 40 Rinder ein, die in einer Sandgrube am Straßenrand begraben wurden. Später errichteten die Dorfbewohner dort das Seuchenkreuz mit Metallcorpus. Ebenfalls zu den Feyener Steindenkmälern am Wegesrand (und als einziges immer noch "allein auf weiter Flur" stehend ) zählt der Bildstock auf dem Verbindungsweg zwischen Mariahof und Feyen-Weismark. "O ihr alle, die vorübergeht, merket auf und sehet, ob ein Schmerz sei gleich meinem Schmerze. 1948" lautet die Inschrift auf dem Schaft, darüber eine moderne Pieta. Die Familie Karpen ließ es nach dem Zweiten Weltkrieg als Gelöbniskreuz aus rotem Sandstein errichten. Standard-Werk von "Kreuze-Meyer"

 Rund 130 Jahre alt: Das Kreuz an der Pellinger Straße erinnert an eine Viehseuche anno 1870.Foto: Josef Tietzen

Rund 130 Jahre alt: Das Kreuz an der Pellinger Straße erinnert an eine Viehseuche anno 1870.Foto: Josef Tietzen

Die Informationen für diesen Artikel stellten dankenswerterweise das städtische Denkmalpflegeamt und das Stadtarchiv (Weberbach) dem Trierischen Volksfreund zur Verfügung. Sie stammen im wesentlichen von Georg Jak. Meyer, der das Ergebnis seiner langjährigen Forschungen in dem Buch "Wegekreuze und Bildstöcke im Kreis und in der Stadt" zusammengefasst und damit einen Standard-Werk abgeliefert hat. Gleichzeitig setzte sich der vor einigen Jahren verstorbene Meyer damit ein eigenes Denkmal. In Forscher- und Denkmalpfleger-Kreisen spricht man auch heute noch anerkennend von "Kreuze-Meyer". Am Montag in unserer Stadtteil-Serie: Der vor 21 Jahren von Josef Bermes gegründete Stadtgarten bei der Feyener Grundschule lebt dank privater Pflege weiter.

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