Sie lieben die Natur

BIEWER. Einige Veränderungen hat er erlebt in den über 55 Jahren seines Bestehens. Und doch erfreut sich der Kleingärtnerverein Biewer 1948 nach wie vor großer Beliebtheit. Denn Lust und Liebe zur Natur verbinden viele Hobbygärtner

Es waren überwiegend Biewerer Bürger, die sich ab September 1948 der "Kleingarten-Gemeinschaft" anschlossen. Wenige Monate später wurde ihnen von den Vereinigten Hospitien die Großwiese als Gartenland zur Verfügung gestellt. Sogleich starteten rührige Gartenfreunde das mühsame Unterfangen, aus dem Feld- und Ackerland eine Gartenlandschaft entstehen zu lassen.Die Anstrengungen von damals haben sich ebenso gelohnt, wie die Tätigkeit der heutigen Gärtner. Ein Rundgang durch die Anlage des Kleingärtnervereins Biewer zeigt das sogar im kargen Winter. Die Grundstücke sind sauber, die Lauben und Häuschen strahlen Atmosphäre und liebevolle Pflege aus.Einst Gemüseversorgung, heute Freizeitwert

Kein Wunder eigentlich, denn die Kleingärtner verbindet die Liebe zur Natur und zu ihrem Stückchen Land, wie Vereinsvorsitzender Wolfgang Morgen stellvertretend für die meisten der 77 Mitglieder erläutert. Zur Verstärkung beim TV- Gespräch hat er sich Reinhold Schlöder eingeladen: "Ich selber bin mit meiner Frau Anna Eva ja erst zwei Jahre im Garten. Reinhold dagegen ist ein echter Fuchs. Der weiß mit über 20-jähriger Erfahrung einfach alles."Sehr schnell kommen die beiden Naturliebhaber auf ein ganz großes Plus der Kleingarten-Gemeinschaft zu sprechen. Die Hilfsbereitschaft der Mitglieder untereinander sei wunderbar, das Miteinander unschätzbar. "Sie können durchaus mit einem Tütchen Möhrensamen den ganzen Tag im Garten schaffen", stellt Reinhold Schlöder fest und schmunzelt.Ging es bei Gründung der Gartenanlagen vor allem darum, die Nahrungsversorgung der Menschen in den Nachkriegsjahren zu sichern, so geht es heute auch um Geselligkeit und den Entspannungs-Faktor. Wolfgang Morgen, im Alltag Möbelverkäufer bei einem großen Baumarkt, gerät regelrecht ins Schwärmen: "Es gibt nichts Schöneres, als abends im Garten zu sitzen, den Grill anzuwerfen und mit den Nachbarn Karten zu spielen." Das Glück wird perfekt, wenn im Laufe des Jahres die Obstbäume und die sieben Gemüsesorten reiche Ernte tragen, die eigenen Kartoffeln fürs Jahr reichen und die heimische Gefriertruhe voll der leckersten Vitaminspender steckt.Das alles lässt den fast alljährlichen "Hochwasser-Frust" schnell in Vergessenheit geraten. "Klar möchte mancher alles hinschmeißen und aufhören, wenn die Mosel wieder mal alles überschwemmt hat", gesteht der 62-jährige "Junggärtner". Aber dann fangen alle an mit Aufräumen, Umgraben und Neupflanzen. Schnell stellt sich dann das alte Glücksgefühl ein.82 Gärten gehören zur Biewerer Anlage. Ursprünglich waren es 87, von denen 25 der Ortsumgehung geopfert werden mussten. 22 neue, wie alle Grundstücke etwa 365 Quadratmeter große Parzellen erhielt der Verein als Ersatz. Verpachtet sind derzeit 77 Gärten, die meisten mit schmucken Lauben bebaut und gemäß der Statuten des Stadtverbandes der Kleingärtner zu zwei Dritteln für den Gemüse- und Obstanbau genutzt.Die überwiegende Zahl der Kleingärtner kommt inzwischen aus Pfalzel, viele aus dem Stadtgebiet. "Und jetzt müssen wir wohl noch Russisch lernen", spricht Vorstandsmitglied Schlöder ein kleines Problem des Vereins an. In jüngster Zeit seien freie Gärten von Menschen aus Osteuropa gepachtet worden. Und die, so bedauern die beiden Naturliebhaber, blieben unter sich, beteiligten sich nicht an Gemeinschaftsaktivitäten, erbrächten nicht einmal die erforderlichen Leistungen zur Pflege der Gesamtanlage. "Da muss dringend was passieren", äußert sich der Vorsitzende entschlossen.Fast noch mehr Verdruss bereitet dem Verein die zunehmende Zahl von Einbrüchen vor allem in das Vereinslokal. "Sie glauben nicht, was wir da an Sachschäden haben."Und dabei wollen die friedlichen "Laubenpieper" doch nichts weiter, als Obst und Gemüse pflanzen, das Singen der Vögel genießen, mit Nachbarn und Freunden gemütliche Stunden verleben und Gästen die Pracht des Kleingärtnervereins Biewer zeigen. Morgen in unserer Stadtteil-Serie: Bericht über das Ortsgespräch gestern Abend im Gasthaus Jakobusschänke.

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