Sie setzen sich ein!

TRIER. Wenn andere vor dem Fernseher sitzen, helfen sie alten Mitbürgern, setzen sich für die Rechte von Kindern ein, sammeln Lebensmittel für sozial schwache Familien oder verwalten Vereine: Aus dem Trierer Gemeinschaftsleben sind die "Ehrenamtlichen" nicht wegzudenken. Bei einer Feierstunde im Rathaus dankte Oberbürgermeister Helmut Schröer 27 Bürgern mit Vorbildfunktion.

Wenn Oberbürgermeister Helmut Schröer in den altehrwürdigen Ratssaal in der ehemaligen Augustinerkirche lädt, zu einer Auszeichnung mit Urkundenübergabe, bedeutet das meist einen Auflauf von Männern mit meliertem Haar im schickem Zwirn. Auch anlässlich des nahenden Tags des Ehrenamtes am 6. Dezember haben sich Vertreter dieser Spezies versammelt. Doch auch das weibliche Geschlecht und sehr junge Semester dürfen in den Fraktionsreihen Platz nehmen, um für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet zu werden. Die Jüngste der Geehrten ist gerade einmal 14 Jahre alt. Ein Alter, das man eher mit Marathon-Shoppingtouren und Dauertelefonaten mit der besten Freundin in Verbindung bringt als mit sozialem Einsatz. Bei Maia Kuhnen ist das etwas anders. Durch ihren Konfirmandenunterricht kam sie mit dem Club Aktiv in Kontakt und lernte so Gerhard Hein kennen. Sie verstand sich auf Anhieb mit dem Mann, der im Rollstuhl sitzt, und so wurde aus dem dreitägigen Schnupperpraktikum ein dauerhaftes Engagement. Inzwischen trifft sich die Trierer Gymnasiastin regelmäßig mit Gerhard Hein. Café-Besuche stehen bei beiden hoch im Kurs. Hein war derart beeindruckt von dem Einsatz Maias, dass er sie sofort vorschlug, als er von der Auszeichnung hörte, die zweimal im Jahr von der Stadt Trier vergeben wird. Nun sitzt das Mädchen in Jeans und Wollpulli unter all den ihr altersmäßig weit überlegenen Damen und Herren. "Ich mach das ja freiwillig, dafür muss ich doch nicht geehrt werden", sagt sie bescheiden. Als ihr dann die Urkunde überreicht wird, wirkt ihre Bescheidenheit weiter: keine großen Gesten, keine Selbstinszenierung, sie ist einfach natürlich und authentisch. Auch die anderen 26 Ausgezeichneten wirken bei der Übergabe beinahe eingeschüchtert. Strahlt Helmut Schröer eine derartige Autorität aus? Wohl kaum, erstens fehlt seine schwere Amtskette, und zweitens leitet er die Feierstunde äußerst launig und bürgernah: Er macht einen Abstecher zur Kunstgeschichte des "gebührend feierlichen" Raumes, parliert aus dem Fraktionsnähkästchen und zitiert Wilhelm- Busch: "Willst du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben", und er ist froh, dass die Trierer anders sind. "Sie sorgen dafür, dass Trier eine Stadt der Bürger ist, und dafür danke ich ihnen." Die Arbeitsbereiche der Ehrenamtlichen sind breit gefächert: Sie reichen von der Denkmalpflege, die sich mit dem Frankenturm-Projekt einer "Wunde in der Stadt" (Schröer) angenommen hat, über die Betreuung Pflegebedürftiger, die "Trierer Tafel", die rund 200 Familien versorgt, bis hin zu Heimat-Autoren, die zur Aufklärung über die Region und die Identifikation mit ihr beitragen. Zur Urkunde gibt es Musik auf CD

Geehrt werden auch Akteure und Mitarbeiter des Projekts "Lichtblick" des Trierer Kinderschutzbundes, das sich Kinder suchtkranker Eltern annimmt, der aus einer Elterninitiative im Jahr 1978 entstandenen Waldorff-Schule und der Wandervereine. Zusätzlich zur Urkunde mit einem Stadtsiegel gibt es Musik auf CD. Da haben die Geehrten die Wahl zwischen Leyendecker oder Kiessling. "Ich hab die Leyendecker genommen", verrät Maia Kuhnen. "Das hört Gerhard gern."

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