Sieben Bewerber für Dezernenten-Stellen übrig

Trier · Zehn waren geladen, sieben gekommen: Die Vorstellungsrunde der Bewerber für die beiden freiwerdenden Trierer Beigeordneten-Posten war kleiner als erwartet. Wann sich entscheidet, wer bei der Wahl am 29. Oktober antritt, ist noch offen.

 Das Rathaus am Augustinerhof in Trier.

Das Rathaus am Augustinerhof in Trier.

Foto: TV-Archiv/Friedmann Vetter

Zehn „Laufzettel“ hatte Udo Hildebrandt, Amtsleiter bei der Stadtverwaltung, für Samstag vorbereitet. Darauf war notiert, wann welcher der zehn eingeladenen Bewerber um die frei werdenden Dezernentenstellen in welchem Fraktionsbüro vorstellig werden sollte. Je Fraktion und Kandidat waren rund 30-minütige Gespräche eingeplant. Inklusive Zeitpuffer und Erholungspausen sollte der Gesprächsmarathon bis 17 Uhr dauern. Doch drei Bewerber waren kurzfristig abgesprungen.

Und so waren am Samstagmorgen um 8.30 Uhr nur drei Aspiranten für die Stelle des Wirtschaft- und Kulturdezernenten ins Trierer Rathaus gekommen: Bettina Heinrich, 49 Jahre alt, seit dem Jahr 2000 Referentin für Kultur- und Bildungspolitik beim Deutschen Städtetag in Berlin. Der Trierer Martin Fontanari, Unternehmensberater und ehemaliger Chef des Europäischen Tourismus-Instituts, sowie Thomas Egger, Trierer Rechtsanwalt und FDP-Stadtratsmitglied.

Für die Stelle des besser dotierten Bürgermeisters, der auch Sozial- und Bildungsdezernent wird, waren vier Kandidaten übrig geblieben: Angelika Birk, Grünen-Mitglied und von 1996 bis März 2000 schleswig-holsteinische Ministerin für Frauen, Jugend und Wohnungsbau. Rainer Strunk, SPD-Mitglied und Noch-Erster-Beigeordneter des Landkreises Germersheim. Ila Brix-Leusmann, SPD-Mitglied und Leiterin des Jugendamts sowie des Fachbereichs Sport und Jugend bei der Stadt Wesel, sowie Reiner Marz, Trierer Stadtratsmitglied der Grünen, Berufsschullehrer und Ex-Landtagsabgeordneter. Im Rennen um diesen Dezernenten-Job dabei ist außerdem Georg Bernarding, der als amtierender CDU-Bürgermeister allerdings nicht zur Vorstellungsrunde antreten musste.

Die Fraktionen haben Fragen vorbereitet, allgemeine und Trier spezifische. Die CDU klopft erst die „unabdingbaren Voraussetzungen“ ab: Welche beruflichen Erfahrungen die Kandidaten in Verwaltungsangelegenheiten und im jeweiligen Fachgebiet haben. Oder ob eine andere Qualifizierung gibt, die „dem Amt angemessen ist“. Auch, welchen Führungsstil sie bevorzugen, wollen die Christdemokraten wissen. „Schließlich gilt es, Dezernate mit 400 bis 500 Mitarbeitern zu leisten“, stellt CDU-Fraktionsvorsitzender Berti Adams klar.

Um 12.15 Uhr gibt’s 45 Minuten Pause für alle. Im Hof treffen sich die Stadträte zum Schwatz und auf eine Zigarette. Die Stimmung ist gut. „Die Kandidaten, die wir bis jetzt gesehen haben, haben einen sehr guten Eindruck gemacht“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Sven Teuber. Auch Malu Dreyer, Vorsitzende der Trierer SPD und Mainzer Sozialministerin, ist bei den Vorstellungsgesprächen im SPD-Fraktionsbüro dabei.

Am Nachmittag gehen die Gespräch weiter. Die Grünen nehmen’s ernst: Während die FDP auf ein Vorstellungsgespräch mit Egger verzichtet, muss sich Marz bei seiner eigenen Fraktion dem gleichen Procedere unterziehen, wie alle anderen Kandidaten. Bei den auf Trier bezogenen Fragen hat der Eurener Heimvorteil. Doch dem Vernehmen nach haben sich auch andere gut auf die Spezifika der Moselstadt vorbereitet, einige kennen sogar den Inhalt des Bündnis-Vertrages von SPD, Grünen und FDP. „Aber andere hatten offenbar zur Vorbereitung lediglich die erste Seite der Rathauszeitung gelesen“, lästert ein Bündnis-Mitglied.

Die UBM geht strikt nach einem ausgefeilten und an beide Dezernentenstellen angepassten Kriterienkatalog vor, der unterteilt ist in „notwendige, unabdingbare Einstellungsvoraussetzungen“, gefolgt von den Kategorien „von Vorteil“ und „außerdem“. Vergleichbar und transparent soll das Auswahlverfahren durch das feste Schema werden.

Kurz nach 15 Uhr ist die FDP mit den Gesprächen fertig, um 15.30 Uhr tröpfeln die Stadträte auch aus dem CDU-Fraktionsbüro. „Rechtzeitig zum Fußballspiel“, freut sich Karl Biegel über das unerwartet frühe Ende des Vorstellungsmarathons.

Mit den Schulherbstferien beginnt am heutigen Montag auch die kommunalpolitische Pause. Die Fraktionen treffen sich trotzdem heute zu Sonder-Sitzungen, um zu sondieren, wen sie als Kandidaten zur Dezernenten-Wahl am 29. Oktober aufstellen wollen. „Wir werden auch versuchen, uns mit den anderen Fraktionen kurzzuschließen, vielleicht kommen wir ja zu einem gemeinsamen Kandidatenvorschlag“, sagt CDU-Fraktionschef Adams. Die drei Bündnisparter wollen erst fraktionsintern diskutieren, um dann am Mittwoch zusammenzukommen. Ziel: Gemeinsam jeweils einen Kandidaten pro Dezernentenposten zu nominieren. Das dürfte auch ohne das Gesprächangebot der CDU nicht einfach werden. Denn dem Vernehmen nach haben die Ex-Grünen-Ministerin Birk, der SPD-Beigeordnete Strunk und die SPD-Frau Brix-Leusmann sehr gute Vorstellungen geliefert – zusammen mit den Kandidaten Marz und Egger aus den eigenen Reihen hat das Bündnis die Qual der Wahl.

MEINUNG


Von Christiane Wolff

Nur drei potenzielle Bewerber für den Wirtschaft- und Kulturdezernentenposten und vier für den des Bürgermeisters sind übrig geblieben. Dass einige Kandidaten kurzfristig abgesagt haben, lag wohl nicht zuletzt daran, dass die Grünen vorab in der Rathaus-Zeitung bereits Reiner Marz zu ihrem Favoriten erklärt hatten. Und auch die Mehrheit der Ampel dürfte wohl den ein oder anderen potenziellen Aspiranten aus dem konservativen Lager abgeschreckt haben. Höchstwahrscheinlich wird das rot-grün-gelbe Bündnis Thomas Egger zum Kandidaten für das Wirtschaftsdezernat küren. Ein CDU-Anwärter hätte dann kaum eine Chance. Taktisch gesehen könnte es daher für die Christdemokraten Sinn machen, schnellstmöglich ebenfalls Unterstützung für Egger zu signalisieren. Im Gegenzug könnte die CDU auf Stimmen aus der FDP für den eigenen Bürgermeister-Kandidaten – vermutlich Bernarding – hoffen. Würden nur zwei FDPler abweichen, wäre die Mehrheit des Bündnisses für die Bürgermeister-Besetzung dahin.

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