Sieg über drei Banden

TRIER. Billard ist nicht gleich Billard: Rund um den grünbespannten Tisch zeichnen sich Spezialisten in ihren jeweiligen Königsdisziplinen aus. Beim Trierer Restaurantmanager Martin Faßbender ist es seine Leidenschaft für das "Carambol" – wann immer es seine Freizeit ermöglicht.

Aus einer kleinen schwarzen Tasche holt Martin Faßbender ein zerlegbares Queue ( "Köj" ausgesprochen) hervor. Kurz mit der Kreide über das Stockende, die Pomeranze, gewischt, rechter Arm am hinteren Queue-Ende um 45 Grad angewinkelt, und "mit der Nase" auf gleicher Linie wie das Queue stößt Faßbender die weiße Kugel auf dem wuchtig wirkenden Billardtisch an. Die trifft eine vor ihr liegende gelbe Kugel, flitzt dann über drei Seiten des Tisches herum, bevor sie schließlich ihr eigentliches Ziel, die rote Kugel am anderen Ende des Tisches, trifft. Eine erfolgreiche "Carambolage" eben, Spezialdisziplin. "Dreiband"-Faßbender ist darin ein Meisterspieler. "Meistens gewinnt er", merkt eine Besucherin im Vereinshaus des Billardklubs Trier-Süd am Freibad an. Nicht jeder Stoß klappt, aber Faßbender hält in dieser Disziplin den Trierer Rekord - im Fachjargon mit "2,68 Punkten". Üblich seien Werte knapp unter 1. Billard ist aus Faßbenders Leben nicht wegzudenken. Der Vater spielt es, der Großvater auch, die Familientradition prägt den jungen Martin. Schon mit 13 steht der heute 47-Jährige, gebürtig aus Düren im Rheinland, im Hotel seiner Eltern an einem Billardtisch mit einem Queue in der Hand - "damals brauchte ich noch einem Hocker", erinnert sich Faßbender. Er habe den Überblick über seine Siegesurkunden verloren, "30 oder 40 vielleicht". Aber Faßbender muss sich nicht hinter seinen Erfolgen verstecken, er ist rheinland-pfälzischer Landesmeister im Dreiband und hat bereits zu Jugendzeiten in NRW Pokale eingeheimst. Sein Traum sei es, bei der deutschen Meisterschaft 2007 anzutreten. Billard ist für ihn eine Ablenkung vom "hektischen Gastronomiebetrieb": Der gelernte Koch und Hotelkaufmann ist Leiter des Restaurants in der Trierer Galeria Kaufhof in der Fleischstraße - der Grund, warum er 1999 nach Trier zog. Kochen tue er in seiner Managerfunktion nicht mehr, bedauert Faßbender, das holt er dafür zu Hause nach - mit vorwiegend indischen Gerichten. "Sieht man mir ja an", sagt er mit einem breiten Lächeln. Er habe schon in anderen Städten gearbeitet, "aber als ich das erste Mal nach Trier kam, habe ich gedacht: Hier gefällt es mir, hier bleibe ich". Der Neutrierer fragt beim Sportamt nach Vereinsadressen, stellt sich beim "B.C. Trier-Süd" vor, spielt eine Runde. "Ich war schneller im Verein aufgenommen, als ich darüber nachdenken konnte." Billard sei ein Sport für jedermann, sagt der Routinier, für Alt und Jung. Oftmals werde das Spiel zum "Kneipensport" reduziert dagegen setzt sich Faßbender zur Wehr, verweist auf notwendige Disziplin und Training. Sechs bis sieben Stunden stehe man am Tisch bei einem Wettbewerb, Faßbender selbst trainiert zweimal die Woche im Klubhaus. "Gerade bei Carambolage ist Ausdauer notwendig, Erfolge stellen sich nicht sofort ein", sagt er. Jeder beherrsche eine Disziplin, seine sei die des Dreibandes. "Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe", sagt er mit Verweis auf andere Spielvariationen wie Snooker oder das übliche "Pool". Allesamt Kunststücke

Am Tisch hat Faßbender derweil die drei Bälle wieder neu aufgelegt. Er macht kurze Stöße - "freies Spiel" - wechselt dann zu "Rückziehern", "Kopfstößen" und "Nachläufern", allesamt Teil des Grundspiels des Carambolage. Irgendwann läuft die weiße Kugel gleich neunmal über die Bande, ehe sie ihr Ziel trifft. "Spielerei", bemerkt dazu Faßbender in Bescheidenheit, während er schon um den Tisch herumgeht, um den nächsten Stoß auszuführen. Tatsächlich sind es allesamt Kunststücke.

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