Singen macht Spaß!

TRIER. Wie schön, wie begeisternd, wenn Kinder musizieren - nicht gedrillt und doch diszipliniert! Die Chorschulen des Spee-Chors und des luxemburgischen Conservatoire du Nord singen mit reiner Musizierfreude.

"Ich bin perplex", sagte Chorleiter Martin Folz. Sämtliche Bänke in der Trierer Jesuitenkirche besetzt und einige Stehplätze dazu, mit dieser Resonanz hatte niemand gerechnet. Vielleicht suchen Musikfreunde nach gestilltem Event-Hunger ja mal die kulturelle Basisarbeit - mit dem was Basisarbeit ausmacht: dem spontanen Spaß am Musizieren, der Freude und der ganz unprofessionellen Begeisterung. 70 Kinder und Jugendliche aus den Bezirken Diekirch und Ettelbrück sowie aus der Trierer Region sind keine homogene Masse, sondern ein höchst differenziertes Gebilde. In den ersten Bänken sitzen die sechs-, sieben-, vielleicht achtjährigen "Chorkids", die ab und an nach vorne eilen und mitmachen. Hinten auf dem obersten Podest stehen die jungen Mädchen, der Rest eines Chors, der sich zunächst mal aufgelöst hat. Nicht durch Streit, sondern einfach durch den Zeiablauf; wer das Abitur hat, der studiert, zieht weg und singt in anderen Chören mit. Und dazwischen all die Jungen und Mädchen, die auf dem Weg sind zum Abitur und wenn's hoch kommt, auch zum Musikstudium.Impulsreiche Kompositionen

So singen sie in unterschiedlichen Formationen. Martin Folz gibt vom Keyboard aus die Einsätze, vermittelt Impulse, strahlt eine motivierende Energie aus. Ein bisschen Technik, ein bisschen Notenlesen, ein bisschen Hören gehört natürlich dazu. Und unkultiviert ist dieser Chorgesang wahrhaftig nicht. Aber Singen ist vor allem eins: die reine, liebevolle, spontane Freude an der Musik. Sie singen ein-, zwei, drei und auch vierstimmig Spirituals, Weltmusik aus Afrika, Kanons, Volkslieder, religiöse Musik, streifen am Schluss sogar die Neue Musik. Martin Folz hat mit wenigen Ausnahmen impulsreiche, rhythmisierte Kompositionen ausgewählt. Deren Schwung trägt und beflügelt die Sänger und die Hörer ebenfalls. Es ist diese wunderbare Balance, die so beeindruckt. Mit Ausnahme der einheitlich gekleideten Chorkinder präsentieren sich die Sängerinnen und Sänger optisch buntgemischt. Es gibt ganz offensichtlich keinen Drill, aber doch sehr viel Disziplin. Was sie singen, ist locker und ohne Verbissenheit, aber durchaus ernst zu nehmen. Da hat sich eine Waage ausgependelt - zwischen Entspannung und Konzentration, Spontaneität und ernsthafter musikalischer Arbeit. Lebendiger, näher an einem ursprünglichen Musizierimpuls kann Chorsingen nicht sein. Die Besucher hörten und dankten mit lebhaftem Applaus. An der Eingangstür standen die Kollektenkörbe bereit. "Kinder- und Jugendarbeit wird nur unzureichend gefördert", sagte Martin Folz. Er und die Sänger sind dankbar für jede Unterstützung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort