Sinnbild der Reformation

TRIER (fi) Der 27. Juli 2005 wird der evangelischen Kirchengemeinde Trier im Gedächtnis bleiben. Mit der Aufstellung des Caspar-Olevian-Steins im gleichnamigen Saal des Kurfürstlichen Palais’ kam an diesem Tag ein Stück Religions- und Stadtgeschichte wieder an die Öffentlichkeit.

 Steinerner Denkanstoß: Thomas Luxa, Gunther Franz, Guido Hepke, Hans-Georg Becker und Gilbert Haufs-Brusberg (von links) bringen den Kanzelstein in den Caspar-Olerian-Saal.Foto: Alexander Fischbach

Steinerner Denkanstoß: Thomas Luxa, Gunther Franz, Guido Hepke, Hans-Georg Becker und Gilbert Haufs-Brusberg (von links) bringen den Kanzelstein in den Caspar-Olerian-Saal.Foto: Alexander Fischbach

Mit einem Durchmesser von 53 und einer Höhe von 26 Zentimetern gehört das aus hellem Sandstein gefertigte Kapitell nicht gerade zu den augenfälligsten Zeugnissen des 16. Jahrhunderts. Dennoch kann seine Bedeutung als Sinnbild für die Geschichte Triers und der Reformation nicht überschätzt werden. Ursprünglich stammt der Stein aus dem Geburtshaus des Reformators Caspar Olevian, der am 10 August 1536 im Haus Wittlich in der Grabenstraße in der Nähe des Prangers zur Welt kam. Das Kapitell war, so ist überliefert, ein Stützstein unter einer Kanzel, die sich im Keller des Hauses befunden haben muss. Die Kanzel ist allerdings nicht mehr erhalten. Der Stein kam vor mehr als einhundert Jahren in den Besitz des Landesmuseums, galt aber bis 2004 als verschollen. Der Initiative des Rechtsanwalts Gilbert Haufs-Brusberg und des Landesmuseums ist es zu verdanken, dass das geschichtsträchtige Relikt nun wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. "Ich hatte im Jahr 2004, nach einem Vortrag über Olevian, die Idee, den Stein für die Gemeinde zu besorgen", sagt Haufs-Brusberg. Zusammen mit Gunther Franz vom Landesmuseum Trier und Peter Seewaldt, der den Stein in den Kellerräumen des Museums wiederentdeckt hatte, verwirklichte er nun diesen Plan. Genau vor der Predigtkanzel des Caspar-Olevian-Saales, der als evangelisches Gotteshaus genutzt wird, findet der Stein seinen endgültigen Platz. Auf seiner Oberseite ist in großen Buchstaben der Namenszug Olevians eingeritzt. "Ob diese Inschrift aus dem 16. Jahrhundert stammt, lässt sich nicht sagen", so Franz. "Es kann aber sein, dass der Stein tatsächlich von Olevian genutzt wurde." Einige Indizien sprechen dafür; trotz der Inhaftierung und Ausweisung evangelischer Christen aus Trier durch den Kurfürsten blieb Anna Olevian, die Mutter des Predigers, protestantisch. Und sie war nicht die einzige: Bis 1584 sind Protestanten in Trier nachweisbar. So ist es wahrscheinlich, dass im Keller des Olevian'schen Hauses Gottesdienste abgehalten wurden. Olevian kann den Stein aber nur für kurze Zeit genutzt haben: Schon ein halbes Jahr nach Beginn seiner Predigttätigkeit wurde er aus Trier ausgewiesen.

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