Sklaven und Steineräuber

TRIER. Großer Nachfrage erfreuen sich die Veranstaltungen der Kinderuni, die Jungen und Mädchen quer durch alle Fachbereiche in das studentische Leben hineinschnuppern lassen. Viel Wissenswertes, präsentiert in kindgerechter Form, gab es bei einer Führung durch Amphitheater und Kaiserthermen.

"Meine lieben Studenten, mein Name ist Franz-Josef Knöchel. Knöchel wie am Fuß", begrüßt der wissenschaftliche Mitarbeiter im Uni-Fach "Geschichtliche Landeskunde" die Kinderschar. Die meisten sind mit Rucksack, Trinkflaschen und Kopfbedeckung passend ausgestattet. Denn es geht bei strahlendem Sommerwetter auf eine zweistündige Exkursion durch Triers Römerbauten, begleitet von zwei Tutorinnen der Universität. Angepasste Sprache

Als im vergangenen Jahr die gleiche Veranstaltung durchgeführt wurde, hatte es in Strömen geregnet. Das wissen noch zwei Jungen, die wieder dabei sind - Knöchels Führung scheint also so interessant zu sein, dass man sie auch ein zweites Mal mitmachen möchte. Tatsächlich nimmt der 36-Jährige, der regelmäßig Pfadfindergruppen begleitet, die Kinder mit auf eine spannende Zeitreise. In kindgerechten Portionen, mit angepasster Sprache und bildhaften Beschreibungen schafft es Knöchel, dass die Kinder bis zum Ende aufmerksam sind. Die verschiedenen Eingänge für einfache Leute oder "Bonzen", den "berühmten, römischen Beton", der fast so gut wie der heutige sei, beschreibt Knöchel. Und erklärt den staunenden Kindern die grasbewachsenen Hänge des Amphitheaters damit, dass "eure Ur-Ur-Ur-Ur...-Opas mit Karre und Ochsenwagen wohl die römischen Sitzbänke geklaut haben." Von heutzutage nicht jugendfreien "Spielen" ist die Rede, die damals schon junge Kinder miterlebten. Ein Steppke weiß, dass auch Raubtiere gegeneinander kämpften. "Klar, Kaninchen würde ich hier auch nicht auftreten lassen", schmunzelt Knöchel. Dann geht es hinein in die modrig-kühlen Nutzungsräume, die als Gerüst-, Umkleide- oder Reinigungskammern dienten. Oder auch als Zellen für Menschen oder Käfige für Tiere. "Das war eine ganz, ganz schreckliche Sache, wenn hier jemand stundenlang darauf warten musste, von einem Bären zerrissen zu werden", verdeutlicht Knöchel die dunkle Seite des römischen Lebens, in die sich ein Kind gerade zuvor noch zurück gewünscht hat. "Studiert Geschichte, werdet Archäologen und findet selbst heraus, was es hier mit dem Bühnenaufzug auf sich hatte", erfüllt Knöchel den weiteren Aspekt der Kinderuni, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch zur wissenschaftlichen Laufbahn anzureizen. Spannend und lehrreich, lauten am Ende die kindlichen Kommentare.

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