"So klingt mein Ton"

TRIER. (gkl) Die Restaurierung der Stumm-Orgel in der Welsch- nonnenkirche ist vor allem durch das Engagement der Bürgerschaft möglich gewesen. Viele Jahre hat der Förderverein große und kleine Spenden zusammengetragen, um die älteste Orgel Triers wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen und mit Recht heute von einem historisch wertvollen Instrument sprechen zu können.

Neben allgemeinen Spenden hatten die interessierten Helfer auch die Möglichkeit, ganz konkret die Patenschaft über etwa die Orgelbank, die Klaviatur oder auch über einzelne Pfeifen zu übernehmen. Viele nutzten diese Gelegenheit und übernahmen die Kosten beispielsweise für ein F des Bourdon oder ein C der Voix humaine. "Wie klingt mein Ton?" war denn auch ein Konzert überschrieben, in dem der Konzer Kantor Karl-Ludwig Kreutz einzelne Töne aus der Orgel vorstellte, nachdem Domorganist Josef Still in seiner Moderation erläutert hatte, in welchem Zusammenhang die eine oder andere Pfeife steht und nicht zuletzt auch, wer sie denn gestiftet hat. Etliche Spender haben sich mit ihrem Monogramm in der Orgel verewigt, etwa eine Anneliese, die die Patenschaft für ein A übernommen hatte.Kreutz schöpfte klanglich aus dem Vollen

Die Vorstellung der einzelnen Töne waren aber nur Intermezzi in einem Abend, an dem Kreutz mit einem reinen Improvisationsprogramm die Zuhörer nicht nur auf eine musikalische Reise durch Europa entführte, sondern auch die Gelegenheit nutzte, dem Publikum zu präsentieren, welche Klang- und Farbenpracht in diesem kleinen Instrument steckt. Leicht bestand dabei die Gefahr zu vergessen, dass die Orgel nur elf Register besitzt, im Gegensatz etwa zur Orgel in der Jesuitenkirche, die 27 Register hat oder gar zur Domorgel mit 67 Registerreihen. Kreutz eröffnete das Konzert mit einer spanischen Entrada, gefolgt von drei Diferencias und einer Fanfare. In Frankreich machte er mit einer Suite im barocken Stil Station, sein Flötenuhrstück hätte gut aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart oder Joseph Haydn entstammen können, und seine Toccata erinnerte sehr an die norddeutsche oder auch niederländische Kompositionsweise. Bei aller Wertschätzung des Einweihungskonzertes war dieser Abend fast als interessanter ansehen, weil Kreutz nicht nur technisch und stilistisch äußerst gediegen musizierte, sondern bei der Klangvielfalt, frei von kompositorischen Vorgaben, aus dem Vollen schöpfen konnte. Lang anhaltender Applaus zeigte, dass die Zuhörer ihm gern noch weiter auf seiner Entdeckungsreise durch die Klangwelt der Stumm-Orgel gefolgt wären.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort