So unglaublich unwiderstehlich

TRIER. Das Leben kann so schön sein – wenn es den "Unglaublichen Heinz" gibt. Der Kölner Comedian Heinz Gröning weihte die Trierer in der Tufa in seinem aktuellen Programm in das große "1 x Heinz" ein. Es war eine gelungene Lektion, die der Wortakrobat mit Selbstironie, viel Charme und Humor erteilte.

Der smarte Typ mit der markanten, sparsamen Frisur tritt im Nadelstreifen-Anzug auf die Bühne, schaut ins Publikum. Dass hinter der harten Schale, die eher an eine Mischung aus Meister Propper und Kojak erinnert, ein verkannter Softi, ein "knuddelwütiges, verschmustes Brummbärchen" steckt, einer, der weiß, was Frauen wünschen, macht Heinz Gröning gleich bei seiner Vorstellung deutlich und räumt mit Vorurteilen auf. Dennoch - ein wenig Macho steckt doch im "Unglaublichen Heinz", der nach Selbstauskunft schon 1000 Frauen in den Wahnsinn gestreichelt hat, ein "Perfect- G-Point-Operator" ist und keine "Übernachtung ohne Frühstück", seine deutsche Übersetzung von "One night stand", ablehnt. Das ins Mikrofon gehauchte "Heinz" kombiniert er mit einem aufreizenden Blick und lässt die Zunge lasziv über die Zähne gleiten: "Rrrrr..." Gröning verspricht den Frauen, dass sie vor Hysterie schreien werden. In der Realität kommt aus dem Trierer Publikum jedoch nur ein klägliches Quieken. So zieht der "Unglaubliche Heinz" andere Saiten auf, geht zu seiner Gitarre - niemand schnallt sich das Instrument zu den Klängen von "Sex Bomb" so sexy um wie der "Poet, gefangen im Körper eines zu stark behaarten LKW-Fahrers". In die Abgründe der Jugend

Spätestens jetzt ist der Funke übergesprungen. Heinz intoniert absurde Schnellsprechgedichte und Lieder, entführt das Publikum in die Abgründe seiner Jugend, weiht sie in die Geheimnisse der Beziehungen zwischen Männern und Frauen ein und erzählt von seinem gespaltenen Verhältnis zu seiner Mutter, die mit Taschentuch und Spucke Essensreste vom Kinn ihres 1,83 Meter großen Söhnchens wischen will. Er mutiert während einer HipHop-Version vom "Lied von der Glocke" zur Reinkarnation des deutschen Dichters, zu DJ Schiller, bei einer ultimativen Jammer-Arie zu Herbert Grönemeyer und springt zwischen Liedermacher-Adaptionen à la Bob Dylan und harten Head-Banger-Posen. Er erzählt derbe Geschichten vom "Thekenschlampenteam aus dem Zickezacke" und den Gelsenkirchener Frisösen, denen er uncharmante Synonyme wie "Bumsfrikadellen" gibt. Das Leben des Heinz Gröning ist reich an Geschichten und Erlebnissen der schrägen Art. Er gibt Männern Anleitungen zum Baggern: "Junge Dame, können Sie mir vielleicht helfen? Ich bin auf dem Weg zur Beichte und brauche noch ein paar Sünden." Da ist er wieder, der Womanizer, "Rrrr...". Gröning gelang es in seiner One-Man-Show mit seinem großen "1 x Heinz" doch, treffende Attacken auf die Zwerchfelle abzufeuern. Seine Pointen setzte der Kölner Meister der akzentuierten Pausen mit perfektem Zeitgefühl. Dazu kombinierte er die ausgefeilte Mimik, eine gehörige Portion Selbstironie, geistreiche Wortbeiträge und gekonnte Musikeinlagen. Am Ende sind dem "Unglaublichen Heinz" Frauen und Männer gleichermaßen verfallen.

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