Solidarität mit Kindern in Not

TRIER. "Kinder in Not" - Die Caritas ruft zur Fortsetzung ihrer Spendenaktion auf. Längst ist Kinderarmut nicht nur in fernen Ländern, sondern auch bei uns zum Problem geworden ist.

Anhaltende wirtschaftliche Stagnation, Preisauftrieb und vor allem hohe Langzeitarbeitslosigkeit hätten in vielen Fällen zu einem "Leben in ständigem Mangel" geführt, wird konstatiert. Wie die Praxis aussieht, schildert Susanne Fuchs, Leiterin des Hauses Tobias, die ein "eklatantes Ausmaß an versteckter Armut" beklagt. Hinzu kämen Gewalt und sexueller Missbrauch - Tendenz steigend. Nachstehend eins von vielen authentischen Fallbeispielen: "Die 12-jährige Jasmin (Name geändert) ist die zweitälteste von insgesamt sechs Kindern.Völlig überfordert und hoch verschuldet

Ihre Mutter, 28 Jahre alt, hat keinen Schulabschluss und keine Berufsausbildung. Schon als Vierzehnjährige war sie zum ersten Mal schwanger. Die sechs Kinder haben vier unterschiedliche Väter. Keiner zahlt Unterhalt oder unterstützt die Mutter bei ihren Erziehungsaufgaben. Jasmins Mutter ist völlig überfordert und hoch verschuldet. Aus Scham beantragt sie nicht die ihr zustehenden finanziellen Mittel. Für sie und die Kinder besteht keine Krankenversicherung. Die Wohnung ist mit 60 Quadratmeter für sieben Personen viel zu eng. Jasmin versorgt die jüngeren Geschwister, kauft ein, organisiert Mahlzeiten. Regelmäßige und ausgewogene Ernährung gibt es indes nicht. Die Kinder sind weitgehend sich selbst überlassen, verbringen viel Zeit auf der Straße. Hygiene und Sauberkeit lassen sehr zu wünschen übrig. Die Kinder sind stark lernbehindert und verweigern den Schulbesuch. Herabsetzungen und Ausgrenzungen durch ihre Altersgenossen sind schwer zu ertragen. Jasmin und ihre Familie brauchen ein Bündel von Hilfen, die jedoch nur mit Spendengeldern zu realisieren sind. Auch wenn die Defizite teilweise bei den Eltern lägen, könne das nicht zu Lasten der Kinder gehen, erklärt Diözesan-Caritasdirektorin Birgit Kugel. Angesichts der jüngsten Entwicklung habe die Caritas im vergangenen Jahr erstmals wieder im Bistum Trier zu Spenden aufgerufen. "In Deutschland zeigt sich die Not der Kinder eher verschämt, vorwiegend im Verborgenen, aber sie ist da", betont die Caritasdirektorin. Ursache für die materielle Not von immer mehr Familien sei insbesondere die hohe Langzeitarbeitslosigkeit. Die Caritas rufe deshalb zur Fortsetzung der seit 2002 bestehenden Hilfsaktion "Kinder in Not" auf. Vor allem durch Spendenbriefe würden die Menschen um Unterstützung gebeten. Birgit Kugel: "Spenden sind dringend nötig, um Familien und Kindern schnell und unbürokratisch aus Notlagen heraus zu helfen." Die Caritasverbände hätten eine Menge an Hilfen anzubieten, zum Beispiel die Familienhilfe und Sozialberatung, die Schuldnerberatung, die Schwangerenberatung, die sozialpädagogische Familienhilfe, die Familienpflege und die Suchtberatung. Trotz dieser weit gefächerten Hilfsangebote und der vorhandenen Sicherungssysteme komme es immer wieder und immer öfter vor, dass Menschen in Not geraten, weil das System Lücken hat. Winfried Görgen, stellvertretender Caritas-Direktor und Koordinator der Hilfsaktion, verweist auf erfolgreiche Ergebnisse: "Seit dem Start der Aktion 'Kinder in Not' im Herbst 2002 konnten wir eine Reihe von Hilfen leisten, die ohne Spenden nicht möglich gewesen wären." Dazu zählten die finanzielle Unterstützung beim Kauf von Nahrungsmitteln und Babynahrung oder die Einrichtung einer Küche im Hort eines ‚Brennpunktes' für Kinder, damit es einmal am Tag warmes Essen gibt. Therapeutische Schülerhilfen und pädagogische Ferienfreizeiten könnten ebenfalls durch Spenden mitfinanziert werden. Einzelfallhilfen für arme Familien oder Familien mit behinderten Kindern seien weitere Beispiele für die Verwendung von Spendengeldern. Insgesamt, so Winfried Görgen, seien 229 000 Euro gespendet worden - schwerpunktmäßig für Kinder in Not im Bistum Trier. Spendenkonto 200 000, Pax Bank Trier (BLZ 37 060 193), Stichwort "Kinder in Not".

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