Sommerfest im Trierer Tierheim: Wo aus traurigen Gestalten muntere Wesen werden

Trier · Sie werden aufgegriffen, weil sie einfach irgendwo zurückgelassen, festgebunden, abgestellt wurden. Oder aufmerksame Nachbarn retten sie aus verwahrlosten Verhältnissen. In letzter Zeit hat das Tierheim Trier mehr als 100 Tiere aufgenommen und erstversorgt. Beim Sommerfest konnten sich Besucher ein Bild davon machen.

 Martin Bläser und Dani Bär aus Gerolstein besuchen mit Schäferhund Aurica das Tierheim, wo der Hund einst untergebracht war. TV-Foto: Dorothee Quaré

Martin Bläser und Dani Bär aus Gerolstein besuchen mit Schäferhund Aurica das Tierheim, wo der Hund einst untergebracht war. TV-Foto: Dorothee Quaré

Foto: Dorothee Quaré (DQ) ("TV-Upload Quar?"

Trier. Beim Tierheim ist der Bär los. Heißt: Trotz brütender Hitze tummeln sich hier viele Besucher. An zahlreichen Ständen wird etwa über Tierschutz- und -nahrung informiert. Zubehör wird angeboten, es gibt Fotoshootings und Tierphysiotherapie.
Aber auch Bruno ist gekommen. Nicht der Braunbär, der vor zehn Jahren durch das bayerisch-österreichische Grenzgebiet stapfte, sondern ein fast ebenso großer, brauner, zauseliger und knuffiger altdeutscher Schäferhund. Fast zwei Jahre hat er im Tierheim verbracht, nun lebt der Achtjährige glücklich in der Nähe von Aachen. Aurica, eine neunjährige Schäferhündin, stammt ebenfalls aus dem Tierheim. Seit März lebt sie in Gerolstein und kümmert sich dort liebevoll um ihren Mitbewohner, einen alten Kater. "Sie kaut ihm Futter vor und legt es ihm hin", erzählen ihre neuen Besitzer Dani Bär und Martin Bläser.

"Wir haben viele Ehemalige zu Besuch", stellt Inge Wanken fest. Die Hundetrainerin ist seit Juli die Vorsitzende des Tierschutzvereins Trier und Umgebung, der der Träger des Tierheims ist. "Wir freuen uns immer sehr, wenn auch ältere Tiere ein neues Zuhause finden", sagt sie. Zunehmend würden Tiere im Heim abgegeben. Immer wieder komme es zu Beschlagnahmungen (der TV berichtete am 24. und 27. August). "Solche Fälle lassen sich leider nicht planen. Meistens sind es dann direkt sehr viele Tiere auf einmal", sagt Wanken. Angeordnet würden die Aktionen vom Veterinäramt. "Häufig werden Tiere aber auch einfach irgendwo angebunden, oder wir finden sie in einer abgestellten Kiste", ergänzt Wanken. Momentan halten mehr als 100 beschlagnahmte Tiere die Mitarbeiter in Atem. Ab dem 1. September soll wieder normaler Publikumsbetrieb möglich sein.

Wanken: "Wir würden gerne noch mehr tun. Die Quarantänebereiche für Katzen, Hunde und Kleintiere entsprechen nicht mehr den Vorschriften und müssen neu gebaut werden." Ein Großprojekt, das sich nicht von heute auf morgen realisieren lässt. Auch Hundehäuser müssten dringend renoviert werden.
Vorstandsmitglied Silvia Orth führt Besucher durchs Gelände, angefangen von den Katzenhäusern und neu gestalteten Kleintierhütten bis hin zu den Hundegehegen und den drei neuen großzügigen Ausläufen im Wald.
Da ist die zurückhaltende Blondie, 14 Jahre alt, deren ältere Besitzerin sie nicht mehr halten konnte. Zwei Border Collies aus einer Beschlagnahmung sind noch sehr scheu, ebenso eine Hündin aus Rumänien. "Vermitteln geht bei uns nicht Schlag auf Schlag", erklärt Silvia Orth. "Wir gucken, ob Hund und Menschen zusammenpassen." Dafür sind mehrere Besuche im Tierheim notwendig, ein persönliches Gespräch und ein Besuch zu Hause. Gibt es Probleme, so kann eine Hundetrainerin vorbeikommen.

Tierpflegerin Jana Grever. "Es ist immer schön zu sehen, wie sich Hunde bei uns entwickeln, die traurig und in keinem guten Zustand hier angekommen sind", sagt sie. "Hier werden sie wieder fröhlich. Für mich persönlich ist das ein Traumjob." DQ
Wer sich für ein Tier interessiert, sollte eine E-Mail schreiben an info@tierheim-trier.de und einen Termin vereinbaren.
volksfreund.de/fotosExtra

… das Trierer Tierheim mit seinen zehn Mitarbeitern für den ganzen ehemaligen Regierungsbezirk zuständig ist? … das Tierheim in seiner rund 9000 Quadratmeter großen Anlage Platz für 50 Hunde, 80 Katzen sowie Kleintiere hat und dort nun auch Schafe und Ziegen leben? … das Tierheim seine jährlichen Kosten von mehr als 500 000 Euro zu 90 Prozent aus Spenden aufbringen muss? … es im Tierheim Pensionsplätze für Hunde, Kleintiere, Vögel und Katzen gibt? Viele Hunde kommen regelmäßig. Rechtzeitig anmelden ist sinnvoll! … neben Gassigängern und Katzenkuschlern auch Helfer für viele weitere Aufgaben bis hin zum Fensterputzen, Fliesenlegen und Schreinern gesucht werden? DQ

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