"Sonst hängen wir auf der Straße ab!"

Seit rund einem Jahr trifft sich im Pfarrheim St. Peter in Trier-Ehrang eine Clique unter der Aufsicht von Streetworkerin Michaela Stoll. Das Angebot wird zwar angenommen, doch die Jugendlichen würden sich gerne öfters treffen.

Trier-Ehrang. Laut hämmert Gangster-Rap aus den Boxen. Siggi heizt seinen Freunden mit Sido, Bushido und Co. mächtig ein. Es herrscht eine lockere Stimmung, während es draußen vor der Tür des Pfarrheimes St. Peter etwas hitziger zugeht. Drei junge Männer wollen rein. "Tut mir leid, aber ihr seid leider zu alt", sagt Streetworkerin Michaela Stoll. Sie hat hier immer mittwochs das Sagen, wenn sich in dem Jugendraum des Pfarrheimes eine von ihr betreute Clique trifft. "Irgendwo müssen wir halt eine Grenze ziehen. Die Jugendlichen sind zwischen 14 und 20 Jahre alt. Da passen 25-Jährige einfach nicht rein", erklärt Stoll.Kicker, Tischtennis-Platte und Gesellschaftsspiele

Ein Kicker, eine Tischtennis-Platte und Gesellschaftsspiele stehen für die circa 30 Jugendlichen parat. Doch die meisten wollen einfach nur "chillen". "Rumsitzen, erzählen und Musik hören - das machen wir eigentlich am meisten", sagt der 15-jährige Kai. Auch Natascha (14) und Petra (14) kommen häufig zum Cliquen-Treffen. "Hier treffen wir unsere Freunde, das ist cool", sagen sie. Gerne würden sie sich öfters in dem Raum treffen - doch an anderen Terminen ist er bereits belegt. Einen Bolzplatz oder vergleichbare Angebote sucht man in Ehrang zudem vergeblich. "So hängen wir dann auf der Straße ab", erzählt Kai. In der Vergangenheit gab es deswegen immer mal wieder Beschwerden. Zumindest mittwochs hat die Gruppe nun aber einen Platz gefunden. Auch wenn in Kürze im neuen Bürgerhaus ein Jugendkeller eröffnet wird, eine tägliche Unterkunft könne man leider nicht bieten, erklärt Stoll. "Und da ich ja auch die einzige Streetworkerin für Jugendliche in Trier bin, kann ich mich nicht nur um diese Clique kümmern." Auch deswegen ist Stoll froh, dass es die Möglichkeit im Pfarrheim gibt. Den Jugendraum im Pfarrheim gibt es schon Jahrzehnte. "Die Eltern der Kids, die jetzt kommen, waren früher als Jugendliche auch hier", so Pastoralreferent Roland Hinzmann. Seit einem Jahr nutzt die "Hiphop"-Clique den Raum, an einem anderen Tag kommt die "Heavy Metal"-Clique. Vor allem der Musikgeschmack trennt die beiden Gruppen.Die katholische Kirche stellt nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung, sondern kümmert sich auch darüber hinaus um weitere Projekte. "Alle sechs Wochen kommen wir, das heißt jeder, der hier etwas mit Jugendlichen zu tun hat, zum "Runden Tisch Jugend" zusammen. Hier werden Kooperationen und neue Aktionen besprochen", sagt Hinzmann. Einfach ist die Arbeit mit den Jugendlichen nicht, aber Stoll wusste sich zu helfen . "Wir haben gemeinsame Regeln geschaffen, die auch eingehalten werden", schildert sie. Ein Rauchverbot gehört nicht dazu. "Das wäre der komplett falsche Ansatz und würde sich kontraproduktiv auswirken."Positiv überrascht war Hinzmann, als sich ein Jugendlicher aus der Clique zur Firmung entschlossen hatte. "Damit hätte ich nicht gerechnet. Aber toll, dass es so gekommen ist." Die Jugendlichen setzen sich über ihr wöchentliches Treffen auch vor Ort ein. Beim Pfarrfest halfen sie mit, auch bei einer Altkleidersammlung. Und als sich kürzlich jemand mit Kreide an der Kirche austobte, waren sie auch zur Stelle. "Wir haben die Malereien entfernt", erzählen Jerome (17) und Dominik (15). Zur Belohnung gab es ein Eis vom Pastor. Gesucht: In dem Jugendraum wird dringend ein großer Couchtisch gesucht. Wer zufällig einen solchen Tisch besitzt und nicht mehr benötigt, kann sich unter Telefon 0651/25191 (Exhaus) oder 0651/69845 (Pfarrheim) melden.ExtraStreetworkerin: Michaela Stoll ist beim Exzellenzhaus angestellt und die einzige Streetworkerin für Jugendliche in Trier. Sie kümmert sich um alle 19 Trierer Stadtteile. Mal ist es die Betreuung einer Gruppe, mal ein Gespräch mit Eltern, die mit ihrem Kind nicht mehr zurecht kommen. Ihre Tätigkeiten sind breit gefächert. Stolls Ansatz: Die Jugendlichen respektieren und ernst nehmen. "Nur so baut man Vertrauen auf", sagt sie.

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