Spätes Geständnis eines Wunderheilers

Ein selbst ernannter Wunderheiler, der eine Eifelerin mit K.o.-Pulver betäubt und sich dann an der Frau vergangen hat, muss für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Das hat das Trierer Landgericht entschieden.

Trier. Yosi Moto, wie sich der 63-jährige Angeklagte auch nennt, ist ein freundlicher Herr. Wenn der Vorsitzende Richter Armin Hardt etwas sagt, antwortet der Niederländer: "Jawohl, Herr Richter." Und als Hardt seine haupt- und ehrenamtlichen Richterkollegen zu Beginn des Prozesses vorstellt, deutet Yosi Moto mit dem Kopf eine Verbeugung an und sagt: "Angenehm." So höflich geht's im Trie rer Landgericht unter Prozessbeteiligten selten zu. Schon gar nicht, wenn es um sexuellen Missbrauch geht.

Der seit langem in Belgien lebende Yosi Moto, gebürtiger Indonesier mit niederländischer Staatsangehörigkeit, hat Anfang März in der Nord-Eifel eine Frau missbraucht. Das Perfide an der Tat, die so ganz im Gegensatz zu stehen scheint zu Motos überaus höflichem Auftreten vor Gericht: Der ab und an als Wunderheiler auftretende Gelegenheitsarbeiter setzte die Frau durch ein hoch dosiertes Beruhigungsmittel erst außer Gefecht, bevor er sich an ihr verging.

Yosi Moto hatte die Eifeler Familie Ende vergangenen Jahres durch Zufall kennengelernt. Der Frau, durch starke Rückenschmerzen geplagt, kam der vermeintliche Arzt und Heilbehandler wie gerufen. Woher sollte sie auch ahnen, dass Yosi Moto zwar ein bisschen was von thailändischer Massage versteht und auch schon mal ein Buch über Homöopathie gelesen hat, sein Geld aber als Aushilfskellner in Belgien verdient?

"Ich bin wie eine Schwalbe"



"Ich bin wie eine Schwalbe", sagt der zweifach geschiedene 63-Jährige, "im Sommer helfe ich hier und da bei der Lese, im Winter arbeite ich als Kellner, Maler oder Hausmeister."

Und dann entschuldigt sich Yosi Moto wieder artig bei allen Anwesenden, "dass ich Ihre Sprache nicht richtig spreche".

Das Wichtigste, was Yosi Moto an diesem Tag macht: Er legt ein Geständnis ab, nachdem er den Missbrauch zuvor stets vehement bestritten hatte. "Er kippt", signalisiert bereits am Morgen seine Verteidigerin Anne Bosch dem Vorsitzenden Richter. Hardt scheint erleichtert, hat sich schon auf einen quälenden, mehrtägigen Prozess eingestellt. So aber geht alles ganz schnell: Yosi Moto berichtet über seinen Werdegang, wobei er sich an vieles, darunter auch eine Ehe, nicht mehr genau erinnern kann - Resultat eines schweren Unfalls vor etlichen Jahren. Der Gutachter Professor Dr. Johann Glatzel gibt sein Gutachten ab und sagt das, was er in Trierer Verfahren eigentlich immer sagt: Der Angeklagte ist schuldfähig.

Mit dem Urteil - dreieinhalb Jahre Gefängnis - folgt die vierköpfige Kammer am Ende dem Plädoyer von Staatsanwalt Arnold Schomer. Und Yosi Moto? Der bedankt sich, bevor ein Justizbediensteter ihm wieder die Handschellen anlegt, noch artig bei allen Anwesenden, "dass Sie sich mit mir beschäftigt haben".

Und dem Vorsitzenden Richter verspricht der Verurteilte, was keinesfalls persönlich gemeint sei: "Ich komme nie wieder nach Deutschland. Die Gesetze hier sind mir einfach zu hart."

Zunächst einmal muss Yosi Moto aber seine Strafe hier absitzen.

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