Spannung in Schweich

SCHWEICH. Bleibt Vitus Blang (SPD) Stadtbürgermeister von Schweich, oder tritt CDU-Kandidatin Anita Kruppert die Nachfolge an? Die Entscheidung ist nach dem gestrigen Wahlabend noch nicht gefallen. Während der FWG-Kandidat Johannes Lehnert klar aus dem Rennen ist, wird die Frage Kruppert oder Blang erst nach der Stichwahl beantwortet sein.

Es ist Sonntag, kurz vor 19 Uhr. Ein frischer Wind pfeift über die Verbandsgemeindeverwaltung Schweich, erstmals seit Tagen makelloser blauer Himmel. Doch das Wahl-Team im Inneren des Gebäudes hat dafür nun keinen Blick: Büroleiter Horst Walsch, der technische Wahlleiter Gerhard Spieles und seine Helfer sowie der Wahlleiter und Hausherr, Bürgermeister Berthold Biwer, sind auf dem Posten, als um 19.05 Uhr die ersten Ergebnisse aus dem Moseltal über die PC-Bildschirme flimmern: Longen, Leiwen und Köwerich. Doch was ist mit der Stadtbürgermeisterwahl in Schweich? Die Ergebnisse aus den fünf Bezirken der Moselstadt lassen noch auf sich warten, denn zunächst war die Europawahl an der Reihe.Ein Knoten in der Leitung

Die Zeit vergeht mit Diskussionen über den ein oder anderen Wahlausgang in den Ortsgemeinden oder auch mit dem Blick über den Tellerrand. "Heute ist was los", meint Bürovorsteher Walsch. "Wahlabend, ein Top-Spiel bei der EM und Formel 1 in Kanada." Gegen 19.45 Uhr weicht die Gelassenheit plötzlich einer spürbaren Hektik - das EDV-System "hängt", und das offenbar landesweit. "Knoten" in der Leitung, nichts geht mehr. Und in diese Aufregung platzt nun Amtsinhaber Vitus Blang mit einem Zettel herein. Nach einer Rundreise durch die Schweicher Wahllokale präsentiert er eine erste, grobe Abstimmungsübersicht. Im Gespräch mit Wahlleiter Biwer wirkt er gelassen, aber nicht gerade hocherfreut. Der SPD-Mann wird mit der CDU-Kandidatin Anita Kruppert am 27. Juni zur Stichwahl antreten müssen. Ein Bezirk ist noch nicht ausgezählt. Für Blang hat sich das Votum bei 40 Prozent eingependelt, rund 34 Prozent sind es für Anita Kruppert, und Johannes Lehnert aus Issel wird sich mit etwa 25 Prozent bescheiden müssen. Die beiden Kontrahenten dürften inzwischen auch so weit im Bilde sein - doch sie müssen bei den Stimmenauszählungen für Kreistag und Verbandsgemeinderat in ihren Wahllokalen ausharren. Bis Mitternacht soll es dort noch dauern, heißt es. Also nichts da mit "Wahlparty". "Der Knoten ist geplatzt, es geht weiter", ruft es von nebenan aus dem Computerraum, während Blang gegenüber dem TV erstmals zu dem Ergebnis Stellung bezieht. "Es gibt sicher größeres Elend, aber zwei bis drei Prozentpunkte mehr hätten gut getan", lautet sein Kommentar. Doch eine Überraschung sei dieses Ergebnis für ihn nicht "angesichts der schwierigen politischen Lage der SPD und dem hohen Bekanntheitsgrad der CDU-Kandidatin". Nun komme es darauf an, die Bürger für die Stichwahl zu mobilisieren. Insbesondere diejenigen, die der FWG nahe stünden. Anita Kruppert schätzt die Situation ähnlich ein. "Nein, überrascht hat mich das Resultat nicht, es hatte sich in den letzten Tagen abgezeichnet. Nun müssen wir die Leute nochmals an die Urnen kriegen", sagt sie und entschuldigt sich, dass sie im Augenblick keine weiteren Kommentare zum Wahlabend abgeben kann. Überhaupt nicht enttäuscht klingt FWG-Kandidat Johannes Lehnert, der Verlierer des Abends. Seine erste Analyse: Die CDU-Frau Kruppert schwamm auf der aktuellen Erfolgswelle ihrer Partei, Vitus Blang profitierte von seinem Amtsbonus. "Mehr als 25 Prozent habe ich als Neuling in der Schweicher Stadtpolitik nicht erwartet. Ich kann mit diesem Ergebnis leben. Alles andere wäre nur Träumerei gewesen", betont Lehnert, der jüngste Kandidat. Ihm sei es mit seiner Kandidatur in erster Linie um den Einstieg gegangen. Und dieser Einstieg sei nun getan mit einem Ergebnis, auf dem er für die Zukunft aufbauen könne. Doch nun beschäftige ihn zunächst einmal die Frage, mit welcher Liste die FWG in den neuen Schweicher Stadtrat einziehen werde.

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