Spaß, Sport, Spanner

TRIER. Plätze, an denen sich andere ausziehen, ziehen sie an: Auch in den Schwimmbädern der Region tauchen bisweilen Voyeure auf. Man habe das Problem aber im Griff und gehe entschieden gegen "Spanner" vor, betonen die Verantwortlichen unisono. Nicht alle Badegäste teilen diese Meinung.

Sie zieht sich im Stadtbad nur noch in den weithin sichtbaren Randkabinen um und trocknet sich nach dem Schwimmen im Duschraum ab, um möglichst wenig Zeit in der Umkleide zu verbringen: Seit Karin Müller (Name geändert) vor knapp drei Jahren den Schock einer Frau miterlebte, die plötzlich am Boden ihrer Kabine ein Männergesicht entdeckt hatte, geht sie stets mit einem unguten Gefühl in die Umkleide. Voyeurismus ist auch in den Bädern der Region ein Thema - vor wenigen Tagen erst wurde im Stadtbad ein Mann erwischt, der von oben in die Kabine einer Frau lugte. "Etwa zweimal im Jahr" passiere etwas Derartiges, sagt Thomas Bohn, im Stadtbad zuständig für Badebetrieb und Sauna. Kollegen in Freibädern bestätigen: Voyeurismus ist selten - aber er kommt vor. Im Mertesdorfer Freibad zum Beispiel marschierte ein Mann mehrfach in die Damendusche und zog die Vorhänge vor den Kabinen beiseite. Jochen Knob vom Trierer Nordbad berichtet von gelegentlichen Versuchen, "Gucklöcher" in die Wände der Umkleiden zu bohren. Im Stadtbad mussten zeitweise nach jedem Wochenende zehn neue Löcher zugespachtelt werden, wie Leiter Werner Bonertz erzählt. Dort hat man diesem Problem inzwischen abgeholfen: Zwischen den Kabinenwänden wurde Glas eingezogen. "Da geht jeder Bohrer hops", kommentiert Bohn. Auch das Konzer Schwimmbad setzt auf "Bohrer-resistente" Wände. In Mertesdorf schützt ein Gitter über den Umkleiden vor Blicken von oben. Und im Stadtbad wird die Zone über den Kabinen mittlerweile Video-überwacht. "Wenn da plötzlich ein Kopf auftaucht, haben wir den", sagt Bohn. Auch der jüngste Spanner wurde umgehend dingfest gemacht. Die Verantwortlichen betonen, wie wichtig die Hilfe der Badegäste im Kampf gegen Voyeure ist. Karin Müller hat die Suche nach dem "Spanner" von damals tatkräftig unterstützt. Sie hatte ihn weglaufen sehen und der Polizei eine Täterbeschreibung geliefert. Als sich der Mann wenige Monate später erneut verdächtig im Stadtbad verhielt, rief man sie zur Identifizierung. Sie erkannte ihn - doch wieder gelang ihm die Flucht. Im Frühjahr dieses Jahres fiel er erneut auf, diesmal observierten ihn die Verantwortlichen und legten Karin Müller anschließend dabei aufgenommene Fotos vor. Sie bestätigte: Volltreffer. Doch es gibt ein Problem: Der Mann wurde nie auf frischer Tat ertappt. "Können Sie mir nicht ein Opfer beschaffen?", fragte man Karin Müller bei der Polizei. "Am besten minderjährig!" Jürgen Zapp vom Kommissariat "Gewalt gegen Frauen und Kinder" bei der Trierer Kriminalpolizei sagt, Voyeurismus sei strafrechtlich schwer zu fassen. Er fordert dennoch dazu auf, derartige Fälle zu melden. Die Polizei stelle dann zumindest die Personalien fest - und das schrecke ab. Die Trierer Bademeister betonen unisono, hart mit Voyeuren umzugehen. Der neueste "Spanner" im Stadtbad erhielt umgehend Hausverbot. Allerdings müsse man abwägen, erklärt Bohn. Bevor ein solches Verbot ausgesprochen werde, prüfe die Rechtsabteilung die Chancen des Betroffenen, juristisch dagegen vorzugehen. Schlagzeilen über ungerechtfertigte Hausverbote in einer öffentlichen Einrichtung möchte man sich ersparen. Wenn jemand das Bad betrete, der unter Verdacht stehe, werde das gesamte Personal alarmiert, beruhigt Bohn. Trotz Vorkehrungen: Misstrauen bleibt

Offenbar kein Problem in der Region sind Foto-Handys, die Schwimmbäder in anderen Bundesländern in die Schlagzeilen brachten: Badegäste waren im Internet auf heimlich aufgenommene voyeuristische Fotos von sich gestoßen. Die Bademeister in der Region haben von diesem Phänomen gehört, entsprechende Fälle aber sind nicht bekannt. Im Stadtbad hat man im Hinblick auf das Problem vorsorglich einen Passus in die Badeordnung eingefügt, der das Fotografieren fremder Personen ohne deren Einwilligung verbietet. Karin Müller erkennt solche Bemühungen des Stadtbads um Schutz vor Voyeurismus an. Doch sie gehen ihr nicht weit genug. Das Gefühl der Unsicherheit bleibt. Wann immer sie den Umkleidebereich betritt, sieht sie sich misstrauisch um - stets in Erwartung des bekannten Verdächtigen. "Es kann doch nicht wahr sein", schimpft sie, "dass man erst gegen ihn vorgeht, wenn etwas passiert ist!"

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