Spitzbart, Bauzaun und der Unbekannte

Trier · Die Ermittler müssen im Fall Tanja neben neuen Hinweisen rund 900 alte Spuren nochmals überprüfen. Ein paar davon sind angesichts des Ortes, an dem das Skelett entdeckt wurde, wieder interessant.

Trier. Wer ist Schuld am Tod von Tanja Gräff? Und was geschah, bevor die junge Frau den roten Felsen hinabstürzte? Fragen, die nach dem Fund der sterblichen Überreste Zigtausende Menschen beschäftigen. Hier einige alte Spuren, die angesichts des Fundortes relevant erscheinen:
Der Unbekannte: "Wir müssen den Unbekannten finden, der mit Tanja am Bierstand war", sagt Detlef Böhm, Anwalt von Tanjas Mutter Waltraud Gräff. Mehrere Zeugen hatten die junge Frau am Abend ihres Verschwindens an der FH in Begleitung eines etwa 1,80 Meter großen Mannes mit kurzen dunklen Haaren gesehen. Als ein Bekannter sie fragen wollte, ob sie mit ihm in die Stadt fahre, soll der Unbekannte ihn aggressiv angeblafft haben: "He, lass die Tanja in Ruhe!". Die Studentin schien den Mann zu kennen.
Die Drachenhausspur: Zwei Zeugen begegneten um kurz nach fünf Uhr am Drachenhaus (siehe Karte) einem sich streitenden Pärchen. Der Mann soll die Frau "Tanja" gerufen haben. Die Beschreibung passt zu Tanja und dem Unbekannten. Böhm, der Akteneinsicht hatte, findet diese Spur angesichts des Fundortes interessant, da das Drachenhaus auf dem Weg liegt, wenn man von der FH zum Felsenweg geht.
Auch die Kabinenbahnspur bekommt eine neue Bedeutung. Ein junger Mann hatte an der Mosel in der Nacht von Tanjas Verschwinden gegen halb fünf Uhr Frauenschreie gehört. Böhm hatte es zuvor für möglich gehalten, dass Tanja an der Kabinenbahn angegriffen wurde. Nun, da bekannt ist, dass sie vom roten Felsen stürzte, vermutet er, dass der Zeuge Schreie hörte, die vom Felsen aus über die Mosel schallten.
Die Spitzbart-Spur: Zeugen haben ausgesagt, dass sich auch ein kräftiger junger Mann mit Spitzbart in Tanjas Nähe am Bierstand aufgehalten habe. Ein Ex-Polizeibeamter hatte den Ermittlern in einem Leserbrief vorgeworfen, dieser Spur nicht genug nachgegangen zu sein. Der Bonner Generalanzeiger berichtet, der aus dem Saarland stammende Mann sei polizeibekannt, gehöre zur Death-Metal-Szene und habe sich bei der Befragung in Widersprüche verstrickt. So soll er bei der ersten Vernehmung gesagt haben, er sei nach dem Fest ins Saarland gefahren, während er später angab, in seinem Auto am Moselufer übernachtet zu haben. Auch sein Alibi sei zweifelhaft. Woher die Informationen des Generalanzeigers stammen, geht aus dem Artikel nicht hervor. Mit Polizei oder der Staatsanwaltschaft habe die Zeitung keinen Kontakt aufgenommen, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen. Er weist den Vorwurf zurück. Es sei eingehend ermittelt worden. Ein Tatverdacht gegen "den Spitzbart" habe sich nicht ergeben.
Die Bauzaun-Spur: Ein Mann, der im Stuckradweg an der Hochschule gegen 5.30 Uhr einen Bauzaun demontierte, wurde Zeuge eines Streits - möglicherweise zwischen Tanja und dem Unbekannten. "Pack mich nicht an" und "Ich will nur noch heim" soll die Frau gesagt haben.

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